Das Matarese-Mosaik
versuchte, sich an Einzelheiten aus den Ausdrucken und Scofields Bericht über sein Gespräch mit Leonard Fredericks in London zu erinnern. »Das Mittelmeer, die Feuer. Es wird im Nahen Osten beginnen, und so, wie die Sonne nach Westen zieht, wird das Chaos ihr folgen. Zuerst langsam, dann immer schneller, bis es im Laufe weniger Wochen zur völligen Lähmung der Weltwirtschaft gekommen ist.«
»Und das wird unser Stichwort sein, Lösungen anzubieten. Whitehead, Fowler, Nichols und ich verstehen das, aber wir verfügen nicht über Einzelheiten. Van der Meer hat uns gesagt, unsere Schritte müßten genau vorausberechnet werden, an wen wir uns im Kongreß und im Weißen Haus wenden sollen. Und diese Anweisungen haben wir nicht!«
»Jamieson Fowler haben Sie auch nicht.«
»Was?«
»Er hat sich umorientiert, falls das der richtige Ausdruck ist. Er hat, ohne Sie zu informieren, seine Partner in den Versorgungsunternehmen aufgefordert, Alternativpläne in Betracht zu ziehen…«
»Das glaube ich nicht!« fiel Wahlburg ihm ins Wort.
»Es stimmt aber.«
»Was für Alternativpläne?«
»Soweit wir das in Erfahrung bringen konnten, eine Verlangsamung, eine Strategie des Abwartens.«
»Lächerlich! Die Stromgesellschaften entlang der Ostküste sind darauf vorbereitet, gemeinsam ans Netz zu gehen…«
»Und gleichzeitig werden Tausende und Abertausende von Arbeitsplätzen verlorengehen«, unterbrach Pryce den Bankier. »Wirklich äußerst wünschenswert.«
»Das wird nur von kurzer Dauer sein. Am Ende werden wir das in Ordnung bringen.«
»Es wird weder das eine noch das andere geschehen, wenn Fowler verzögert. Alles muß exakt koordiniert werden, um maximale Wirkung zu erzielen.«
»Weshalb sollte er verzögern wollen?«
»Das frage ich mich auch, aber jedenfalls hat er entsprechende Vorkehrungen getroffen. Kalte Füße vielleicht, Angst in letzter Minute. Vielleicht will er auch nur sehen, daß alle anderen mitmachen und er nicht am Ende allein dasteht. Vergessen Sie nicht, es gibt immer noch Gesetze. In seiner Vorstellung könnte er zum Paria werden, auf Jahre ins Gefängnis wandern.«
»Sie täuschen sich, Sie müssen sich täuschen. Er ist genauso loyal wie ich, zugegebenermaßen aus völlig anderen Gründen, aber er würde sich ganz bestimmt nicht von uns abwenden!«
»Wir können nur hoffen, daß Sie recht haben. Aber jedenfalls sollten Sie, bis Mr. Guiderone mehr von seinen Gewährsleuten hört, sich nach Möglichkeit von Fowler fernhalten. Wenn er mit Ihnen Verbindung aufnimmt, hat dieses Gespräch zwischen uns nie stattgefunden; und falls er sich seltsam verhält, hinterlassen Sie an dieser Nummer eine Nachricht.« Pryce griff in die Tasche und holte einen Zettel heraus. »Sie erreichen dort einen Anrufbeantworter. Sagen Sie einfach, ich solle meine Bank anrufen, weil mein Konto überzogen ist.«
Pryce drehte sich um und ging zum Ausgang, als das Symphonieorchester und der Chor den dramatischen Höhepunkt von Beethovens Neunter erreichte. Benjamin Wahlburg stand
reglos wie in Trance da, ohne etwas zu hören oder zu sehen, starrte ins Leere, sah nur eine dunkelrote, mit Velours bezogene Wand.
Er war ein gebrochener Mann, erfüllt von großer Traurigkeit, und er wußte, weshalb es so war. Er hatte dem Lied der Sirene gelauscht, einer falschen Sirene, hatte Unverzeihliches rationalisiert! Aber das alles im Namen Gottes, mit guten Gründen! Galten diese Gründe denn nicht mehr? Er würde den Tempel aufsuchen und hoffen, dort Trost zu finden, vielleicht sogar einen Ausweg.
32
I nzwischen waren alle wieder in dem kleinen Hotel in Bala-Cynwyd eingetroffen, und Pryce, Leslie und Considine hatten sich in der Suite versammelt.
»Mann«, sagte Considine, »der Typ sah vielleicht aus. Der hat die Wand angestarrt, als wäre ihm plötzlich die Luft weggeblieben.«
»Ich glaube, unser großer Meister hat ihm auch einen ziemlichen Schlag versetzt«, sagte Leslie. »Habe ich recht, Obi Wan Kenobi?«
»Wer?«
»Oh, das hatte ich vergessen, du gehst nicht ins Kino.«
»Ja, ich habe ihn ziemlich fertiggemacht, aber er war anders als die anderen. Sicher, Angst hat er auch gehabt, aber wenn ich auch nur einen Funken Menschenkenntnis habe, dann war da noch etwas anderes. Da war eine Andeutung von Bedauern, echte Reue. Als ich ihm sagte, daß dieser Fowler, dieser Elektrizitätsboß, vielleicht ein doppeltes Spiel treibt, seine Zusagen nicht einhält…«
»Eine gute Taktik«, sagte Leslie. »Zwietracht säen und
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