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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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des
mächtigen Hauses den Glockenschlag hören. Ein Bediensteter öffnete die Tür; sein Hemd war nicht zugeknöpft, und er war unrasiert. Als er die beiden einfach gekleideten Besucher sah, herrschte er sie an:
    »Was wollt Ihr? Es ist niemand zu Hause.«
    » Per piacere, signore . Wir sind arme Männer aus den Hügeln von Bellagio«, sagte der eine. »Wir sind hier, um dem Andenken des großen Don Carlo unseren Respekt zu erweisen, weil er immer so großzügig zu unseren Familien war.«
    »Er ist jetzt seit einigen Wochen tot. Ihr kommt ein wenig spät.«
    »Wir haben uns nicht getraut, als hier ständig alle möglichen vornehmen Leute kamen und gingen«, sagte der zweite Leibwächter. »Dürfen wir die Körbe hineintragen, signore ? Sie sind ziemlich schwer.«
    »Laßt sie hier draußen! Drinnen sind schon zu viele Blumen, die man gießen muß.«
    »Haben Sie doch ein Herz, signore «, bat der andere Leibwächter und blickte an dem arroganten Diener vorbei.
    »Nein!«
    »Dann laß es bleiben.« Damit machte er einen Satz, packte den Mann an den Schultern, riß ihn zu sich heran und stieß ihm sein rechtes Knie ins Gesicht. Der Mann fiel blutend und bewußtlos zu Boden. Gemeinsam zerrten Togazzis Männer den Bewußtlosen ins Haus, schlossen die Tür und begannen mit einer schnellen, aber gründlichen Durchsuchung. Sie fanden ein Zimmermädchen in der Bibliothek; sie trug ihre Uniform, hatte es sich im Sessel bequem gemacht und blätterte in einem Bildband.
    »Scusi , signori!« rief sie und sprang auf. »Man hat uns gesagt«, fuhr sie dann fort, »wir dürften es uns bequem machen, solange wir nur unsere Arbeit tun.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Seine Eminenz, der Kardinal, signore .«
    »Wer ist sonst noch da?«
    »Kardinal Paravacini, Signore Rossi und…«
    »Signore Rossi?« fiel ihr der Leibwächter ins Wort, der
den Mann an der Tür außer Gefecht gesetzt hatte. »Ist er ein Priester?«
    »Du lieber Gott, nein, signore ! Er schleppt fast jeden Tag eine andere Frau hier an. Ein Hurenbock ist das. Aus Respekt vor dem Kardinal schickt er sie schon ganz früh nach Hause, ehe es hell wird.«
    »Wer sonst noch?« fragte der zweite von Togazzis Leuten. »Sie haben angedeutet, daß da noch jemand ist.«
    »Ja, Bruno Davino. Er ist für die Sicherheit hier verantwortlich.«
    »Wo ist er?«
    »Er verbringt die meiste Zeit auf dem Dach, signore . Es gibt dort eine Stelle mit einem Sonnenschutz. Er sagt, daß er von dort aus den See und sämtliche Straßen sehen kann. Er nennt das seinen ›Ausguck‹.«
    »Das sehen wir uns an«, sagte der eine Leibwächter.
    »Che cosa?« hallte es vom Eingang. Die beiden drehten sich um und sahen dort einen großen, kräftig gebauten Mann mit wütender Miene. »Ich habe euch zwei traurigen Würmer die Straße herunterkommen, aber nicht wieder weggehen sehen! Warum seid ihr immer noch hier?«
    »Scusi, signore«, erwiderte der zweite Leibwächter und ging mit ausgestreckten Armen, die Handflächen bittend nach oben gewandt, langsam auf den kräftig gebauten Mann zu. »Wir haben Blumen gebracht, um das Andenken des großen Don Carlo zu ehren…« Er ging schräg auf den Mann an der Tür zu und verdeckte damit kurzzeitig seinen Kollegen. Sie hatten das schon häufig praktiziert, und der erste Leibwächter reagierte sofort und griff in die Tasche und holte eine mit Schalldämpfer versehene Pistole heraus. Als sein Kollege das Schußfeld wieder freigemacht hatte, schoß er zweimal mit tödlicher Genauigkeit und tötete den Sicherheitschef auf der Stelle.
    Die Frau setzte zu einem Schrei an, aber der zweite Leibwächter Togazzis warf sich mit einem Satz auf sie und preßte ihr die eine Hand auf den Mund, während er mit der anderen so kräftig auf ihre Brust schlug, daß ihr alle Luft aus den Lungen gepreßt wurde und kein Laut zu hören war. Er holte eine
dünne Schnur und eine Rolle Isolierband aus der Tasche, fesselte sie an einen Stuhl und verklebte ihr den Mund. »Die rührt sich nicht von der Stelle.«
    »Alles klar«, sagte sein Kollege. »Das Haus ist sauber. Gehen wir zu unserer nächsten Position.«
     
    Der zweite Wagen hielt an, Scofield und Togazzi stiegen aus und eilten auf die schützenden Bäume zu; der Wagen fuhr mit ausgeschaltetem Motor weiter und rollte links von der Villa auf den Rasen, wo man ihn von der Jacht aus nicht sehen konnte. Die beiden anderen Leibwächter stiegen aus, schlossen lautlos die Türen und schlichen sich an der Außenwand der Villa entlang, bis sie

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