Das Matarese-Mosaik
eure Mutter nichts von den Unfällen erfuhr.«
»Das hatte ich zuerst auch gedacht, Mr. Pryce. Aber Mum war ja nicht blind, und es läßt sich ja kaum verbergen, wenn ein Auto nicht da ist. Ganz besonders ein roter Jaguar, der gewöhnlich vor dem Haus parkt – Gerald hat sich nie die Mühe gemacht, ihn in die Garage zu fahren.«
»Jetzt begreife ich. Hast du dann den wahren Grund herausgefunden?«
»Möglicherweise, Sir. Die Reparaturrechnung damals betrug zweitausendsechshundertsiebzig Pfund…«
»Zweitausend sechshundert … fast dreitausend Pfund?« sagte Waters erregt. »Das ist ja praktisch ein Totalschaden!«
»Das war aber nicht der Fall, wenigstens war auf der Rechnung nichts davon zu erkennen. Da stand nur etwas von einem ausgebeulten Kotflügel und Lackarbeiten und ›Generalreinigung‹, was ja schließlich nicht viel mehr als gründlich waschen und polieren heißt.«
»Und was sonst?« wollte Waters wissen. »Wie kam der Bursche dann auf beinahe dreitausend Pfund?«
»Der Restbetrag stand unter ›Diverses‹…«
»Was?« fragte Pryce verblüfft. »Hat der Mann denn geglaubt, er würde damit durchkommen?«
»Ich glaube nicht, daß er darüber nachgedacht hat«, erwiderte Roger Brewster. »Ich sollte vielleicht erklären, daß er sehr verwundert war, daß ich kam und nicht Gerry. Ich glaube nicht, daß er mir den Betrag am Telefon gesagt hätte, wenn er gewußt hätte, daß ich dran war.«
»Hat er denn diese ›diversen‹ Kosten erklärt?« fragte Pryce nach.
»Er hat gesagt, ich solle meinen ›alten Herrn‹ fragen.«
»Hast du ihm denn das Geld gebracht, bar, meine ich?«
»Ja, ich wollte den Wagen zurückhaben. Da Mutter häufig wegen ihrer Naturschutzstiftung unterwegs war, hatte sie für Angela und mich Konten für Notfälle eingerichtet. Ich war zur Bank gefahren, hatte Geld abgehoben und war nach St. Albans gefahren und wollte dort jemanden bitten, den Bentley wieder zurückzubringen.«
»Wolltest du es deiner Mutter sagen?« fragte Leslie.
»Also, ich hatte vor, zuerst Gerry zur Rede zu stellen, um zu hören, ob er eine vernünftige Erklärung hätte.«
»Und das hast du?« fragte Pryce.
»Natürlich, und er war völlig aus dem Häuschen. Erst einmal hat er dreitausend Pfund aus der Tasche gezogen – sonst hatte er nie soviel Geld – und gesagt, der Rest sei für die Mühe, die ich gehabt hätte. Und dann forderte er mich auf, Mum nichts zu sagen, weil sie für die Reparatur verantwortlich gewesen sei und er nicht wolle, daß sie sich ärgerte.«
»Weshalb sollte sie denn verantwortlich gewesen sein?« fragte Geoffrey Waters.
»Er hat behauptet, Mutter sei mit dem falschen Benzin und zu wenig Öl im Getriebe zu unserem Landhaus gefahren. Und deshalb sei es notwendig gewesen, den ganzen Motor zu überholen.«
»Und das hast du akzeptiert?«
»Nein, natürlich nicht! Mutter hat diesen Wagen gehaßt; sie hatte ihn Gerry geschenkt, der ihn geliebt hat. Nicht, weil es ein Jaguar war, sondern wegen der Farbe. Sie sagte, rot sei protzig. Viel zu auffällig. Das war nicht ihre Art.«
»Warum hast du das während unserer Befragungen nie erwähnt?«
»Weil nie die Rede darauf kam, Geoffrey. Niemand hat gefragt, wie wir den echten Gerald Henshaw kennengelernt haben.«
»Und wie hast du das?« fragte Leslie. »Eine Reparaturrechnung, und wenn sie noch so aus dem Rahmen fiel, konnte dir doch schließlich nicht soviel sagen, oder?«
»Rog war wütend«, antwortete Angela an seiner Stelle. »Er hat mit mir geredet, was er nicht immer tut, und mir gesagt, hier sei wirklich etwas sehr faul. ›Natürlich ist es das‹, habe ich gesagt, ›ich habe es ja immer gewußt!‹ Und dann erinnerten wir uns, daß wir einen Vetter hatten, einen Anwalt in der Regent Street. Wir gingen zu ihm und haben ihn aufgefordert, ein paar Nachforschungen über Gerry anzustellen.«
»Und dann ist die ganze Geschichte ans Licht gekommen«, fuhr Roger fort. »Die Freundinnen mit Namen und Adressen,
seine Trinkerei, die Unfälle, für die er bezahlt hat, die Hausverbote in Restaurants und Clubs, die ganze verdammte Geschichte, und alles eindeutig bestätigt.«
»Habt ihr es eurer Mutter gesagt?« Pryce’ Blick wanderte zwischen den beiden jungen Leuten hin und her.
»Zuerst nicht«, sagte Roger, »aber Sie sollten versuchen, das zu verstehen. Gerry war ein Gauner, ein Scharlatan, aber er hat unsere Mutter glücklich gemacht. Als unser Vater starb, hatte sie tiefe Depressionen – eine Weile fürchteten
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