Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)
wissen.
„Wir sind in Ordnung, Yer… die Gurte haben uns alle gut gehalten.“ Das war der Chemiker Sherrachan. Er klang dennoch trostlos, und seine nächsten Worte zeigten auch, warum: „Die RHON-2 hatte weniger Glück…“
„Wieso…?“
Yerranith drehte sich um, und jedes weitere Wort blieb ihm im Hals stecken.
Er erkannte die RHON-2, aus der er eben mit Chailas Hilfe herausgekommen war, fast nicht wieder.
Das yantihnische Beiboot war jetzt überkrustet von glimmenden, anthrazitfarbenen Wurmmaschinen, deren Unterseiten unablässig lautstark knatternde Energiepulse ausspieen. Maschinelle Vibratorsägen sorgten für zusätzlichen Lärm und taten der Außenhaut der RHON-2 Gewalt an. Die mehr als mannlangen Robotmaschinen aus schwarzrotem Metall brannten sich zielstrebig in die Raumschiffpanzerung, als würden sie so etwas jeden Tag tun (was vermutlich stimmte). Sie hatten bereits jedweden Schriftzug und beinahe alle Oberflächenschutzfelder aus Polymeren zertrennt und abgebrannt.
Von weiter oben aus dem dunstigen Firmament über dem Schiff hingen bizarre Metallstränge von einer vernebelten Kuppe herab, wenigstens sah es auf den ersten Blick so aus – diese Kuppe erwies sich jedoch kurz darauf als großer Schweberoboter, mehr als dreimal so groß wie die RHON-2 –, der sich direkt über dem havarierten Raumschiff befand. Das Beiboot war mitten zwischen wolkenkratzerhohe Maschinentürme gestürzt und wäre hier zweifellos zertrümmert worden. Möglicherweise hatten Formenergiepolster die RHON-2 vor der sofortigen Totalzerstörung geschützt… aber nicht aus Nächstenliebe, sondern wohl eher, um Schäden zu vermeiden, die der Absturz an der Umgebung hätte anrichten können.
Die metallenen Stränge, die von oben herabhingen, hatten sich an acht Stellen des Beiboots verankert und hoben es immer wieder an und wuchteten es hin und her, damit die kleineren Wurmmaschinen leichter an beschädigte Stellen oder offensichtliche Luken gelangen konnten, die sie aufsägten und ohne Rücksicht auf die Funktion der Schiffsteile munter zerstörten.
Immer, wenn Stücke der Verkleidung oder der Schiffsinfrastruktur abgetrennt und zerteilt waren, wurden sie durch glühende Energiesäulen angesaugt, gewichtslos gemacht und nach oben entfernt. Diese Demontage schritt in einem beängstigenden Tempo voran. An manchen Stellen konnte Yerranith bereits bis auf die Triebwerksblöcke des Beiboots hinabsehen.
Er zerbiss einen Fluch und konnte kaum glauben, was er hier sah. Das war ein Verbrechen. Das konnten diese Dinger nicht machen! Das war SEIN Beiboot!
Nur eins war Yerranith sofort klar – mit
diesem
Schiff würden sie niemals wieder fliegen können. Was auch immer sie sich vorgestellt hatten, als sie Yuuricors verrücktem Plan zustimmten, diesen Maschinenmond genauer anzuschauen – jetzt saßen sie alle auf diesem fremden Himmelskörper fest und mussten um nichts Geringeres als ihr Überleben kämpfen.
Resigniert gesellte er sich zum Rest seiner Gefährten am den Rand jener flachen Grube, in die das Schiff gestürzt war. Keine Maschine hielt ihn dabei auf. Diese stumpfsinnigen Automaten schienen tatsächlich allein auf „Verschrottung funktionsuntüchtiger anderer Maschinen“ geeicht zu sein. Mit Lebewesen konnten sie nichts anfangen. Das war vermutlich sogar ihr Glück. Yerranith fürchtete, dass sie Lebensformen nicht viel zarter behandelt hätten als die RHON-2, und das würde ihr Tod sein.
„Und nun? Bitte, Yer, was tun wir denn nun?“, fragte die zierliche Exopsychologin Rinataan verstört. Ihre großen blauen Augen waren mit Schock gefüllt.
„Ich weiß es nicht“, gab Yerranith hohl zurück, und das lag nicht nur an dem Schock, den er allmählich überwand. Er starrte auf das Beiboot, mit dem sie hier gelandet waren. Hier und da wurde schon das metallene Skelett der RHON-2 sichtbar, das immer weiter zerlegt wurde und schrumpfte. Wenn diese Maschinen so weitermachten, würde es kaum eine Stunde dauern, bis das Schiff zerstört war. Sie waren entsetzlich effizient.
Er erschauerte und fühlte sich schrecklich ratlos. „Ich weiß es einfach nicht.“
*
34. Das Maschinenvolk (II)
Stoßtrupp, im „Sternenhammer“, 20. Yoysh 440 yantihnischer Zeitrechnung
Die schwebende Stadt war eigentlich nicht das, was sich die Yantihni darunter vorstellten, aber das erkannten sie erst, als sie am Ziel waren. Dorthin zu gelangen, erwies sich als nicht eben einfach. Überhaupt war hier einiges anders, als es auf den
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