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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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sie.
    »Negativ.« Wenn er stirbt, will ich das eigentlich gar nicht wissen.
    Der Rauch aus dem Ballsaal zieht über den verwundeten Dræu hinweg. Er steht noch an derselben Stelle auf dem Viadukt, dreht sich im Kreis und lauscht auf ein Geräusch, das er nicht so recht wahrnehmen kann. Ich könnte das Zielobjekt jetzt eliminieren. Ein einfacher Schuss. Aber das ist mir unmöglich.
    »Worauf wartest du?«, fragt Áine, die hinter einem Schienenwagen hervortritt. Da also hat sie sich
    versteckt. Ich hatte vorhin schon den Eindruck, sie wäre meiner Anweisung zu bereitwillig gefolgt. »Töte
    ihn, solange du die Gelegenheit hast.«
    »Nein. Regulatoren erschießen keine verletzten Ziele.«
    »Du machst dich über mich lustig, nicht wahr?«, sagt sie. »Du hast gerade schon auf ihn geschossen. Tu’s noch einmal.«
    Der Rauch hat den Dræu, der offenbar kein Interesse daran hat, seine Waffe aufzuheben, beinahe vollständig eingehüllt.
    »Die Richtlinien verbieten es«, antworte ich.
    »Das ist idiotisch!«, schimpft Áine. »Erspar dir den Ärger, ihn später töten zu müssen. Mach ihn alle, ehe er abhauen kann.«
    Kopfschüttelnd senke ich die Waffe. Der Dræu geht nirgendwohin, und wir können ihn vielleicht gefangen nehmen und verhören. Lebendig ist er für uns wertvoller als tot. »In den Richtlinien geht es nicht darum, den einfachsten Weg zu beschreiten. Es geht darum, den richtigen Weg zu nehmen.«
    »Du und deine beschissenen Richtlinien! Das ist ein Tier, ein blutrünstiger Schakal! Die sind nicht einmal menschlich!«
    »Und wenn ich einen unbewaffneten, hilflosen Feind erschieße«, erwidere ich, während ich langsam näher an die Kellertür rücke, hinter der sich das Kind versteckt, »was macht das dann aus mir?«
    »Einen Mann.«
    »Ja, klar«, sage ich und denke an die letzten Worte, die mein Vater während meines Besuchs an mich gerichtet hatte. »Das ist nicht die Art Mann, die ich sein will.«
    Áine verschränkt die Arme vor der Brust und stampft mit dem Fuß auf. »Zum Teufel mit dir!«
    »Sag, was du willst.« Ich schiebe sie hinter einen großen Betonbrocken, der von dem Viadukt heruntergefallen ist. »Aber bleib mit deiner Birne in Deckung. Mimi, scanne und speichere die biorhythmische Signatur des verwundeten Dræu.«
    »Ich kann nicht«, sagt sie. »Dieser Dræu ist nicht mehr in Reichweite.«
    »Was?«
    »Er ist weg.«
    Sie hat recht. Als der Rauch sich verzieht, sehe ich, dass der Viadukt verlassen ist.
    Der Dræu ist verschwunden.

KAPITEL 22
    H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
    »Jenkins«, sage ich über den Link. »Behalte den Viadukt im Auge. Schieß auf jeden Feind, der dumm genug ist, zurückzukommen.«
    »Jippie!«, brüllt er, und die Rückkopplung zerrt an meinem Trommelfell.
    »Das werte ich dann mal als Zustimmung«, sage ich und verziehe das Gesicht. Ich will gerade zum Keller laufen und das Kind holen, als Fuse mich anpingt.
    »Wir brauchen dich hier, Chief«, sagt er schwer atmend. Die Rettungsaktion hat ihn aus der Puste gebracht. »Sofort.«
    Ich schaue zur Kellertür. Das Mädchen kommt schon noch eine Minute zurecht, sage ich mir. Unterwegs schnappe ich mir Áine und nehme sie mit. Jetzt braucht sie keine Waffe, um sich nützlich zu machen.
    Als ich den Schienenwagen erreiche, hinter dem die Bramimondes in Deckung gegangen sind, finde ich dort einen Sterbenden. Ebi beugt sich über ihn. Die Dame steht einen Meter entfernt und drückt ein hauchdünnes Tuch an ihre Lippen. Sie weint zwar nicht, aber ihre Augen sind geweitet, und sie steht offensichtlich unter Schock. Sie sieht zu, wie Fuse auf die Knie sinkt und versucht, den Mann zu reanimieren. Ebi drückt eine provisorische Bandage auf seine Wunde, aber jedes Mal, wenn Fuse auf die Brust des Mannes drückt, sickert Blut unter dem Verband hervor.
    Femoralarterie, denke ich. Viele Soldaten haben schon Oberschenkelwunden überstanden, aber nicht, wenn die Hauptschlagader getroffen wurde.
    »Seine Lebenszeichen erlöschen«, warnt mich Mimi.
    Ich halte mich im Hintergrund und lasse Fuse seine Arbeit machen. Einen Moment später blickt er auf. Mit einem leichten Kopfschütteln bestätigt er, was ich bereits wusste. Es ist sinnlos, weiter zu versuchen, ein Leben zu retten, das nicht mehr zu retten ist.
    »Fuse«, sage ich. »Wegtreten.«
    Ebi hört mich, widerspricht aber nicht. Sie stählt sich innerlich, das Kreuz durchgedrückt. Wie man es in der Kampfschule lernt.
    »Wir sind hier

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