Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)
nicht wirklich erwarten, dass wir über diese Brücke da rübermarschieren! Ich meine, wir sind doch keine Selbstmörder!“, sagte Ollashon jetzt unbehaglich. Er ergänzte nach ein paar Augenblicken des beklommenen Schweigens noch: „Seht ihr – wenn sie da drüben echt Tassaier haben, sollen die doch
hierher
kommen!“
„Sie sind doch wahrscheinlich verletzt“, meinte Vaniyaa. Sie sah selbst unglücklich über die schimmernde, beängstigend schmale Brücke zu der offensichtlich schwebenden Plattform hinüber.
„Das hast du aus dem Gegluckse deiner Freunde herausgehört, meine Liebe“, konterte der Robotiker säuerlich und machte aus seiner Skepsis keinen Hehl. „Ich bin davon nicht wirklich überzeugt. Wer sagt dir denn, dass die Shonta diese Tassaier, sobald sie mit ihnen Kontakt gehabt und ihnen alles abgenommen haben, was sie brauchen konnten, die armen Kerle nicht einfach in dieser Schlucht
entsorgt
haben? Da könnten wir sie wirklich lange suchen!“
„Nun bleib mal ruhig, Thol. Das ist ein ganz und gar absurder Gedanke, für den es überhaupt keinen Beweis gibt. Du denkst viel zu schlecht von unseren Gastgebern! Und was diese Brücke angeht… vielleicht finden sie ja noch einen anderen Weg…“ Vaniyaa fand den negativen Standpunkt Ollashons wirklich völlig unmöglich.
„Van, dein Sprachentalent in allen Ehren“, unterbrach er sie etwas frustriert. Er hatte das Gefühl, bei ihr gegen eine Wand zu reden. Sie waren so völlig unterschiedlicher Ansicht. „Ich habe ja schon gemerkt, wie sehr du die kleinen Kerle vergötterst… aber sei doch bitte mal realistisch, was
erwartest
du jetzt? Dass sie uns zuliebe einen Gleiter konstruieren und rüberfliegen lassen?“
Ihr herzförmiges Gesicht rötete sich verärgert, und sie blitzte ihren Kollegen ungnädig an. Doch ehe sie ihrem aufbrausenden Zorn freien Lauf lassen konnte, wurde sie von dem Anführer-Shonta an der Hüfte gepackt. Er deutete ganz eindeutig nach rechts. Das brachte Vaniyaa dann aus dem Konzept.
„Was? Was willst du?“ Sie blinzelte überrascht zu der kleinen, halbnackten Gestalt hinunter, die eifrig gestikulierte und an ihrer Hand zog.
Er deutete weiter nach rechts und gluckste eindringlich. Zwei der anderen Shonta hatten sich schon dorthin auf den Weg gemacht. Zwischen einigen kegelförmigen Maschinenkolossen, die hoch oben in der Finsternis verschwammen, befand sich ein leicht abschüssiger Pfad, eine künstliche Rampe.
„Vielleicht… na ja… also, vielleicht gibt es doch einen zweiten Weg?“, wagte die Ärztin anzumerken. Sie sah immer noch unschlüssig und nervös aus.
„Nun… schaden kann es jedenfalls nicht, wenn wir mal nachschauen, was sie uns da zeigen wollen“, entschied Yuuricor.
Er hatte auch keine Lust, sich über diese Brücke zur Shontastadt zu begeben… nicht, dass die Brücke instabil aussah oder so, aber sie war einfach
verdammt
schmal… und dann dieser Abgrund… und es stand schließlich zu erwarten, dass er seine ängstlichen Kollegen bei dem Wandern über den Steg ebenfalls noch im Auge behalten musste, damit sie den Hin- und Rückweg überhaupt schafften.
Nein, das war völlig ausgeschlossen. Da konnte viel zuviel schief gehen.
So folgten die fünf Yantihni der Handvoll verbliebener Shonta, die bisher noch nicht über die schmale Brücke marschiert waren.
In der Tat führte diese Rampe nach einem scharfen Linksknick hinter den Maschinentürmen wieder in Richtung Schlucht. Genauer gesagt: auf eine gut vier Neen breite Plattform, die ein paar Neen unterhalb des bisherigen Bodenniveaus lag. Und hier keuchte Tholmaar überrascht auf.
„Gütiger Quin! Das ist ja unglaublich!“
Ein fahl glühender Strom von Partikeln schoss hier mit dumpfem Brummen aus einem tiefen, horizontalen Schacht in der Schluchtwand und überbrückte den Abgrund zwischen der Schachtwand und der schwebenden Stadt. Er war mehr als mannsstark und übergoss den breiten Sims, auf dem sie sich befanden, mit flackerndem, weißblauen Leuchten. Direkt unterhalb des Energiebandes glänzte die Plattform wie glatt geschmirgelt – später sollte Tholmaar das auf den Effekt von ionisierten Partikeln zurückführen, die aus dem Kraftfeld geschleudert wurden.
„Was, bei allen Sternengeistern, ist
das
denn?“, wollte Thylarid wissen.
Sie starrte das glühende Energiebündel erschrocken an und wich sicherheitshalber zurück, als fürchte sie, von einer Art elektrischem Schlag getroffen zu werden. Aber dieses Strahlenbündel schien
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