Das Matarese-Mosaik
weiteren Grund, nach Schottland zu fliegen. Luther Considine brachte Fotos der beiden
Villen am Persischen Golf mit, von denen Jamie eine als diejenige identifiziert hatte, in der man ihn gefangen gehalten hatte. Der Pilot hatte sich bemüht, Hintergrundmaterial über die Inhaber der beiden Villen zu besorgen. Das war nicht leicht. Bahrain legte getreu seinem Ruf als Steueroase großen Wert auf Vertraulichkeit, und deshalb wurde ein geheimes Dreieck zwischen London, den Great Smokies und einem obskuren Dorf in Schottland hergestellt. Auf die Weise konnten Informationen ohne Verzögerung hin- und hergeleitet werden – und Information war in diesem Stadium die einzige Waffe, die sie gegen die Matarese und die von ihnen eingeleiteten globalen Strategien ins Feld führen konnten. Und daß die Matarese »Dinge« in Bewegung gesetzt hatten, wurde immer offenkundiger.
THE WASHINGTON POST
(Titelseite)
SENAT UNTERSUCHT GEWERKSCHAFTSTAKTIKEN
WASHINGTON, 23. Oktober. Der mit kartellrechtlichen Fragen befaßte Senatsausschuß hat sich überraschenderweise einmal nicht die Unternehmer, sondern die Gewerkschaften aufs Korn genommen. Er hat Zweifel an der Zweckmäßigkeit des erheblichen Einflusses angemeldet, den die großen Gewerkschaften auf Zehntausende von Arbeitern ausüben und damit das Wirtschaftswachstum behindern.
THE BOSTON GLOBE
(Titelseite)
ELECTRO-SERVE FUSIONIERT MIT MICRO WARE
BOSTON, 23. Oktober – Die zur Verblüffung der Computerindustrie soeben bekanntgegebene Fusion der beiden führenden Unternehmen Electro-Serve und Micro Ware wird zum sofortigen Verlust von dreißigtausend Arbeitsplätzen führen. Während die Wall Street auf die Fusion mit enthusiastischen Kurssteigerungen reagierte, herrschte in anderen Bereichen tiefe Niedergeschlagenheit.
THE SAN DIEGO UNION
(Seite 2)
FLOTTENSTÜTZPUNKT WIRD VERKLEINERT
TAUSENDE VON MITARBEITERN
WERDEN ENTLASSEN
SAN DIEGO, 24. Oktober – Das Marineministerium in Washington hat bekanntgegeben, daß der Flottenstützpunkt in San Diego erheblich verkleinert werden soll; vierzig Prozent des Personals sollen auf andere Anlagen verteilt werden. Der Mehrzahl der Zivilangestellten wird gekündigt werden. Ein Großteil der umfangreichen Liegenschaften wird an private Investoren auf dem Wege der Versteigerung veräußert.
Es war etwas im Gange, aber niemand, weder in der privaten Wirtschaft noch bei den Behörden, wußte, was es war; oder falls sie es wußten, schwiegen sie.
Das Zusammentreffen zwischen Leslie Montrose und ihrem Sohn verlief erwartungsgemäß. In den Augen der Mutter standen Tränen; der Anblick seiner verbundenen Hände versetzte ihr einen Stich. James Montrose junior legte eine Mischung von Freude und Erleichterung an den Tag, in das sich ein wenig Verlegenheit über das Verhalten seiner Mutter mischte. Cameron Pryce hielt diskrete Distanz und wartete in der düsteren Bar des Landgasthofs, die an einen Pub erinnerte. Als Leslie schließlich die Arme von ihrem Sohn löste und sich die Nase geputzt hatte, atmete sie ein paarmal tief durch und begann dann zu reden.
»Jamie, ich möchte dir Mr. Pryce, Cameron Pryce, vorstellen. Er ist Beamter der Central Intelligence Agency.«
»Dieselbe Branche, was, Mum? Freut mich, Sir.« James löste sich von seiner Mutter.
»Ist mir ein Vergnügen, Jamie«, sagte Pryce, der jetzt aus dem Hintergrund hervortrat. »Ich sollte sagen, eine Ehre«, fuhr er fort. »Was du gemacht hast, war wirklich außergewöhnlich, und das ist mein Ernst.« Sie gaben sich die Hand – vorsichtig, ohne zuzudrücken.
»So schlimm war das eigentlich gar nicht, Sir, als ich erst über die Mauer war, aber da waren Glassplitter und Stacheldraht oben drauf.«
Leslie Montrose stockte der Atem.
»Da hast du dir also die Hände verletzt?« sagte Cameron.
»Ja, Sir. Es heilt aber ziemlich schnell. Diese Navy-Ärzte sind wirklich gut. Übrigens, wo ist Luther?«
»Nebenan an dem sicheren Telefon. Er spricht mit unseren Kollegen von MI5 und MI6.«
»Okay, Mr. Pryce.« Der Teenager zögerte kurz, und dann spürte man förmlich seine Wut, als es aus ihm heraussprudelte: »Würde mir vielleicht jemand sagen, was hier eigentlich los ist? Warum ist das alles passiert? Diese Lügen, meine Entführung, daß ich nicht mit Mum reden konnte, Telefonnummern, die plötzlich verschwinden oder sich ändern oder geheimgehalten werden und all der Mist! Aber ganz besonders die Lügen! Was soll das?«
»Deine Mutter und ich werden dir
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