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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mir sagen würden, was Sie
dort getan haben? Und wenn Sie dann schon gerade dabei sind, was ich tun soll?«
    »Können Sie schwimmen?«
    »Ja. Ich besitze ein Profizertifikat bis auf neunzig Meter Tiefe und für Tauchen mit Gerät.«
    »Sehr lobenswert, aber wir haben hier keine Taucherflaschen und auch nicht die Zeit, bis Sie wieder in Ihr Spiderman-Kostüm geschlüpft sind. Ich meine, können Sie ganz normal schwimmen?«
    »Natürlich.«
    »Und wie weit unter Wasser? Ohne Flossen?«
    »Mindestens fünfundzwanzig Meter.«
    »Das sollte reichen. Schwimmen Sie dort hinaus, tauchen Sie unter dem Schiff durch, kommen Sie auf der anderen Seite hoch, steigen Sie an Deck und knöpfen Sie sich diesen bald sehr verwirrten Hurensohn vor. Haben Sie ein Messer?«
    »Müssen Sie das fragen?«
    »Los jetzt, solange unser Skipper noch unter Deck ist!«
    Pryce griff in seine Flugtasche, holte das Messer heraus, schnallte es sich um und rannte zum Strand. Er hechtete ins Wasser und strebte mit kräftigen Zügen auf das etwa zweihundert Meter entfernte Fischerboot zu, wobei er das Deck keine Sekunde aus den Augen ließ. Jetzt kam der Kapitän aus seiner Kabine heraus, also tauchte Pryce unter. Zehn, fünfzehn, zwanzig Meter, ein kurzes Auftauchen in der Finsternis, um Luft zu holen, dann wieder hinunter, und das solange, bis er das Schiff erreicht hatte. Er tauchte und kam auf der Steuerbordseite wieder herauf.
    Ein Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr verriet ihm, daß er beinahe sechs Minuten gebraucht hatte, um das Schiff zu erreichen; die erste Leuchtrakete würde in weniger als zwei Minuten steigen. Langsam schwamm er auf den Bug zu. Wenn die erste Rakete den Himmel im Osten erhellte, würde der Kapitän sicher an das Heck seines Bootes rennen, das nach Osten wies. Für Cameron war das die beste und vermutlich einzige Chance, ungesehen an Deck zu kommen. Er war sich darüber im klaren, daß das Messer seine einzige Waffe war und den Kugeln des Kapitäns in keiner Weise ebenbürtig.

    Da! Der Nachthimmel links von dem Fischerboot war plötzlich taghell. Ein Feuerstrahl schoß in den Himmel, erreichte seinen Höhepunkt und platzte auseinander, blieb einen kurzen Augenblick lang als weißer, blendender Ball am Himmel hängen und sank dann langsam herunter, schwankte hin und her, bis er im Tropenwald verschwunden war.
    »Michail, Michail!« schrie der Kapitän allem Anschein nach in sein Funkgerät, während man seine eiligen Schritte auf dem Deck hören konnte. »Was war das? … Michail, gib Antwort! Wo bist du?« Pryce stieß mit beiden Füßen nach unten, stieg im Wasser empor, streckte die Arme aus und erreichte einen schmalen Vorsprung am Schiffsrumpf, aber der reichte aus. Sich mit den Fingern ins Holz krallend, zog er sich in die Höhe und schwang dann den rechten Arm nach oben, bis er das Dollbord erreichte; der Rest war eine reine Frage der Körperkraft. Er zog sich über die Reling und ließ sich auf das Deck fallen, atmete tief durch. Gleich darauf hatte er wieder Luft in den Lungen, und sein Herzschlag wurde langsamer. Die ganze Zeit schrie der schwedische Kapitän in sein Funkgerät, das ihm nicht antworten wollte: »Michail, wenn du mich hörst, ich fange jetzt zu schießen an! Das ist dein Signal, sofort zum Schiff zurückzukehren! Ich verschwinde hier, mit oder ohne dich!«
    Soviel zur brüderlichen Kameradschaft der Matarese, von Loyalität ganz schweigen, dachte Pryce. Der Vorgesetzte überließ seine Untergebenen einem unbekannten, tödlichen Schicksal, um seine eigene Haut zu retten. Und dann wunderte sich Pryce, daß ihn das eigentlich überraschte. Scofield hatte ja genau das angedeutet.
    Da war jetzt die zweite Explosion! Weit rechts stand der westliche Himmel in Flammen, das Licht war intensiver, blendender als bei der ersten Leuchtrakete – oder war das die Wolkendecke, die das Licht des Mondes ausblendete? Pryce richtete sich schnell auf, als die Kanone brüllte – der Schuß mußte ein gewaltiges Loch in die Büsche von Outer Brass 26 gerissen haben. Er arbeitete sich an der Wand der Deckskabine nach vorn; jetzt kam der Mond wieder heraus. Der Kapitän schien völlig hysterisch geworden zu sein, rannte ans
Heck seines Trawlers und preßte sich das Nachtglas an die Augen.
    Vielen Dank , dachte Pryce, als er lautlos und langsam von hinten auf den Mann zuging. Wenn es einfach ist, ist es viel einfacher . Mit der geballten linken Faust versetzte er dem Schweden einen gewaltigen Schlag ins Kreuz, fuhr

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