Das Matarese-Mosaik
bist nicht mehr sehr einladend.«
»Warum, Gerry, sag mir, warum? Ich habe dir doch immer Geld gegeben, wenn du welches haben wolltest! Warum hast du das getan?«
»Hast du jemals als nutzloses Anhängsel einer reichen Zicke gelebt, die nicht einmal meinen Namen annehmen wollte? Nein, natürlich nicht, weil du ja die reiche Zicke bist!«
»Ich habe dir erklärt, warum ich den Namen Brewster behalten wollte, und du warst einverstanden«, sagte Lady Alicia und ging auf seinen Sessel zu. »Nicht nur wegen der Kinder, sondern auch, weil man mich unter diesem Namen geehrt hat. Und im übrigen habe ich dich nie schäbig behandelt, und das weißt du. Du bist ein kranker Mann, Gerald, aber ich bin immer noch bereit, dir zu helfen, wenn du dich um ärztliche Hilfe bemühst. Vielleicht ist es tatsächlich meine Schuld, denn früher einmal hat das Leben mit dir Spaß gemacht, und du hast mich in meinem Kummer getröstet, das kann und werde ich nicht vergessen. Du hast mir geholfen, als ich Hilfe brauchte, Gerry, und deshalb werde ich jetzt dir helfen, wenn du dir helfen läßt.«
»Herrgott, ich kann Heilige nicht ertragen! Was kannst du jetzt für mich tun? Ich werde ein paar Jahre im Gefängnis verbringen, und was dann?«
»Nein, das wirst du nicht. Ich werde das Geld ersetzen, und du wirst England verlassen. Vielleicht nach Kanada gehen, oder in die USA. Dort kannst du dir helfen lassen. Aber in diesem Hause kannst du nicht mehr bleiben. Nimm mein Angebot an, Gerald. Es ist das letzte, das ich dir mache.«
Alicia stand vor ihrem Mann und sah ihn bittend an, als er plötzlich in die Höhe fuhr, ihren Rock packte und ihn über ihre Hüften hochriß. Eine Spritze tauchte in seiner Hand auf, die er in der Hosentasche versteckt gehalten hatte, während seine andere Hand ihr den Mund zuhielt. Er trieb ihr die Nadel durch den Strumpf in den Oberschenkel und hielt die Hand brutal über ihren Mund gepreßt, bis sie zusammenbrach. Sie war tot.
Der Mörder, der jetzt zum Schreibtisch ging und nach dem Telefon griff, war völlig nüchtern. Er wählte eine Codenummer in Frankreich, von wo das Gespräch nach Istanbul, dann in die Schweiz und schließlich – in den Computern unauffindbar – in die Niederlande weitergeleitet wurde. »Ja?« meldete sich der Mann in Amsterdam.
»Erledigt.«
»Gut. Und jetzt spielen Sie den verzweifelten Ehemann, den zerknirschten Schuldigen und verschwinden dort. Und denken Sie daran, nehmen Sie nicht Ihren Jaguar. Ein ganz normales Londoner Taxi erwartet Sie. Sie erkennen es daran, daß der Fahrer ein gelbes Taschentuch aus dem Fenster hält.«
»Sie werden mich schützen? Das haben Sie mir versprochen!«
»Sie werden den Rest Ihres Lebens an einem Ort in Luxus leben können, wo kein Gesetz Sie erreichen kann.«
»Das habe ich weiß Gott verdient – nach dem Zusammenleben mit dieser Zicke!«
»Ganz sicher. Beeilen Sie sich jetzt.«
Lady Brewsters zweiter Ehemann rannte weinend aus der Bibliothek. Er hetzte die Wendeltreppe hinunter, geriet dabei beinahe ins Straucheln, scheinbar von seinen Tränen geblendet, und jammerte die ganze Zeit: »Es tut mir leid . Es tut mir so leid! Ich hätte das nie tun sollen!« Jetzt war er in der Eingangshalle mit dem polierten Marmorboden, rannte an den Brewster-Kindern vorbei zur Tür, stieß sie auf und rannte nach draußen.
»Mutter muß ihm ganz schön die Leviten gelesen haben«, sagte Roger Brewster.
»Mum hat gesagt, du sollst aufpassen, wenn er in den Jaguar steigt. Dich vergewissern, ob er noch fahrtüchtig ist.«
»Scheiß drauf, kleine Schwester. Ich habe die Schlüssel. Dieser Mistkerl ist draußen.«
Am Bordstein in Belgravia wartete das Taxi auf Gerald, das gelbe Taschentuch hing aus dem Fahrerfenster. Er sprang auf den Rücksitz, sein Atem ging heftig. »Schnell!« rief er. »Man darf mich hier nicht sehen!« Plötzlich merkte Gerald, daß ein Mann neben ihm saß.
Kein Wort fiel, nur zwei schallgedämpfte Schüsse waren zu hören. »Fahren Sie zu der Eisenhütte im Norden von Heathrow«, sagte der Mann im Schatten. »Die Öfen dort brennen die ganze Nacht.«
3
Z wei Männer saßen einander an einem Konferenztisch in einem geheimen Strategiezimmer der Central Intelligence Agency in Langley, Virginia, gegenüber. Der ältere war der erste stellvertretende Direktor der CIA, der jüngere ein erfahrener Agent namens Cameron Pryce, ein Veteran des neuen kalten Friedens, dessen Laufbahn von Einsätzen in Moskau, Rom und London gekennzeichnet
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