Das Matarese-Mosaik
Spur von Agent Pryce hierher verfolgt haben. Das würde zu Komplikationen führen, die nicht akzeptabel sind. Übrigens, wo ist er?«
»Mrs. Scofield zeigt ihm gerade unsere Lagune; die ist im Mondlicht wirklich wunderschön, auch wenn sie nicht sehr groß ist … Sie lehnen also nicht die Lösung, sondern nur ihre Konsequenzen ab.«
»Genauso wie Sie das in jüngeren Jahren getan hätten. Beowulf Agate war von allen Agenten für schwarze Operationen derjenige, der immer am pragmatischsten gehandelt hat. Er hat immer dann getötet, wenn er glaubte, es müsse sein.«
»Das stimmt nicht ganz. Er hat dann getötet, wenn es notwendig war. Das ist ein großer Unterschied. Glauben oder Vermutungen hatten damit überhaupt nichts zu tun.«
»Genug. Wie lautet Ihre Antwort? Wollen Sie den Rest Ihrer Tage im Luxus leben oder auf dieser winzigen Insel in einer Bruchbude bleiben? Und sterben?«
»Du lieber Gott, was für eine Entscheidung!« sagte Scofield und ließ seine MAC-10 ein wenig sinken, hielt sich die linke Hand nachdenklich über die Augen, ohne dabei den Blick von dem Eindringling zu wenden. »Für meine Frau wäre es wunderbar – meine Lebensgefährtin, wie man heute sagt -, aber ich würde ständig denken…« Beowulf beobachtete im Schutz seiner Hand die Bewegungen des Eindringlings. Der Mann hatte die rechte Hand sinken lassen, sie hing jetzt an seiner weiten Guayabera-Jacke … Plötzlich schob er die Jacke beiseite und griff nach einer Waffe, die in seinem Gürtel steckte. Ehe er feuern konnte, hob Scofield seine Waffe und gab einen einzelnen Schuß ab. Der Matarese sank in den Sand, Blut quoll aus der Wunde an seiner Brust.
»Was war das?« tönte eine Stimme aus dem Funkgerät des Toten. »Ich habe etwas gehört! Was war das?«
Scofield zerrte die Leiche in die Büsche, um sie dort zu verstecken, holte das kleine Funkgerät aus der Jackentasche und schaltete es ab. Dann rief er leise: »Aus eurem Schweigen, meine versteckten Täubchen, schließe ich, daß ihr eure Aufträge erfüllt habt. Bitte, kehrt unter größter Vorsicht zum Weihnachtsmann zurück.«
»Mein Mann schläft«, sagte Pryce und trat zwischen den Büschen hervor. »Er wird mindestens zwei Stunden träumen.«
»Und ich habe einen auf Händen und Knien«, fügte Antonia hinzu und kam mit ihrem Gefangenen aus dem Gebüsch gekrochen. »Wo ist der dritte?«
»Er war äußerst unhöflich; er hat versucht, mich zu töten. Jetzt leistet er in unserem Dschungel Buße.«
»Was machen wir jetzt, lieber Ehemann?«
»Die einfachste Sache auf der Welt, altes Mädchen«, sagte Scofield und blickte durch das Nachtglas aufs Meer hinaus.
»Wir werden jetzt den Kapitän dieses sogenannten Fischerboots ein wenig nervös machen … Cam, haben Sie zufällig ein Tau in Ihrer Wundertasche?«
»Nein, leider nicht.«
»Auch nicht sehr schlau. Ziehen Sie Ihr T-Shirt aus, reißen Sie es in Streifen und fesseln damit Tonis Gefangenen, an Händen und Füßen. Den Rest stopfen Sie dem Mistkerl in den Mund, und, falls es Ihnen nichts ausmacht, wäre vielleicht eine kleine Narkose auch ganz hilfreich.«
»Mit dem größten Vergnügen.« Pryce machte sich an die Arbeit und war damit in anderthalb Minuten fertig.
»Und ich, Bray?«
»Augenblick noch, Liebes«, antwortete Scofield, der immer noch das Glas am Auge hatte. »So, er geht runter, wahrscheinlich zum Funkgerät. Jetzt beobachtet er das Ufer nicht. Und außer ihm ist offensichtlich niemand an Bord!«
»Und?«
»Und deshalb wirst du jetzt zum Haus laufen und ein paar Leuchtraketen holen, vier oder fünf sollten reichen, und dann rennst du den Ostweg hinunter, vielleicht sechzig, siebzig Meter, und dann schießt du eine davon ab.«
»Warum? Dann weiß er doch, daß wir hier sind!«
»Das weiß er ohnehin schon, Liebste. Jetzt müssen wir ihn ein wenig verwirren.«
»Und wie wollen wir das anstellen?«
»Indem du danach zum Haus zurückläufst und dann den westlichen Weg nimmst, an der Lagune vorbei, und dort eine weitere Leuchtrakete hochschießt. Du solltest die erste in sagen wir acht Minuten zünden, und die zweite ungefähr in elf.«
»Allmählich begreife ich, was du vorhast… Livorno, richtig?«
»Dort hat es funktioniert, oder?«
»Ja, allerdings, mein Liebling. Ich bin schon unterwegs.« Antonia verschwand im Gebüsch.
»Da ich nie in Livorno war – das heißt, ich war zwar dort, aber nicht, als Sie beide dort waren«, sagte Cameron, »wäre es vielleicht gar nicht übel, wenn Sie
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