Das Matarese-Mosaik
drei Jahren bei Ihnen war?«
»Falls der seinen Namen gesagt hat, dann so leise, daß ich ihn nich richtig mitgekriegt hab’. Er hat gesagt, er sei Vertreter einer Privatbank, die Henshaws Interessen wahrnimmt.«
»Welche Bank?«
»Das hat er nich gesagt.«
»Und Sie haben ihn nicht gefragt, warum Sie die Rechnungen nicht an ihn schicken können, wenn er doch Henshaws Banker ist?«
»Oh, in dem Punkt hat er sich ganz klar ausgedrückt, Sir. Er hat gesagt, daß es in der Öffentlichkeit überhaupt keine Verbindung zwischen ihm oder der Bank und Mr. Henshaw geben darf.«
»Ist Ihnen das nicht ein wenig komisch vorgekommen, mein Freund?«
»Ja klar, natürlich ist es das. Aber er hat mir erklärt, ganz deutlich sogar, daß reiche Familien manchmal ganz seltsame Vorstellungen haben, wenn es um Ehemänner, Frauen und Kinder geht … Sie wissen schon, all die Erbschaftsregeln und
Stiftungen und so’n Zeug, von denen unsereins keine Ahnung hat.«
»Was sollten Sie also tun?«
»Das, was Henshaw mir sagte. In dem Punkt hatte er völlig freie Hand. … Klar,’n paar Rechnungen habe ich’n bißchen ausgepolstert, aber nur, um dafür für den Tieflader und den Fahrer zu bezahlen, ich schwör’s Ihnen! Die ganze Geschichte war ein wenig verrückt, aber gewöhnlich haben wir keine Kunden wie diesen Henshaw und die Brewsters. Ich meine, man liest ja schließlich die ganze Zeit in den Zeitungen von diesen Leuten – den anständigen Zeitungen, meine ich.«
»Wollen wir doch zur Sache kommen, Mr. Noyes«, sagte Leslie entschieden. »Dem Grund, weshalb wir hier sind. Wie erklären Sie den Posten ›Diverses‹ auf der Rechnung, die Roger Brewster in bar bezahlt hat? Ein Betrag von über vierzehnhundert Pfund, glaube ich.«
»Himmel noch mal, ich hab’ doch gleich gewußt, daß das früher oder später rauskommt! Und ich sag’s Ihnen auch ganz ehrlich, ich war da wirklich sauer. Angekotzt hat mich das! Entschuldigen Sie bitte. Ich hab’ diesen Betrag fast achtzehn Monate lang in meinen Büchern geführt! Henshaw hat gesagt, daß er zahlen würde. Aber wenn ich die Rechnung den Westminsterleuten schicken würde, würde ich ihn nie wieder sehen. Und schließlich hatte ich eine solche Scheißwut – Entschuldigung …«
»Ist schon gut, fahren Sie fort.«
»Ich war so wütend, daß ich Henshaw am Telefon gesagt hab’ – ich dachte , daß es Henshaw war -, daß er jetzt entweder bezahlt, oder er kriegt den Jaguar nich!«
»Und wofür war der Betrag?« fragte Leslie.
»Also, ich hab’ geschworen, daß ich nie einem was sagen würde.«
Geoffrey Waters griff in die Tasche und holte seinen MI5-Ausweis wieder heraus und klappte ihn auf. »Ich denke, Sie reden jetzt besser, alter Junge, sonst werden Sie wegen Verbrechen gegen die Krone unter Anklage gestellt.«
»Verbrechen! Aber ich doch nich! Ich bin bei der Zivilgarde!«
»Die hat man vor zehn Jahren aufgelöst.«
»Reden Sie«, drängte Pryce.
»Also schön, ich will mit euch Typen ja keinen Ärger … Vor rund zwei Jahren hat Henshaw mir gesagt, daß er einen erstklassigen Safe unter dem Boden im Kofferraum seines Jaguar haben will. Einen Safe, der wie ein Teil des Fahrgestells aussieht. Das hat fast eine Woche gedauert, obwohl er den Safe in zwei Tagen haben wollte. Wir mußten alles andere zurückstellen – dafür hab’ ich ihn bezahlen lassen, das hab’ ich allerdings! Ganz besonders, weil er dann bei einer anderen Garage die Platte in den Kofferraum hat einbauen lassen. Jetzt sieht man nich, wo das verdammte Ding ist!«
»Haben Sie den Mann von der Bank je wieder zu sehen bekommen?« fragte Pryce.
»Ihn selbst nich, aber eine Menge Kollegen von ihm.«
»Wieso?«
»Jedesmal, wenn wir den Jag abgeholt und repariert haben, dann ist einer von den Typen hier aufgetaucht und hat sich unsere Reparaturarbeit angesehen. Ich sag’s Ihnen, mir hat das gar nich gepaßt, genauso wie mir auch die Geschichte mit der Platte im Kofferraum nich gepaßt hat. Ich habe einen verdammt guten Ruf, das können Sie mir glauben.«
»Waren diese Männer je mit dem Wagen allein?«
»Keine Ahnung, ich hatte meistens zu tun.«
»Vielen Dank, Mr. Noyes«, sagte Geoffrey Waters. »Sie waren sehr hilfsbereit. Die Krone weiß das zu schätzen.«
»Gott sei Dank!«
Der rote Jaguar stand in der für drei Fahrzeuge ausgelegten Garage im hinteren Teil des Hauses am Belgravia Square. Roger Brewster hatte den schweren Werkzeugkasten seines verstorbenen Vaters herausgeschleppt
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