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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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kann sich immer noch um einen Hinterhalt handeln. »Irgendwelche Signaturen?«
    »Keine in einem Radius von dreißig Metern. Das ist das Maximum der telemetrischen Erfassung in dieser Umgebung.«
    Verdammt. Wo sind die Minenbewohner? Haben die Dræu sie vor uns erreicht?
    »Regulatoren, Gebiet ausweiten«, rufe ich, und meine Stimme erzeugt ein viel zu deutliches Echo. »Klappe zu, Augen und Ohren offen.«
    Ockham verlässt seinen Posten und kommt zur mir, Jean-Paul im Schlepptau. Er deutet mit seinem Armalite auf die Statue in der Mitte des Wohnhofes. »Vielleicht hat der Bischof die Leute versteckt.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze«, blaffe ich und trete auf das Podest. Von diesem Aussichtspunkt aus habe ich alle Eingänge im Blick und kann zugleich die Stiegen zum Obergeschoss sehen, die von schillernden Glimmlampen beleuchtet werden. Es wird eine Weile dauern, bis meine Augen sich an die Düsternis im Kreuz gewöhnt haben.
    »Vienne«, sage ich, »kontrolliere den Bogengang. Nimm die rechte Treppe. Jenkins, du fängst von links mit dem Kontrollgang an. Ockham, überprüf den Gang auf zwölf Uhr. Fuse, drei Uhr. Ich nehme den auf neun Uhr.« Alle bestätigen meinen Befehl, auch wenn Ockham sich ein wenig Zeit damit lässt.
    »Was ist mit mir?«, fragt Jean-Paul und greift nach meinem leeren Gewehrfutteral.
    Steh nicht im Weg rum, Junge. »Du kannst auf Spiner aufpassen.«
    »Aber ich habe keine Waffe, Chief.«
    »Improvisiere.« Und nenn mich nicht Chief. Du bist noch kein Regulator.
    Ich gehe in Position, lasse mich auf die Knie nieder und starre in den mäßig beleuchteten Gang.
    »Irgendwas entdeckt?«, frage ich Mimi.
    »Bisher nicht.«
    »Öffne einen Vid-Link zum Team.« Vienne, Jenkins und Fuse haben keinen Feindkontakt. »Ockham? Wie ist dein Status?« Dann erst fällt mir auf, dass wir keine Kommunikationsverbindung zu Ockham haben. »Mimi, erinnere mich daran, dass ich uns bei nächster Gelegenheit mit dem alten Sack synchronisiere.«
    »Ich füge deiner Aufgabenliste ›alten Sack synchronisieren‹ hinzu.«
    »Haha.«
    Vienne meldet sich als Erste. Fuse ist der Nächste, gefolgt von Jenkins. Alles klar soweit. Nach einem knappen Blick zurück zu der Statue – Jean-Paul bewacht Spiner, bewaffnet mit einem Stück Bewehrungsstahl, und Spiner kratzt sich am Kopf, sichtlich benebelt von der Inszenierung – dringe ich weiter in den Gang vor. Mit jedem Schritt wird das Licht schwächer. Meine Augen brauchen ein paar Sekunden, um sich anzupassen, aber ich will meine Helmlampe nicht einschalten und womöglich unnötige Aufmerksamkeit erregen.
    Ich wünschte, mein bionisches Auge könnte thermische Bilder erfassen.
    »Ich auch«, sagt Mimi.
    Hier gibt es keine Türen. Keine Fenster, keine Tore. Nur einen endlos langen Gang, der Gott weiß wohin führt. Wenn sich hier irgendwelche Schürfer verstecken, haben sie keinen Herzschlag, anderenfalls hätte Mimi ihre Signatur aufgefangen.
    »Regulatoren«, melde ich mich über den Link. Aber ehe irgendjemand mir antworten kann, heult eine Sirene, und ich schlage die Hände über die Ohren. » Wà kào! Was zum Teufel ist jetzt los?«
    »Eine Alarmsirene, Cowboy«, sagt Mimi. »Das kommt vom Wohnhof.«
    Ich renne durch den Gang zurück und stürme mit Höchstgeschwindigkeit auf den Hof. Spiner krümmt sich und hält sich die Ohren zu. Jean-Paul bewacht ihn immer noch.
    »Vienne, Bericht!«, brülle ich in den auralen Link.
    Statisches Rauschen. Kurzer Sichtkontakt im Bogengang. Es ist Vienne, die mir in der linken Ecke signalisiert, dass alles in Ordnung ist. Sie kommt die Stufen herunter. Auch Fuse und Ockham erreichen nun den Hof.
    Ohne Jenkins.
    Wo ist er?
    »Jenkins, Bericht!«, sage ich, erschrocken über den Gedanken, ich könnte einen Soldaten verloren haben. »Ehe ich dich wegen Desertion erschieße.«
    Lachend schwingt Jenkins sich von der Arkade hinunter und landet wie ein Artilleriegeschoss auf dem Pflaster. Das Sirenengeheul verhallt allmählich, und ich sehe ein zufriedenes Grinsen in Jenkins’ Gesicht. Er ist derjenige, der den Alarm ausgelöst hat.
    »Was ist los mit dir, Regulator?«, frage ich, als er sich den Staub von den Knien fegt. »Warum machst du so einen Mist?«
    »Mir war nicht nach Treppensteigen.« Jenkins zuckt mit den Schultern. »Was soll’s? Es hat nicht wehgetan. Ehrlich. Mein Anzug hat den Aufprall aufgefangen.«
    »Nein, nein, nein.« Ich kneife mir in die Nasenwurzel. Ich hatte nicht die Absicht, dem Penner

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