Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Fall den Big Daddy anzugreifen, egal aus welchem Grund.«
»Ja, Chief! Wird erledigt!« Ich schalte Mimis Bild ab. Rufe die anderen fünf Angehörigen unseres Davos – Squirt, Switch, Decker, Pike und Vienne – und gebe Mimis Anweisung weiter. »Der Chief sagt, ihr dürft Big Daddy nicht angreifen, egal aus welchem Grund.«
»Roger«, bestätigt Vienne, Mimis Nummer zwei.
Dann drücke ich schnell hintereinander drei Knöpfe. Bilder von Tunnel zwei blinken auf. Eines zeigt die große Höhle mit den Zellen für die Big Daddys. Das zweite Bild zeigt die Gänge über dem Tunnel, auf denen Betreuer patrouillieren, bewaffnet mit elektrostatischen Viehtreibern. Auf dem dritten Bild sehe ich Tunnel zwei e. Dort drängeln sich verletzte Stoßtruppsoldaten und ein marodierender Big Daddy.
Das ist das Zentrum der Aktivitäten. Das ist der Ort, an dem ich sein will. Nicht hier, wo ich nur herumsitze und den Botenjungen spiele. Ich konzentriere mich auf die Übertragung aus zwei e. Beobachte, wie Mimi hinter einem Frachtcontainer in Deckung geht und den Soldaten zubrüllt: »Rückzug! Rückzug!«
Aber der Big Daddy versperrt ihnen den Weg mit seinem Carapax, einer Panzerung, die so dick ist, dass nicht einmal Mörsergranaten ihr etwas anhaben können. Die Soldaten können sich nicht zurückziehen, und ihre Nadelwerfer sind nutzlos im Kampf gegen den genmanipulierten Sandfloh. Ich beuge mich dicht vor den Bildschirm, und mein Herz rast, als der Big Daddy einen Soldaten mit seinen Mandibeln packt. Mit einem mühelosen Hieb spaltet er den Mann in zwei Teile. Dann sehe ich, wie der Big Daddy anfängt, sich im Kreis zu drehen. »Chief!«, brülle ich in mein Headset. »Hinter dir! Hinter dir!«
»Was war das?«, brüllt sie zurück, als der Sandfloh bereits ein zähflüssiges Sekret über die Angehörigen des Stoßtrupps versprüht. Und über Mimi, die auf dem Weg zu dem tödlich verwundeten Mann ist. Die Soldaten gehen schreiend zu Boden, doch Mimi scheint durch ihre Symbipanzerung geschützt zu sein. Dann aber dreht sie sich zu dem Multivid um.
Die Hälfte ihres Gesichts ist nicht mehr da.
»Chief ...?«, bringe ich mühsam hervor.
Mimis Lippen sprechen ein tonloses Wort. Sie greift nach der Kamera. Die Übertragung aus dem Tunnel wird pixelig. Und erlischt.
»Vienne!«, schreie ich. Ich sehe, dass unser Davos den Tunnel erreicht hat. »Der Chief ist gefallen! Wiederhole, der Chief ist gefallen! Ich komme zu euch.«
»Nein«, sagt Vienne. »Bleib auf deinem Posten. Wir kommen hier klar, Frischling.«
Ich tippe auf das Headset, störe das Signal. »Kann dich nicht verstehen. Verliere das Signal.« Dann reiße ich mir das Headset vom Kopf. Ergreife mein Armalite. Renne die Stufen zu dem Motorschlitten hinunter, der mich in den Tunnel bringen wird. Als ich ankomme, dränge ich mich durch eine Legion Stoßtruppsoldaten, die am Hauptzugang Position beziehen. Drinnen wütet noch immer der Big Daddy. Ich versuche, Vienne zu rufen.
Keine Antwort.
Sie sind alle tot. Ich finde ihre Leichen überall verstreut. Entstellt von dem Big Daddy, der sie angegriffen hat.
Aber ich gehe weiter. Der Big Daddy verzieht sich in den hinteren Bereich des Tunnels. Ich gehe hinter einem Frachtcontainer in Deckung.
»Was soll ich jetzt tun?«, brülle ich, obwohl niemand mich hören kann. »Chief? Vienne? Irgendwer? Was soll ich tun?«
»Hilf mir«, antwortet der Chief. Ihre Stimme ist nur ein heiseres Flüstern.
»Chief!« Ich finde Mimi halb unter Schutt begraben. Was von ihrem Gesicht übrig ist, ist eine knotig verzerrte Masse. Mein Magen will sich umdrehen, als ich mich bücke, um sie hochzuheben. »Ich bringe dich hier raus, Chief.«
»Nein«, krächzt sie, obwohl ihr deformierter Mund kaum noch in der Lage ist, Worte zu bilden. »Rette erst die anderen.«
»Ich kann nicht. Du bist mein Chief.«
»Tu ... es! Ich ... befehle ...!«
»Ja, Chief.«
Ich kehre ihr den Rücken zu und zerre Vienne aus dem Geröll hervor. Ein Rinnsal Sandflohsekret läuft über ihren Rücken. Die Panzerung schmilzt, und ihre Haut schlägt Blasen. Ich fürchte, die ätzende Chemikalie könnte sich bis auf die Knochen durchfressen. So schnell ich kann trage ich sie zu den Sanitätern am Eingang des Tunnels.
»Kümmert euch um sie«, sage ich, als ich ihnen Vienne übergebe.
Die Pflicht treibt mich zurück zu Mimi. Wieder beuge ich mich zu ihr hinunter. »Chief?«
»Die anderen?«, fragt sie.
»Vienne hat es geschafft«, antworte ich.
Während der Big
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