Das Matarese-Mosaik
Pryce.
»Als alt kann man Don Carlo wirklich nicht bezeichnen. Er ist, glaube ich, achtunddreißig.«
»Ziemlich jung für einen ›Don‹, nicht wahr?«
»Dabei kommt es auf die Stellung, nicht das Alter an, signore . Carlo Paravacini ist ein wichtiger Finanzier und hat Beteiligungen und Liegenschaften in ganz Europa. Er ist sehr … wie soll ich sagen? … astuto «
»Ich nehme an, in internationalen Finanzdingen.«
» Sì , aber von solchen Dingen verstehe ich nichts. Sie werden sich ganz bestimmt amüsieren und, bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht, bestellen Sie Don Carlo meine Empfehlung.«
»Das werden wir ganz bestimmt«, sagte Leslie und stupste Pryce an. »Sind Ihre Geschäfte noch offen?«
»Für Gäste der Paravacinis werde ich persönlich alles auf Ihr Zimmer bringen lassen, was Sie sehen möchten.«
»Das wird nicht erforderlich sein. Ich sehe mich selbst ein wenig um.«
»Ganz wie Sie wünschen. Arrivederci , dann.«
Der Concierge ging, und Leslie sah Pryce an. »Wieviel Geld haben Sie?«
»Unbegrenzt«, sagte Pryce. »Geof Waters hat mir sechs Kreditkarten gegeben, drei für Sie und drei für mich. Ohne Kreditbeschränkung.«
»Das ist schön, aber wie sieht es mit Bargeld aus?«
»Das weiß ich nicht genau. Etwa drei- oder viertausend Pfund…«
»Also weniger als sechstausend Dollar. Was ist, wenn die Paravacinis mit richtigem Geld spielen, im italienischen Stil?«
»Daran hatte ich nicht gedacht.«
»Dann denken Sie jetzt darüber nach, Cam. Mr. und Miss Brooks können nicht mit Kreditkarten aufkreuzen.«
»Wir wissen nicht, wie hoch sie wetten…«
»Ich war einmal in Abu Dhabi stationiert und habe dort achttausend Dollar auflaufen lassen«, sagte Leslie. »Ich mußte die Botschaft aus den Federn klingeln, um lebend dort rauszukommen.«
» Wow , Sie haben ein wesentlich aufregenderes Leben geführt als ich, Colonel.«
»Das bezweifle ich, Officer Pryce, aber rufen Sie jedenfalls in London an, und veranlassen Sie, daß Geof mindestens zwanzigtausend telegrafisch an das Hotel für Mr. Brooks überweist.«
»Sie sind mächtig auf Draht, Colonel. Eigentlich ist das meine Aufgabe, aber Sie denken schneller als ich.«
»Nein, das tue ich nicht, mein Lieber. Ich bin bloß eine Frau, und Frauen versuchen vorherzusagen, wann man Geld zum Spielen brauchen könnte. Dazu gehört bloß ein wenig Phantasie.«
Pryce hielt sie an beiden Schultern, ihre Gesichter waren ganz nahe beieinander, ihre Lippen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. »Sie wissen doch, was mich beschäftigt, oder?«
»Ich warte schon die ganze Zeit darauf, daß Sie aufwachen, Sie Esel.«
»Ich hatte Angst – Ihr Sohn, Ihr Mann, Ev Bracket … die waren alle irgendwie ein Stück von Ihnen, und ich wußte einfach nicht, ob ich durch diese Mauer durchkomme.«
»Das sind Sie, Cameron. Das sind Sie. Obwohl ich das nie für möglich gehalten hätte. Wissen Sie, warum?«
»Nein, das weiß ich nicht.«
»Sie haben meine Akte gelesen und wissen sicherlich auch, daß ich Ihre gelesen habe.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Im Grunde genommen haben Sie Ihre Karriere sich selbst zu verdanken. Da gibt es keine Generäle in der Familie oder eine Menge Geld wie bei mir.«
»Hey, wir waren keine Sozialhilfeempfänger, Lady«, sagte Pryce grinsend und ließ ihre Schultern los, blieb aber stehen, wo er war. »Mein Vater und meine Mutter waren Lehrer, und sie waren beide verdammt gut. Sie haben dafür gesorgt, daß ich nicht beim Magister stehenblieb, und das war etwas, was sie selbst sich nie leisten konnten.«
»Als die CIA Sie aus Princeton weggeholt hat«, fragte Leslie, »warum haben Sie da das Angebot akzeptiert?«
»Offengestanden, weil es mich fasziniert hat, und außerdem hatte ich schon so viele Studiendarlehen auf dem Buckel, daß ich wahrscheinlich die Hälfte meiner Professorenlaufbahn gebraucht hätte, um sie zurückzuzahlen.«
»Aber Sie waren doch auch Sportler«, warf Leslie ein, das Gesicht immer noch ganz nahe bei dem seinen.
»Ja klar, das gehörte mit zu dem Stipendium in Syracuse. Ich habe auf der High-School in der Auswahl gespielt…«
»Du warst ein Spitzenmann, mein Liebling…«
»Würdest du das bitte noch mal sagen?«
»Ja, gern. Mein Liebling, mein völlig unerwarteter Liebling.«
Sie küßten sich lang und zunehmend intensiv, bis Leslie schließlich einen Schritt zurücktrat und Pryce in die Augen sah. »Ich habe dir noch nicht gesagt, womit du mich rumgekriegt hast.«
»Ist das
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