Das Matarese-Mosaik
Angela und ich wirklich, sie könnte sich das Leben nehmen.«
»Und dann ist plötzlich dieser großartige Schauspieler aufgetaucht«, sagte Angela. »Groß, schlank, elegant, mit außergewöhnlichen Empfehlungen – die sich später zum großen Teil als erlogen herausstellten -, aber er war für sie da. Wie konnten wir das kaputtmachen?«
»Darf ich bitte, Leute?« fragte Sir Geoffrey Waters, ohne damit ihre Frage zu beantworten. »Darüber haben wir schon geredet. Worauf wollen wir jetzt hinaus?«
»Auf diesen Punkt ›Diverses‹«, antwortete Pryce. »Zweitausendsechshundert Pfund für einen Kotflügel? Ich denke, wir sollten nach St. Albans fahren.«
»Zwei Punkte für die Kolonien«, sagte der Mann vom MI5.
Bei den St. Albans Motor Works handelte es sich um eine kleine Werkstatt im Gewerbeviertel der Stadt. Das Hämmern und die schrillen Geräusche mehrerer Bohrmaschinen und dazwischen immer wieder das asthmatische Keuchen zweier Hebebühnen waren nicht zu überhören. Der Besitzer war ein kräftig gebauter Mann in einem verschmierten Overall, dessen Gesichtszüge und Haltung erkennen ließen, daß er körperlich schwer für seinen Lebensunterhalt arbeiten mußte, wobei die tief eingegrabenen Furchen um seine Augen und auf seiner Stirn ihn älter erscheinen ließen, als er war. Er war Anfang vierzig und hieß eigentlich Alfred – Alfie Noyes.
»O ja, ich erinner mich noch gut an den Jungen, so als wär’s gestern gewesen. War’n bißchen überrascht, daß nich sein alter Herr gekommen ist.«
»Dann hatten Sie Mr. Henshaw erwartet, seinen Stiefvater?« fragte Waters, der seinen einschüchternden MI5-Ausweis gezeigt hatte.
»Ja, das hab’ ich tatsächlich, Sir. Wir hatten ausgemacht, daß hier Sperrgebiet ist, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Das weiß ich nicht«, sagte Pryce, den Waters geheimnisvoll als amerikanischen Berater des britischen Nachrichtendienstes vorgestellt hatte. »Sagen Sie es mir doch bitte, Mr. Noyes.«
»Ich will keinen Ärger haben, wirklich nich. Ich hab’ nix Unrechtes getan.«
»Dann sagen Sie es mir. Was hatten Sie mit Henshaw verabredet?«
»Also, das ist jetzt vielleich zwei oder drei Jahre her, so ungefähr, da ist der Mann zu mir gekommen und hat gesagt, er hätt”nen neuen Kunden für mich, so ʹnen reichen Pinkel mit Problemen zu Hause. Das haben ja viele von den Promis, Sie wissen schon…«
»Die Verabredung, bitte.«
»Daran war überhaupt nix Verbotenes, so was würde ich nie machen, bestimmt nich! Bloß sozusagen eine Gefälligkeit, für’nen Prominenten aus’ner angesehenen Familie. Mehr war das nich. Das schwör’ ich Ihnen beim Grab meiner Mutter.«
»Und was war das für eine Gefälligkeit, Mr. Noyes?«
»Also wirklich, es war ganz einfach, so einfach wie das ABC. Sehn Sie, jedesmal wenn er Ärger hatte, mit seinem roten Jaguar mein’ ich, dann hat er uns angerufen, und dann haben wir’nen Tieflader genommen und sind hingefahren und haben ihn abgeholt.«
»Das waren also Unfälle, habe ich recht?«
»Ein paar, ja, aber nich alle.«
»Hä?« Geoffrey Waters Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Ein paar?«
»Ja, freilich, Sir. Er ist’n nervöser Fahrer, das ist er, wie’n … Hypochondrer – er schnüffelt dauernd, das müssen wohl die Dämpfe sein – Sie verstehen doch, was ich meine?«
»Da bin ich nicht sicher«, sagte Waters. »Würden Sie es mir bitte erklären?«
»Also, er sagt zum Beispiel, da klopft was im Motor, wo in Wirklichkeit gar nix ist. Oder er hört’n Quietschen in der Fensterscheibe, das wir dann nich feststellen konnten, wahrscheinlich bloß’n bißchen Regenwasser in den Gummidichtungen. Ich sag’s Ihnen, Gentlemen, der Mann konnt’ einem richtig den Nerv töten, aber wir haben den Tieflader geschickt, und er hat seine Rechnungen bezahlt.«
»Kommen wir zu den Rechnungen«, sagte Leslie Montrose, die ganz bescheiden links neben Pryce stand. »Ich habe gehört, daß Sie mit der Vermögensverwaltung Henshaws – der Brewster-Familie – Ärger hatten.«
»Oh, das wäre Westminster House. Aber Ärger würde ich das nich nennen, Ma’am. Das war schließlich denen ihr Job, und sein Auto war unserer. Die haben sich manchmal mit dem Bezahlen was Zeit gelassen, aber damit konnt’ ich leben, mein Geschäft läuft schließlich gut, wirklich. Am Ende haben sie dann schon die Moneten ausgespuckt, und da beklagt man sich nich, nich bei einem Kunden wie Mr. Henshaw.«
»Und wie hieß der Mann, der vor zwei oder
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