Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
Vom Netzwerk:
bereitgelegen hat.
    »Du weißt, wie man sich abseilt?«, fragt sie, während sie sich am Rand des Abgrunds aufbaut und zum Abstieg bereitmacht. Sie klingt weit entfernt.
    Meine Stimme quiekt: »Jawohl!« Abseilen gehörte in der Kampfschule zur Grundausbildung. Die haben uns mehr Seile runtergejagt, als ich zählen kann. »Brauchst du denn kein Geschirr?«
    »Geschirre sind etwas für Schweineschnauzen«, ruft sie und saust außer Sichtweite.
    »Maeve!« Ich falle auf die Knie und krieche voran. An der Kante lege ich mich flach auf den Boden und ziehe mich weiter. Meine Arme ertrinken von der Handfläche bis zum Ellbogen in Schweiß, und aus meinen Achselhöhlen steigt der metallische Geruch der Angst empor. Ich blicke in die Tiefe. Der Horizont kippt nach links. Das Seil hängt einsam und allein in der Tiefe.
    »Mimi?«, wage ich zu fragen. »Hat sie es geschafft?«
    »Meine Sensoren fangen nach wie vor ihre Lebenszeichen ein.«
    »Ernsthaft, will die wirklich, dass ich ihr folge? Muss ich mich jetzt auch abseilen?«
    »Die Indizien deuten es an, ja.«
    »Mist.«
    »Darf ich dir einen Vorschlag machen, Cowboy?«
    »Ich bin für alles offen.«
    »Lass dir ein paar Eier wachsen.«
    »Hab schon welche. Wenn das jemand wissen dürfte, dann du.«
    »Durango«, hallt Maeves Stimme leise aus der Tiefe empor. »Kommst du? Du bist doch nicht zur Schweineschnauze geworden, oder?«
    »Ich bin nicht zur Schweineschnauze geworden«, murmele ich. »Ich war immer schon eine.«
    »Also los«, ermutigt mich Mimi.
    Mehrere tiefe Atemzüge füllen meine Lunge. Wenn ich auf halbem Weg nach unten zu atmen aufhöre, werde ich wenigstens nicht gleich in Ohnmacht fallen. Dann schnappe ich mir das Seil, wickele mein linkes Bein drum herum, taste mich rückwärts an den Rand und gleite in leeren Raum. Der erste Schritt ist übel. Die erste Sekunde ist noch schlimmer. Als mein Körper ins Freie glitscht, befindet sich mein Geist bereits im freien Fall.
    Schwindel jagt Woge um Woge quälender Übelkeit durch meinen Körper, und der Würgegriff meiner Hände um das Seil droht sich zu lockern. Ich werde abstürzen.
    »Ich habe dich«, sagt Mimi. »Mach die Augen zu.«
    Die Symbipanzerung wird steif. Mimi hat die Kontrolle übernommen. Was als Nächstes passiert, ist mir ein Rätsel, denn ich spüre nichts, bis sie mir eine weitere Dosis Strom versetzt. Als ich die Augen aufschlage, stehe ich am Rand eines weiteren Tunnels. Das Seil befindet sich immer noch im Klammergriff meiner Hand. Ich schleudere es von mir und mache drei hastige Schritte fort von dem Abgrund. Mein Herz hämmert in der Brust, und ich sehe Mouches volantes an meinem Blickfeld vorübertreiben. Aber ich stehe auf festem Boden.
    »Danke«, sage ich zu Mimi.
    »War mir ein Vergnügen«, erwidert sie. »Immerhin ist es mein Job, dich am Leben zu halten.«
    Maeve hockt vor einem sehr beengten Tunnel und kehrt mir den Rücken zu, ganz so, als hätte sie vor, dort hineinzugehen.
    »Am Anfang ist es ein bisschen eng«, sagt sie und schlängelt sich bauchtanzartig in die schwarze Leere.
    »Was du nicht sagst«, grunze ich und versuche, ihre Fortbewegungsmethode zu imitieren. Unmöglich. Meine Schultern sind zu breit, und ich habe mich in meinen achteinhalb Jahren nie in Bauchtanz versucht.
    »Beeil dich«, ruft sie aus der Dunkelheit.
    »Warte.« Ich klettere wieder aus dem Loch und lege Symbipanzerung und Gewehrfutteral ab. Sehe nach, ob das Armalite gesichert ist. Dann schiebe ich mich mit den Füßen voran in den Tunnel und ziehe die Panzerung hinter mir her.
    Eigentlich ist es gar nicht so schwer. Der Tunnel führt ein paar Meter weit geradeaus, ehe er scharf nach rechts abknickt, um gleich darauf erneut nach rechts abzubiegen.
    »Wo bist du?«, ruft Maeve irgendwo weiter unten im Tunnel.
    »Hinter dir.«
    »Wie weit?«
    »Kann ich nicht sagen. Es ist dunkel hier.«
    »Macht nichts. Du bist fast am Ende. Pass aber auf, du kommst bald an einen kleinen Abhang.«
    Ich schiebe mich erneut vor und fange plötzlich an zu rutschen. »Mimi!«
    »Wohl bekomm’s, Cowboy!«
    Ich versuche, mich mit Ellbogen und Händen an den Tunnelwänden abzustützen, aber sie sind zu schlüpfrig. »Verdammt!«, schreie ich, als ich immer schneller werde. »Whoa!«
    »Ganz ruhig«, ruft Maeve mir zu.
    Jetzt kann ich einen Punkt erkennen, bei dem es sich nur um ihren Kopf handeln kann. Während ich immer schneller werde, wird ihr Kopf samt dem breiten Grinsen im Gesicht immer größer. Was soll dieses

Weitere Kostenlose Bücher