Das Matarese-Mosaik
aber wir sperren ihn nicht ein.«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann…«
»Das ist das, was ich vorher auch schon gesagt habe«, fiel Pryce ihm ins Wort. »Wir werden immer wieder von allem möglichen abgelenkt und konzentrieren uns nicht auf die eigentlich entscheidende Frage, wegen der Leslie und ich hergekommen sind. Warum ist Angelas Mutter ermordet worden? Wo ist die Verbindung mit den Matarese?«
»Mit wem?«
»Das erkläre ich dir später, meine Liebe«, sagte Leslie.
»Da bin ich völlig anderer Ansicht«, sagte Waters. »Indem wir allem nachgehen, was vorgefallen ist, werden wir hoffentlich eine Verbindung herstellen können. Sie müssen nur ein wenig Geduld haben, alter Junge. Schließlich haben wir ja sonst nichts in der Hand?«
»Irgend etwas müssen wir übersehen haben«, fuhr Pryce fort und schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, was es ist, aber wir übersehen da ganz bestimmt etwas. Vielleicht
sollten wir uns an das erinnern, was Scofield auf Brass 26 gesagt hat…«
»Auf was, alter Junge?«
»Oh, tut mir leid. Das ist die Insel, wo ich Beowulf Agate zum erstenmal gesehen habe.«
»Was hat Scofield denn da gesagt?« fragte Leslie.
»Im Grunde genommen, daß wir ein detailliertes Profil von Lady Brewster brauchen, und das bedeutet Gespräche mit Anwälten, Bankiers, Ärzten, Nachbarn; wir brauchen ein psychologisches Profil, und ganz besonders müssen wir allen Spuren nachgehen, bei denen es um Geld geht.«
»Mein lieber Freund!« rief Waters aus. »Glauben Sie, wir haben hier gesessen und Däumchen gedreht? Wir haben eine ziemlich ausführliche Akte über Lady Brewster zusammengetragen, und die umfaßt das meiste von dem, was Sie gerade erwähnt haben.«
»Warum haben Sie denn davon nichts gesagt?«
»Wir hatten andere Prioritäten, wenn Sie sich vielleicht erinnern wollen. Prioritäten, von denen wir glaubten, daß sie Abkürzungen zu dieser Verbindung darstellen, von der Sie gesprochen haben.«
»Abkürzungen? Sie haben wohl mit Scofield gesprochen?«
»Schon seit Jahren nicht mehr, aber wir wollen doch alle keine unnötigen Umwege machen, oder?«
»Und psychologische Profile können solche Umwege sein«, sagte Leslie. »Sie nehmen eine Unmenge Zeit in Anspruch, und ich bin nicht sicher, ob meinem Sohn das guttut. Das mag egoistisch sein, aber ich kann nichts dran ändern.«
»Das kann Ihnen niemand verübeln!« sagte Angela Brewster.
»Das tut auch niemand«, sagte Waters. »Sie haben recht, Cameron. Wir lassen diesen Mistkerl Coleman rund um die Uhr überwachen. Wenn man bedenkt, wie schnell sich alles entwickelt hat, kann es gut sein, daß er uns zu anderen führt.«
»Und wenn er plötzlich besonderen Bewegungsdrang an den Tag legt und Ihre Leute nicht mehr mitkommen, können wir immer noch Scotland Yard einschalten.«
Hinter dem Bogengang waren kurz hintereinander vier Pieptöne zu hören. Das war die Haustür. »Das werden Rog
und Coley sein«, sagte Angela. »Die haben beide Fernbedienungen, mit denen man den Alarm ausschaltet. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, wie ich mich verhalten soll. Was soll ich tun?«
»Dich ganz natürlich verhalten«, sagte Leslie Montrose. »Begrüße ihn einfach ganz normal. Ich nehme an, die beiden werden uns eine ganze Menge zu sagen haben.«
Roger Brewster kam mit zwei großen Kartons, die offensichtlich nicht sonderlich schwer waren, in den Raum. »Hallo, alle miteinander«, sagte er und stellte die Kartons vorsichtig ab.
»Wie war’s denn, Rog?« fragte Angela stockend. »Wo ist Coley?«
»Frage zwei, er fährt den Bentley in die Garage. Frage eins, sehr gut. Der alte Coley ist wirklich ein raffinierter Bursche, das kann ich dir sagen!«
Die anderen wechselten Blicke. »Wieso, mein Junge?« sagte Waters.
»Also, er ist bei diesem Bewachungsunternehmen wie ein Lamm aufgetreten, hat sich die Aufzeichnungen und die Pläne unserer Alarmanlage geben lassen, alle notwendigen Fragen gestellt und sich vergewissert, daß die technischen Voraussetzungen vorhanden waren, um das System auf seine Wohnung in der Lowndes Street umzuschalten. Was natürlich der Fall war.«
»Und wieso ist er raffiniert?« fragte Pryce.
»Weil er dann plötzlich zu einem völlig anderen Menschen geworden ist, ein richtiger Tiger – wie Jekyll und Hyde! Als wir im Wagen saßen und hinüberfuhren, hat er Andeutungen gemacht, irgendwelche Unregelmäßigkeiten im System, aber er hat nichts Näheres gesagt, also dachte ich, daß er einfach nur
Weitere Kostenlose Bücher