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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Belieben einteilen. Auf dem von Mauern umgebenen Gelände durfte er sich frei bewegen, mußte sich allerdings die Begleitung einer Wache gefallen lassen; er durfte auch das Schwimmbecken und die Tenniswand benutzen – die beiden Tennisplätze nützten ihm nichts, weil es keine anderen »Gäste« gab, mit denen er hätte spielen können. Außerdem konnte er sich Essen ganz nach seinen Wünschen bestellen. Es war eine eigenartige Gefangenschaft, aber eine solche war es nichtsdestoweniger. In die Hauptstadt Manamah oder an irgendwelche andere Orte des unabhängigen Archipels durfte er sich nicht fahren lassen. Er war auf die Villa beschränkt und hatte keine Verbindung mit der Welt draußen vor ihren Toren.
    Jamie Montrose war ein gutaussehender Teenager, groß für sein Alter, eine Mischung seiner attraktiven Eltern. Er hatte jene ruhige Entschlossenheit an sich, die man so häufig bei Soldatenkindern antrifft. Allem Anschein nach kommt das von den häufigen Umzügen von einem Stützpunkt zum nächsten, zu Hause und in fremden Ländern, und der ständigen Notwendigkeit, sich Unbekanntem anzupassen. Bei Leslie Montrose’ Sohn freilich war auch noch ein Wesenszug anzutreffen, den man häufig bei Soldatenkindern nicht findet. Die Statistiken deuten häufig darauf hin, daß Soldatenkinder die Lebensweise ihrer Eltern ablehnen und diese Ablehnung ganz besonders
auf den Vater konzentrieren, der gewöhnlich derjenige ist, der die Uniform trägt, aber James Montrose junior verehrte seinen Vater oder, genauer gesagt, sein Andenken.
    Das äußerte sich nicht in einer aggressiv zur Schau getragenen militärischen Haltung, und da war auch nichts von missionarischem Eifer hinsichtlich der vielen positiven Aspekte des Soldatenlebens. Seiner Empfindung nach war dies eine Entscheidung, die jemand nach sorgfältigem Abwägen der eigenen Schwächen und Stärken traf. Wollte man versuchen, Jamies Wesen in wenigen Worten zusammenzufassen, so wahrscheinlich am besten damit, daß man ihn als einen ruhigen Beobachter bezeichnete, der die Umstände sorgfältig studierte, ehe er sich auf etwas einließ. Die letzten paar Jahre mit ihren plötzlichen Anpassungen hatten ihn gelehrt, bedächtig und vorsichtig, aber nicht unschlüssig zu sein. Unter seinem ruhigen, ja lakonischen Äußeren verbarg sich die Kraft und die Entschlossenheit eines schnellen Denkers.
    »James«, hallte eine laute Stimme durch die versperrte Tür, »es ist doch recht, wenn ich hereinkomme, oder nicht?«
    »Komm nur herein, Ahmed«, antwortete der junge Montrose. »Ich bin immer noch hier, weil ich die Eisenstäbe vor den Fenstern nur ein paar Zentimeter verbiegen konnte. Ich kann mich noch nicht hindurchzwängen.«
    Die Tür ging auf, und ein schlanker Mann in einem westlichen Anzug, aber mit einer arabischen Kopfbedeckung trat ein. »Du bist immer so amüsant, James«, sagte der Mann mit der Sprechweise von Leuten im Nahen Osten, die ihr Englisch auf britischen Schulen gelernt haben. »Du kannst ein reizender Gast sein, wenn du nicht… mürrisch bist, so nennt man das, glaube ich.«
    »Probier es mit ärgerlich. Du hast mich nicht mit meiner Mutter telefonieren lassen. Ich weiß nicht, was sie weiß oder nicht weiß, was man ihr gesagt oder nicht gesagt hat. Ich bin nicht mürrisch, Ahmed, ich bin wirklich ärgerlich.«
    »Man hat dich aber doch nicht schlecht behandelt, oder?«
    »Wie nennst du das?« fragte Jamie sichtlich bereit, sich mit Ahmed zu streiten. Er stand von seinem Schreibtisch auf. »Ich
bin hier in Ali-Baba-Land eingeschlossen, ein Gefangener in einem Luxusgefängnis. Aber trotzdem ist das hier eine Zelle, eine lausige Zelle! Wann wirst du mir endlich sagen, was hier eigentlich läuft ?«
    »Aber du weißt doch, James, deine Mutter ist ihren Vorgesetzten bei einem höchst geheimen, äußerst gefährlichen Einsatz behilflich. Indem wir dich hier festhalten, kann dir nichts passieren, und niemand kann herausbekommen, wo du dich befindest. Glaube mir, junger Mann, deine Mutter ist äußerst dankbar. Sie begreift, daß sie in große Gefahr geraten könnte, wenn dir etwas passieren würde.«
    »Dann soll sie mir das sagen! Ein Anruf, ein Brief… Herrgott, irgend etwas !«
    »Wir dürfen kein Risiko eingehen. Auch das versteht sie.«
    »Weißt du was, Ahmed«, sagte der junge Montrose und ging um den Schreibtisch herum und stellte sich vor den Bahraini hin. »Du sagst mir all diese Dinge und erwartest, daß ich sie glaube. Aber warum sollte ich das? Als

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