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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bessere, weit gerechtere Welt sei. Also verschloß er die Augen vor all den unerfreulichen Begleiterscheinungen, dachte daran, daß der Zweck die Mittel heiligte, und richtete den Blick in die Zukunft, in das gelobte Land.
     
    In Philadelphia trat Scott Walker wieder in Pryce’ und Leslies Leben, aufmerksam und präzise wie eh und je. Er erwartete sie auf einem Privatflughafen in den Außenbezirken von Chestnut Hill, übergab Pryce Shields’ Anweisungen im verschlossenen Umschlag und fuhr sie zu einem kleinen, etwa fünfundzwanzig Minuten von der Stadt entfernten Hotel in Bala-Cynwyd. Dort trugen die beiden sich unter falschem Namen ein, und Luther Considine kam hinzu, um sich anzuhören, wie Pryce Frank Shields’ Instruktionen verlas.
    Wahlburg war Philanthrop, besonders im Bereich der Künste. Er und seine Banken unterstützten einige Symphonieorchester, die Oper und die Theater. Eines der Privilegien, das ihm als Wohltäter zukam, bestand darin, daß er häufig an Generalproben vor wichtigen kulturellen Ereignissen teilnehmen konnte. Morgen abend sollte er an der Orchesterprobe des Philadelphia Symphony Orchestra teilnehmen und dort eine Rede halten, um anderen Spendern zu danken und sie zu weiterer Großzügigkeit zu ermuntern. Er würde allein sein; seine Frau war vor vier Jahren gestorben, und er hatte nicht mehr geheiratet.
    Shields hatte arrangiert, daß der Platzanweiser – ein CIA-Beamter – Wahlburg zu einem Platz am Mittelgang in der sechzehnten Reihe hinter der spärlichen Zuhörerschaft führte; den Nachbarsitz würde Pryce einnehmen. Wieder wären Pryce und seine Zielperson ungestört.
    Morgen abend kam, Leslie und Luther saßen in der letzten Reihe, und Wahlburg setzte sich nach seiner Rede neben Pryce, als das Orchester zum letzten Satz von Beethovens Neunter ansetzte.

    »Ihre Rede war wunderbar, Mr. Wahlburg«, sagte Pryce im Flüsterton.
    » Pst, pst , das ist viel wunderbarer.«
    »Wie müssen leider reden…«
    »Wir reden nicht, wir hören zu.«
    »Ich weiß aus verläßlicher Quelle, daß Sie bereit gewesen wären, in den Mittelmeerraum zu fliegen, um sich dort mit Julian Guiderone zu treffen, falls jemand seinen Aufenthaltsort ausfindig machen könnte. Warum wollen Sie nicht jetzt seine Worte hören? Ich bin sein Bote.«
    »Was?« Benjamin Wahlburgs Kopf fuhr zu Pryce herum. Angst und Sorge zeichneten seine Züge. »Wie können Sie das wissen?«
    »Mr. Guiderone verfügt über Informationsquellen, die weit über die unseren hinausgehen.«
    »Du lieber Gott!«
    »Vielleicht sollten wir in den hinteren Bereich des Theaters gehen.«
    »Sie kommen von Guiderone?«
    »Wollen wir?« Pryce deutete mit einer Kopfbewegung auf den Gang links von Wahlburg.
    »Ja, ja, natürlich.«
    Im hinteren Teil der Konzerthalle hörte Benjamin Wahlburg, während das Orchester in einem erhebenden Crescendo zu dem Chorgesang ansetzte, Worte, die sein Leben und seine Welt verändern würden und ihn sich fragen ließen, ob sein Leben wert gewesen war, es zu leben, oder seine Welt wert, sie zu retten.
    »In Amsterdam gibt es eine schwere Krise«, begann Pryce.
    »Wir hatten schon vermutet, daß dort irgend etwas Entscheidendes vorgefallen war«, sagte der Bankier. »Aber man hatte uns angewiesen, unter keinen Umständen mit der Keizersgracht Verbindung aufzunehmen.«
    »Sie hätten auch nichts erreicht. Van der Meer ist verschwunden. Guiderone ist bemüht, alles zusammenzuhalten.«
    »Das ist Wahnsinn! Wo ist van der Meer?«
    »Wir können nur Spekulationen anstellen. Vielleicht hatte er erfahren, daß es Verräter in unserer Mitte gibt, daß Gegenmaßnahmen
vorbereitet wurden, die unser Vorhaben stören sollen. Wer weiß? Wir wissen nur, daß er verschwunden ist.«
    »Mein Gott…« Wahlburgs Hände fingen zu zittern an; er griff sich an die Schläfen. Sein Gesicht war jetzt aschfahl, als die berauschende Musik der Neunten Symphonie anschwoll und den ganzen Konzertsaal füllte. »Die Arbeit, all die Jahre … und jetzt – was haben wir getan?«
    »Wenn alles so läuft, wie Guiderone es will, wird sich nichts ändern.«
    »Alles hat sich geändert! Alles kam von der Keizersgracht. Wir treiben ohne Ruder im Strom.«
    »Julian stellt sich der Verantwortung«, sagte Pryce fest und mit großer Autorität. »Alle Instruktionen werden von ihm kommen, über mich. Die Zeitpläne bleiben bestehen.«
    »Aber wir kennen sie doch gar nicht. Amsterdam hat uns nichts gesagt.«
    »Sie werden es erfahren«, fuhr Pryce fort und

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