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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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daß ich euch nach Hause geholt habe«, sagte die Mutter, nachdem sie beide kurz umarmt hatte. »Ich dachte einfach, daß es besser wäre.«
    »Dann ist es also so ernst?« fragte der ältere Bruder.
    »So ernst, Roger.«
    »Ich würde sagen, es war schon lange fällig«, sagte das Mädchen. »Du weißt ja, ich habe ihn nie gemocht.«
    »Oh, ich schon, sogar sehr, Angela.« Alicia Brewster lächelte etwas bedrückt, während sie nickte. »Und ich war auch der Ansicht, daß ihr einen Mann im Haus braucht…«
    »In dieser Beziehung ließ er sicher einiges zu wünschen übrig, Mutter«, fiel ihr der Junge ins Wort.
    »Also, er hat es nicht gerade leicht gehabt, gemessen an seinem Vorgänger. Euer Vater konnte einen erdrücken, nicht wahr? Erfolgreich, berühmt und ganz bestimmt dynamisch.«
    »Damit hattest du auch eine Menge zu tun, Mum«, sagte die Tochter.
    »Viel weniger, als du vielleicht glaubst, meine Liebe. Daniel ließ sich nicht viel dreinreden. Ich brauchte ihn viel mehr als er mich. Das Traurigste an seinem Hinscheiden war meiner Ansicht nach, daß es so prosaisch war, regelrecht banal – im Schlaf an einem Schlaganfall zu sterben. Allein der Gedanke daran hätte ihn schon fluchend in sein Fitneßstudio getrieben.«
    »Was sollen wir denn tun, Mutter?« fragte Roger schnell, wie um den schmerzlichen Erinnerungen Einhalt zu gebieten.
    »Das weiß ich gar nicht. Moralische Unterstützung geben, denke ich. Wie die meisten schwachen Männer ist euer Stiefvater sehr reizbar…«
    »Dann wäre er gut beraten, sich davon nichts anmerken zu lassen«, unterbrach sie der junge Mann. »Wenn er auch nur ein lautes Wort sagt, breche ich ihm den Hals.«

    »Und Rog könnte das, Mum. Er wird dir das nicht sagen, aber er hat die Schülermeisterschaft im Ringen gewonnen.«
    »Oh, hör schon auf, Angie, ich hatte ja keine Konkurrenz.«
    »Ich habe das nicht im körperlichen Sinne gemeint«, stellte Alicia klar. »Dazu ist Gerald nicht der Typ. Er bekommt nur Schreikrämpfe. Es wird einfach unangenehm werden.«
    »Warum überläßt du es dann nicht deinem Anwalt, Mutter?«
    »Weil ich einfach wissen muß, warum er das getan hat.«
    »Warum er was getan hat?« fragte Angela.
    »Ich habe ihn, um ihn zu beschäftigen und um seine Selbstachtung zu steigern, in den Finanzausschuß unserer Wildlife -Gesellschaft gebracht, ihn sogar zum Präsidenten gemacht. Dann sind Unregelmäßigkeiten aufgetaucht, Überweisungen an nicht existierende Institutionen und solche Dinge … also es läuft jedenfalls darauf hinaus, daß Gerald über eine Million Pfund Gesellschaftsgelder veruntreut hat.«
    »Großer Gott!« entfuhr es dem Sohn.
    »Aber warum? Er war doch nie knapp bei Kasse, seit du ihn geheiratet hast! Warum hast du ihn eigentlich geheiratet?«
    »Er war so charmant, so lebendig – äußerlich war er eurem Vater in so vieler Hinsicht so ähnlich, aber nur äußerlich. Und, ehrlich gesagt, ich war schrecklich deprimiert. Ich hoffte, bei ihm Kraft und Stärke zu finden, bis ich dahinterkam, daß das alles nur aufgesetzt war … Wo ist er?«
    »In der Bibliothek oben, Mutter. Ich fürchte, er ist betrunken.«
    »Ja, damit hatte ich gerechnet. Wißt Ihr, in gewisser Weise habe ich meinen Anwalt doch eingeschaltet. Das veruntreute Geld werde ich ersetzen, aber ich kann keine Anzeige erstatten oder dergleichen – wenn etwas an die Öffentlichkeit käme, wäre das für die Gesellschaft schlechte Publicity. Man hat ihm gesagt, er solle seine Koffer packen und sich darauf vorbereiten, nach dem Gespräch mit mir abzureisen. Das habe ich verlangt. Ich gehe jetzt hinauf.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein, Lieber, das ist nicht notwendig. Wenn er herunterkommt, dann bring ihn zu seinem Wagen. Wenn er zu betrunken ist, um sich hinter das Steuer zu setzen, dann ruf Coleman; soll der Gerald fahren, wohin er will. Ich nehme an, zu
seinem neuen Mädchen in High Holborn. Die beiden sind ziemlich dicke Freunde.«
    Alicia stieg schnell und zielbewußt die Wendeltreppe hinauf, eine rächende Walküre, die Antworten haben wollte. Als sie vor der Tür der Bibliothek, Daniel Brewsters entweihtem Arbeitszimmer, stand, riß sie sie auf.
    »Hallo, hallo!« rief der offensichtlich angeheiterte Gerald, der sich in einem dunkelbraunen Ledersessel fläzte, neben sich auf einem Beistelltisch eine Flasche Whisky, das halbleere Glas in der Hand. »Die reiche Hobbydetektivin trifft ein. Tut mir leid, altes Mädchen, aber weißt du, du wirst wirklich langsam alt, und du

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