Das Matarese-Mosaik
und dann in der Garage herumgestöbert, bis er einen Schweißbrenner ausfindig gemacht hatte. Pryce hielt die Skizze in der Hand, die sie aus Alfred Noyes’ Werkstatt mitgenommen hatten, während der junge Brewster den Kofferraum des roten Jaguar öffnete.
»Ich habe manchmal stundenlang auf der Bank gesessen und habe meinem Dad dabei zugesehen, wie er an seinen
Autos herumgebastelt hat«, sagte Roger. »Ich weiß nicht, ob er ein guter Mechaniker war oder nicht, aber gewöhnlich hat er alles, worauf er sich richtig konzentriert hat, gut gemacht … So, jetzt wären wir soweit«, verkündete er dann und riß den Teppichbelag aus dem Kofferraum heraus, so daß das Metall freilag. Er griff nach dem Schweißbrenner und einer Schutzbrille. »Wenn Sie mir jetzt bitte die Stelle anzeichnen würden, Mr. Pryce.«
»Und du bist auch ganz sicher, daß nicht ich das machen soll?« sagte Pryce. Er hielt die Pläne von St. Albans und ein Stück Kreide in der Hand.
»Ja, und zwar aus mehreren Gründen«, erwiderte Roger. »Wenn hier etwas ist, dann will ich den Mistkerl selbst zur Strecke bringen, und wie könnte ich das besser als mit dem Werkzeug meines Vaters?«
Roger Brewster machte sich an die Arbeit; die blauweiße Flamme schmolz den Stahlboden des Kofferraums allmählich in einem perfekten Rechteck auf. Als er fertig war, goß er kaltes Wasser über die Schweißstelle, so daß zischend kleine Dampfwölkchen aufstiegen. Dann nahm er einen Hammer und klopfte entlang der Schweißstelle auf die Platte, bis diese in den dunklen Raum darunter fiel. Mit einer langen Zange aus dem Werkzeugkasten zog er die Metallplatte heraus und ließ sie auf den Boden fallen. Jetzt war deutlich eine massive Safetür mit einem verschmutzten weißen Zahlenschloß in der Mitte zu erkennen. Wieder studierte Pryce die Pläne, die Noyes ihm gegeben hatte, und las dort etwas, woran Gerald Henshaw bestimmt nie gedacht hatte: die Zahlenfolge für das Kombinationsschloß, die von der Manchester Safe Company dort aufgedruckt war.
Sie legten den Inhalt des Safes in einer Reihe auf der Werkbank aus: ein Bündel Inhaberobligationen, von denen die erste mit einem acht Tage zurückliegenden Einlösedatum versehen war, dem Morgen des Tages, an dem Lady Brewster ermordet worden war; vier Schlüssel für vier verschiedene Türen, wahrscheinlich Wohnungen für die diversen Geliebten Henshaws; eine Anzahl vordatierter Travellerschecks und ein paar zerknitterte Notizblätter, die in einem Code beschriftet
waren, die nur der verschwundene, möglicherweise bereits tote Besitzer des Wagens hätte entziffern können.
»Was für ein Durcheinander!« rief Waters. »Was sollen wir jetzt damit anfangen?«
»Zunächst einmal«, erklärte Pryce, »ist das vermutlich sein Honorar – es stammt von den Leuten, die hinter der Entführung und dem Mord an Lady Brewster stehen. Eine obskure Autoreparaturwerkstatt weit außerhalb Londons, die einem nicht besonders intelligenten, fleißigen Mann gehört, der von den sogenannten ›besseren Leuten‹ übermäßig beeindruckt ist.«
»Ja, das ist nicht zu übersehen, alter Junge, aber Noyes war ja recht offen zu uns, geradezu hilfsbereit. Ich glaube nicht, daß er etwas vor uns verborgen hat.«
»Sie haben ihm ja keine Wahl gelassen«, sagte Leslie.
»Wir haben also eine äußerst raffinierte Kommunikationsmethode entdeckt, aber weiter bringt uns das nicht. Keine Identität, keine Beschreibung, keinerlei Hinweise. Sie haben sich alle in Luft aufgelöst!«
»Ihrer Ansicht, daß Mr. Noyes uns bewußt nichts verschwiegen hat, schließe ich mich zwar an«, sagte Leslie, »aber etwas hat mich doch gestört.«
»Und was war das?« fragte Pryce.
»Nun, er hat einige Male betont, wie gut seine Firma doch läuft, wie gut sein Ruf sei, und daß er keineswegs knapp bei Kasse sei…«
»So habe ich das aber nicht gehört«, fiel Roger Brewster ihr ins Wort. »Bei mir hat er dauernd gejammert, daß er praktisch pleite sei und nicht wisse, wie er seine Löhne und seine Rechnungen bezahlen solle. Als ich ihm die zweitausendsechshundert Pfund gezeigt habe, hat nicht viel gefehlt, und er hätte mir die Füße geküßt.«
»Das klingt für mich wesentlich glaubwürdiger«, fuhr Leslie fort. »Ich meine, wenn er wirklich so erfolgreich ist, wie er uns das dargestellt hat, warum hat er dann keine größere Werkstatt mit mehr Platz für Autos? Und Mechaniker habe ich auch nur zwei gesehen; und das ist ja nicht gerade viel
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