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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Argument leuchtet mir ein. Fisher Four gilt derzeit als wertlos, aber sollte es Gerüchte über Diamanten geben – oder auch nur über einen einzigen Diamanten -, würde es hier vor Glückssuchern wimmeln, die sich beeilen würden, die Minen in ihren Besitz zu bringen. Falls CorpCom ihnen nicht zuvorkommt. Trotzdem gefällt es mir ganz und gar nicht, dass sie Sandflöhe verstecken. »Wo hast du den Klunker her?«
    »Von einem der Sandflöhe. Er hat ihn aus einem Tunnel mitgebracht, der mindestens einen Kilometer weit senkrecht in die Tiefe führt. Es gibt keinen lebenden Minenarbeiter und keine Fördermaschine, die groß genug wäre, so tief zu graben. Dafür brauchen wir die Sandflöhe.«
    »Und die Dræu wissen davon?«
    Ich beobachte, wie die Sandflöhe sich in ihrer Nährlösung winden. Sie sehen harmlos aus, beinahe niedlich, wie sie voneinander abprallen und sich nahe der Oberfläche sammeln, um Maeves Aufmerksamkeit zu erregen. Doch dann fühle ich ein furchtsames Schaudern, das nicht von mir stammt. Mimi. Sie hat Angst vor ihnen.
    »Irgendwie haben sie davon erfahren. Wie, weiß ich nicht. Aber sie wollen die Sandflöhe unbedingt haben. Stell dir mal vor, wie viel Geld sie erpressen könnten, wenn sie drohen, ein paar Hundert Omnivoren freizulassen.«
    »Mimi?«, frage ich. »Dieses Mal lügt sie nicht, stimmt’s?«
    »Sämtliche physiologischen Indikatoren deuten daraufhin, dass sie die Wahrheit sagt.«
    Die Minenbewohner stehen also an der Schwelle zu großem Reichtum. Der Gedanke hat was. Ich frage mich, was Dame Bramimonde wohl davon halten würde, sollten diese Leute ihre Nachbarn werden. »Ein einziges von diesen Biestern könnte eine ganze Gewächshausanlage zerstören.«
    »Jetzt hast du es begriffen«, sagt Maeve. »Darum können wir den Dræu nicht geben, was sie wollen, ganz gleich, wen sie uns nehmen.«
    Ich muss mir wieder ins Gedächtnis rufen, dass dies die Spezies ist, die Hunderte von Soldaten getötet hat. Auch Mimi. Die beinahe Vienne getötet hätte. Und schon rühren sich Schuldgefühle, weil diese Sandflöhe überhaupt existieren, auch wenn es nur eine kleinere Version ist.
    »Ihr habt uns belogen.«
    »Hätte es denn viel geändert, hättet ihr die Wahrheit gekannt?«
    »Ja, und das weißt du verdammt genau«, antworte ich. »Darum habt ihr geschwiegen.«
    Sie breitet die Hände aus wie eine billige Buddhakopie. »Würdest du nicht auch lügen, wenn du dadurch deine Leute retten könntest?«
    »Nein!«, sage ich. Qí yán fen tu yŏ, sie hört sich an wie Vater. »Lügen ist niemals der richtige Weg. Meine Leute müssen die Wahrheit kennen. Sie müssen wissen, wofür sie kämpfen.«
    »Sie werden uns im Stich lassen«, erwidert Maeve. »Sie werden uns den Dræu überlassen.«
    »Mag sein«, entgegne ich. »Das wäre ihr gutes Recht, nachdem sie so getäuscht wurden.«
    »Und was ist mit dir?«, fragt sie. »Würdest du bleiben?«
    Sie umfasst meine Hände. Ihre sind rissig wie altes Leder – raue, schrundige Bergarbeiterhände. In ihnen steckt ein ganzes Leben voller Schmerz und harter Arbeit, und ich weiß, dass ihre Lügen nichts an dem Eid ändern, den ich geleistet habe.
    »Ich habe versprochen, für euch gegen die Dræu zu kämpfen«, sage ich. »Ich habe diesen Auftrag übernommen, und ich gedenke, ihn zu Ende zu führen.« Auch wenn es mich umbringt.
    »Was vermutlich der Fall sein wird«, kommentiert Mimi, als ich kehrtmache, um zurückzugehen.

KAPITEL 32
    H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
    Die Beerdigung eines gefallenen Regulators beginnt mit dem Bau einer kleinen Hütte, dem Haus der Trauer. Es wird, falls verfügbar, aus Holz erbaut. Gibt es kein Holz – und es gibt so gut wie nie Holz, es sei denn, der Regulator stammt aus reichem Hause, denn Holz ist eine der kostbarsten Handelswaren auf dem Mars –, tut es auch jedes andere brennbare Material.
    Ein Haus der Trauer ist etwa einen Meter länger als der Regulator, der in ihm aufgebahrt wird. Zwei Meter breiter. Drei Meter höher. Die Dachschrägen haben einen Winkel von fünfundvierzig Grad. Der First ist an jedem Ende mit einem runden Siegel ausgestattet. Ein Siegel steht für die Familie der Mutter, das andere für die Familie des Vaters. Diese Vorgaben sind Bestandteil der Richtlinien, ebenso wie die Regel, derzufolge ein gefallener Regulator, dessen Leichnam auf dem Schlachtfeld verloren ging, die gleiche Beerdigungszeremonie erhalten muss wie jeder andere.
    Die Siegel an

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