Das Matarese-Mosaik
Papiere sinken und sah zu dem Kardinal hinüber. »Da hat sich einiges verändert, wie, Priester?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Paravacini. »Ich habe das nicht gelesen, was Sie da in der Hand halten, weil es nicht mir gehört. Wenn Sie sich vielleicht den Umschlag ansehen wollen, er ist an einen Del Monte adressiert, und so heiße ich nicht. Fremde Post ist etwas Vertrauliches, so wie die Beichte.«
»Tatsächlich? Warum ist der Umschlag dann geöffnet worden?«
»Das hat mein junger Mitarbeiter versehentlich getan, der, den Sie ermordet haben. Ich werde für seine Seele beten, ebenso wie für die Seelen derer, die ihn getötet haben. So wie Jesus für die römischen Legionäre gebetet hat, die ihn ans Kreuz geschlagen haben.«
»Das ist wunderbar. Aber warum hat Ihr junger Mitarbeiter Ihnen den Umschlag gebracht?«
»Das müßten Sie ihn fragen, nur daß Sie das leider nicht können. Ich nehme an, daß er versehentlich in mein Postfach in Bellagio geraten ist, das ich immer dann benutze, wenn ich nicht in Rom bin.«
»Del Monte klingt aber auch nicht entfernt wie Paravacini.«
»In der Hast macht man häufig Fehler, ganz besonders junge, eifrige Leute, die Eindruck…«
»Euer Eminenz«, schaltete Togazzi sich ein, »Sie vergeuden Ihren Atem. Ich habe Fotos gemacht, angefangen in Mailand bei Ihrem ersten Kurier bis zu dem dritten, der nach Bellagio gefahren und keineswegs an einem Postfach angehalten hat.«
»Sie erschüttern mich, Don Silvio. Das sind alles Dinge, von denen ich nichts weiß, und der einzige, der die Antwort kennen würde, ist tot.«
»Du solltest deine Zeit auch nicht vergeuden, alter Freund«, sagte Togazzi zu Scofield. »Wir haben Mittel und Wege mit solchen ipocriti umzugehen. Was war das für eine Veränderung, die du vor ein paar Augenblicken erwähnt hast?«
»Keine gute Nachricht«, antwortete Scofield und griff nach den Papieren, die auf seinem Schoß lagen. »Die haben den Zeitpunkt vorverlegt – Matareisen hat das getan … da, hör dir das an: ›Ich werde in Kürze ein neues Datum bekanntgeben, möglicherweise von einem anderen Ort aus. Ich kann unseren Mann in London nicht erreichen, und das beunruhigt mich. Hat MI5 ihn in eine Falle gelockt? Und wenn ja, konnten sie ihn zum Reden bringen? Seine Frau behauptet, nichts zu wissen, aber sie hat nie etwas gewußt. Das beunruhigt mich alles doch sehr. Auf den folgenden Seiten finden Sie die Codes der Kurzwellensendungen für die einzelnen Sektoren. Falls ich mich für einen anderen Standort entscheide, wird das einer von mehreren möglichen sein, die alle ausreichend ausgestattet sind, jedenfalls ein Ort, wo niemand mich finden wird. Bleiben Sie auf Ihrem Posten. Der Augenblick ist gekommen. Die Welt wird sich ändern.‹ Damit schließt der Brief, ohne Unterschrift natürlich. Aber es ist Matareisen. Die Ironie ist, daß Guiderone ihren Maulwurf in London getötet hat, den Mann, den er nicht finden kann. Am meisten freut mich, daß es mir gelungen ist, Leonard Fredericks und ihn auseinanderzubringen, diese beiden Arschlöcher gegeneinander auszuspielen. Ich hoffe, meine Ausdrucksweise beleidigt Ihre Ohren nicht, Priester.«
»Sie beleidigt mich nicht nur«, sagte der gutaussehende Kardinal mit eisiger Stimme, »ich bin empört. Ich bin nicht nur ein Fürst jener heiligen Kirche, ich habe ihr mein Leben gewidmet. Mich mit irgendeiner verrückten globalen Wirtschaftsverschwörung in Verbindung zu bringen ist schierer Unsinn, und der Heilige Vater wird das sicherlich verstehen.«
»O Mann, Kardinal, jetzt haben Sie aber wirklich Mist gebaut. Wer hat denn was von globaler Wirtschaft gesagt?«
Paravacinis Kopf fuhr zu Scofield herum, und seine Augen weiteten sich. Er war in die Falle getappt und wußte das. »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
»Dann muß ich wohl oder übel Ihr Gesicht ein wenig zurichten, bis Sie doch wieder den Mund aufmachen.« Scofield legte die Papiere und den Umschlag aufs Deck, erhob sich aus seinem Liegestuhl und ging in drohender Haltung auf den Kirchenfürsten zu.
»Ich glaube, du brauchst dir deine schwachen Hände nicht schmutzig zu machen, alter Freund«, sagte Togazzi und kam von der Reling auf ihn zu. »Ich habe einem meiner Männer die Kamera gegeben. Er wird eine Aufnahme von der Leiche auf dem Rasen machen, und damit wird im Zusammenhang mit den anderen Fotos die Abfolge dann klar sein. Er wird mir die Kamera bringen, und du kannst ja dann den Umschlag aus Barcelona vor
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