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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die dem See zugewandte Rasenfläche erreicht hatten, die frei im Blickfeld der Jacht lag. Es galt, sämtliche Fluchtwege zu versperren, sich aber von jemandem auf der Jacht nicht sehen zu lassen – deshalb hatten die beiden Männer aus dem ersten Wagen inzwischen auf der rechten Seite der Villa Position bezogen, deren Wand ihnen Deckung bot. Es handelte sich um eine Art Zangenbewegung, die alle Flanken sicherte.
    Für diese spezielle Strategie gab es zwei Gründe, deren wichtigster war, daß niemand wußte, wie viele Verteidiger es in der Villa gab. Und dazu kam die Gefahr, daß Kardinal Paravacini das Material aus Barcelona vernichten würde, wenn er die Eindringlinge bemerkte. Alles hing also davon ab, das Moment der Überraschung voll auszuspielen.
    Deshalb entledigten sich Scofield und der Don zwischen den Bäumen am Seeufer ihrer Kleidung. Sie waren jetzt nur noch mit Badehosen bekleidet und trugen kleine wasserdichte Beutel, in denen ihre Waffen steckten. Beide waren mit Rücksicht auf ihr Alter mit Schnorcheln ausgestattet, um auch längere Strecken unter Wasser zurücklegen zu können, ohne zum Luftholen auftauchen zu müssen. Ihr Ziel war die Steuerbordseite der Jacht, wo eine verchromte Leiter Schwimmern ermöglichte, an Deck zu klettern. Den beiden Geheimdienstveteranen gingen Erinnerungen an Einsätze in Italien, Sizilien und dem Schwarzen Meer durch den Kopf, als sie in das kühle Wasser des Comer Sees tauchten.

    Wenig später erreichten Scofield und Togazzi die Leiter. Der Don fing leise zu husten an, also drückte Scofield ihm den Kopf unter Wasser. Als er wieder auftauchte, blitzten Togazzis Augen wütend, aber als Scofield dann vielsagend den Zeigefinger auf seine Lippen drückte, begriff er sofort. Sie durften keinen Laut von sich geben. Scofield öffnete seinen wasserdichten Beutel und holte seine Waffe heraus; Togazzi tat es ihm gleich. Dann nickten sie sich gegenseitig zu, und Scofield begann die Leiter hinaufzuklettern. Als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, konnte der alte Don den Hustenreiz nicht länger unterdrücken; beim Schwimmen war Wasser in seinen Schnorchel geraten.
    Auf Deck war eine erregte Stimme zu hören: »Was war das?«
    »Da ist jemand auf der Leiter! Ich sehe…«
    »Wir haben keine Sekunde zu verlieren. Da, nehmen Sie das, und laufen Sie zum Haus. Rufen Sie nach Bruno.«
    Scofield zog sich nach oben und stemmte sich über die Reling. Seine Waffe war auf Kardinal Paravacini gerichtet. »An Ihrer Stelle würde ich mich nicht bewegen, Priester. Sonst könnte ich vielleicht zu dem Schluß kommen, daß Ihre Kirche ohne Sie besser dran ist.« Dann drehte er sich um und schrie: »Haltet ihn auf, er läuft auf den Weg zu! Wir brauchen den Umschlag!«
    Jetzt tauchte Togazzi auf der Leiter auf und stemmte seinen alten, hageren Körper mühsam über die Reling. Dabei schimpfte er halblaut vor sich hin: »Früher hat mir das nichts ausgemacht.«
    »Don Silvio!« rief der Kardinal. »Sie stecken mit diesem amerikanischen Schwein zusammen?«
    »O ja, Euer Eminenz«, antwortete Togazzi. »Und das schon seit Jahrzehnten, seit Sie angefangen haben, unserer Kirche Schande zu machen.«
    Drüben an Land auf der Rasenfläche rannten Männer zwischen den Statuen hinter dem Priester mit dem Päckchen aus Barcelona her. Plötzlich peitschten Schüsse, und man konnte Kugeln von den Marmorstatuen prallen und davonpfeifen hören. Scofield rannte quer über das Deck. »Um Himmels willen, tötet ihn nicht!« Dann ertönte ein Schrei, und die Schüsse
verstummten. Eine Stimme hallte vom Rasen herüber. »Zu spät, signore . Er hat auf uns geschossen und Paolo am Bein verletzt.«
    »Bringen Sie das Päckchen herüber, und schaffen Sie Paolo zu einem Arzt. Schnell!« Scofield wandte sich wieder dem Kardinal zu, den Togazzi mit der Waffe in Schach hielt. »Mir würde nichts größeren Spaß machen, als Sie persönlich dem Papst zu übergeben. Leider habe ich Wichtigeres zu tun.«
    »Ich werde das mit Freuden übernehmen«, erbot sich Don Silvio. »Ich könnte seinen Segen gebrauchen.«
    Jetzt kam einer von Togazzis Männern mit dem Päckchen aus Barcelona in der Hand über das Fallreep gerannt. Er gab es Scofield und erklärte, er würde seinen verletzten Kollegen zu einem Arzt bringen, mit dem sein Don persönlich bekannt sei. Scofield entnahm dem dicken, gepolsterten Umschlag einen Stapel Blätter. Er setzte sich in einen Liegestuhl und fing zu lesen an. Nach einigen Minuten ließ er die

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