Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
sich hat.
»Aufwachen, Mimi«, sage ich. »Speichere ihre biorhtythmische Signatur.«
Exakt dreizehn komma sechs Sekunden später spüre ich Mimis Präsenz. »Erledigt, Cowboy.«
Die Arme vor der Brust verschränkt, stehe ich auf der Brücke wie Janus, der über eine Mautbrücke wacht.
Als Eceni sich wieder in der sicheren Umgebung ihrer Soldaten befindet, dreht sie sich um und kreischt: »Feiglinge! Narren! Ihr habt einen Tag, um den Schatz den Dræu zu übergeben. Anderenfalls töten wir euch alle, angefangen mit eurem gesalbten Retter Jacob Stringfellow.«
Lachend ergreift sie den Mörser und feuert eine Granate in die Decke. Hinter mir suchen die Minenbewohner hastig Deckung. Steine regnen auf mich herab, prallen von meiner Panzerung ab. Es fühlt sich an wie eine Lawine.
KAPITEL 31
H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
Die Krankenstation ist klein, sauber und behaglich, und es stinkt nach Alkohol und Bleichmittel.
Ich klopfe zweimal und warte.
Maeve und Áine kümmern sich um Vienne, die in dem Bett liegt, das am weitesten von der Tür entfernt steht.
Maeve winkt mich herein.
Als ich am ersten Bett vorbeigehe, sehe ich dort Dame Bramimonde schlafen. Ihr Gesicht wurde von dem blauen Make-up befreit, das himmelblaue Haar entflochten und ausgekämmt. Hier verbringt sie also ihre Zeit. Ich hatte angenommen, die Dame hätte sich in einem der Quartiere verkrochen und ließe sich von vorn bis hinten von Minenbewohnern bedienen.
»Ich wusste nicht, dass sie krank ist«, sage ich leise.
»Es gibt vieles, was du nicht weißt, Regulator.« Áine zieht einen Vorhang um das Bett der Dame, und ich
schäme mich meiner selbst.
Maeve führt mich zu Viennes Bett und zieht den Vorhang zu, um uns ein wenig Privatsphäre zu schenken. Das Gesicht meiner Superkämpferin sieht ausgezehrt und bleich aus. Graue Ringe liegen unter ihren Augen. Sie sieht zerbrechlich aus, blass, beinahe schwach, und etwas in mir zieht sich krampfhaft zusammen. Ihr Haar ist frisch gewaschen und ausgekämmt und riecht nach Seife. Die verwundete Ferse ist gut verbunden worden und hochgelagert. Ihre Zehen, die aus dem Verband herauslugen, sind geschwollen und purpur-schwarz verfärbt.
»Hübsche Fußzipfel«, sage ich, bemüht, mich unbeschwert und munter zu geben, obgleich ich das Gefühl habe, mein Atem verfängt sich in meiner Lunge.
Vienne dreht das Gesicht zur Wand.
»Die Wunde«, sagt Maeve und räuspert sich, »war so sauber, wie wir es uns nur wünschen konnten. Das Schrapnell ist direkt durchgegangen. Ihr habt sie schnell zu uns gebracht, also rechne ich nicht damit, dass die Wunde sich allzu schlimm entzünden könnte. Sollte es doch zu einer Entzündung kommen, haben wir einen ordentlichen Vorrat an Antibiotika und wundreinigenden Maden zur Hand. Ja, gut, einen netten Besuch wünsche ich. Ruft mich, falls ihr irgendwas braucht.«
Maeve zieht den Vorhang zu, als sie geht. Ich bleibe neben dem Bett stehen. Hätte ich einen Hut, würde ich ihn jetzt in Händen halten und mit nervösen Fingern bearbeiten. Als wir zu dieser Mission aufgebrochen sind, habe ich Fuse erzählt, wir würden nicht verletzt werden. Was beweist, dass Wahrsagerei nicht zu meinen Gaben zählt. Ein Chief zu sein vielleicht auch nicht.
»Wie geht es dem Fuß?«, frage ich leise.
Die Wand scheint der einzige Gegenstand ihres Interesses zu bleiben.
»Mimi, wie geht es ihr?«
»Lebenszeichen normal«, faucht sie. »Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Ihr giftiger Tonfall ärgert mich. » Kann oder will? «
»Gibt es da einen Unterschied?«
»Es steht dir frei, in den Bereitschaftsmodus zu wechseln«, sage ich, verärgert, von meiner eigenen KI so mies behandelt zu werden.
Nach einer langen Minute lege ich die Fingerspitzen auf Viennes Arm. Ich erinnere mich nicht, je zuvor ihre nackte Haut berührt zu haben, und der Kontakt löst ein Prickeln an meinen Fingerspitzen aus. Ich frage mich, wie es wohl wäre, ihr Gesicht zu berühren, die sanfte Rundung ihrer Wangen an meinem Handrücken zu spüren, ihre samtenen Lippen auf ... Ich räuspere mich, um einen klaren Kopf zu bekommen. »Vienne, wie geht es dir?«
»Ich lebe«, sagt sie, ohne sich zu rühren. »Danke.«
Ich zwinge mich zu einem falschen Kichern. »Du wolltest wohl sagen, das hast du nicht mir zu verdanken.«
»Du hast mir jetzt zweimal das Leben gerettet.« Sie entzieht mir ihren Arm. Ihre Stimme klingt wie ein heiseres Flüstern. »Das bedeutet, ich schulde dir
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