Das Matarese-Mosaik
Eindruck, als würde er sie ablehnen.«
»Natürlich tut er das. Weil es ihn an die ›schlimmen Tage‹
erinnert, wie er sie nennt. Die Tage, in denen die Pistole der Gleichmacher war – man tötete, denn wenn man es nicht tat, konnte es einen der eigenen Leute treffen.«
»Diese Tage gehören der Vergangenheit an, Toni. Der kalte Krieg ist vorbei. So etwas gibt es heute nicht mehr.«
»In seinen Alpträumen erinnert er sich immer noch daran. Ich denke, was ihn am meisten geplagt hat, waren die jungen Fanatiker. Sie waren einfach zu jung und zu verletzlich, um für die Dinge verantwortlich zu sein, zu denen sie sich verpflichtet fühlten.«
»Es waren Killer, Antonia.«
»Es waren Kinder, Cameron.«
»Nun, ich bringe nicht die Voraussetzungen mit, um Brays Probleme zu lösen, und das ist auch nicht der Grund, weshalb ich gekommen bin.«
»Natürlich nicht. Warum sind Sie um diese Zeit hier?«
»Wie wäre es, wenn Sie ihn wecken würden? Das spart uns Zeit, und ich brauche mich dann nicht zu wiederholen. Ich will nicht zu lange hierbleiben, falls jemand mich bereits aufs Korn genommen hat.«
»Wirklich?«
»Wirklich.«
Fünf Minuten später kam ein ziemlich zerzaust wirkender Scofield in die Nische, dicht gefolgt von Antonia. Beide trugen Bademäntel – der von Toni war aus flauschigem weißen Frottee, während Brandons Mantel ziemlich mitgenommen aussah, zwar sauber, aber an einigen Stellen zerrissen. »Wenn wir in ein anständiges Hotel gegangen wären«, sagte er mürrisch, »hätte ich einen Bademantel klauen können. Was, zum Teufel, soll das, Junge? Ich kann nur hoffen, daß es wichtig ist. Ist kein Kaffee da?«
»Setz dich, Liebling. Ich hole dir welchen.«
»Also, reden Sie, Cam. Ich bin noch nie freiwillig um diese Zeit aufgestanden, seit einer schlimme Nacht in Stockholm, wo eine junge Dame das falsche Zimmer, aber den richtigen Schlüssel hatte.«
»Angeber«, sagte Antonia, brachte zwei Tassen Kaffee an den Tisch und setzte sich.
»Für Sie keinen?« fragte Pryce und deutete mit einer Kopfbewegung auf seine Tasse.
»Ich bin Teetrinkerin, und ich…«
»Und ich bin verdammt neugierig«, fiel Scofield ihr ins Wort. »Reden Sie, junger Mann.«
»Sie erinnern sich doch, daß ich Ihnen gesagt habe, daß unser Lieutenant Colonel Montrose auf mich den Eindruck machte, als würde sie sich an meine Spuren heften?«
»Sicher. Und ich erinnere mich, daß ich angedeutet habe, sie sei vielleicht scharf auf Sie.«
»Was ich sofort abgetan habe. Ob Sie es glauben oder nicht, ich kenne die Anzeichen, und wir sind nicht in Stockholm. Als Bracket letzte Woche getötet wurde und man ihr die Verantwortung für die Sicherheit übertragen hat, dachte ich, das wäre vielleicht ein geeigneter Zeitpunkt, den Spieß umzudrehen. Sie hatte jetzt wesentlich mehr zu tun, und da mußte ganz zwangsläufig ihre Konzentration etwas nachlassen. Und außerdem ist sie krankhaft ehrgeizig und möchte im Pentagon Punkte sammeln.«
»Also haben Sie angefangen, sie zu beschatten?« Scofield beugte sich vor.
»Ja. Äußerst vorsichtig und hauptsächlich spät nachts. Sie hat zweimal, das erste Mal um drei Uhr morgens, das zweite Mal um Viertel nach vier in der Nacht darauf, das Zimmer verlassen und ist zum Bootshaus hinuntergegangen. In der Decke über der Chris Craft gibt es eine mit Gitterdraht geschützten Birne; die hat sie beide Male eingeschaltet. Ich habe mich an das kleine Fenster in der rechten Wand geschlichen und hineingesehen. Sie hat jedesmal ihr Handy rausgezogen und ein Gespräch geführt.«
»Das ist verdammt dämlich«, sagte Scofield. »Jeder, der einen Radioscanner hat, kann diese Frequenzen abhören. Deshalb sollen sie nur im Notfall benutzt werden.«
»Das dachte ich auch«, pflichtete Pryce ihm bei. »Außerdem dachte ich, daß nur sie, Bracket, Sie und ich solche Telefone haben.«
»Stimmt genau«, sagte Scofield. »Alle anderen Telefone werden
überwacht. Das hat Frank Shields so festgelegt. Ich würde gern wissen, mit wem sie gesprochen hat.«
»Deshalb bin ich gestern nachmittag kraft meiner Vollmacht als dienstältester CIA-Beamter nach Easton gefahren unter dem Vorwand, Zeitungen und Zeitschriften zu kaufen.«
»Und warum haben Sie mir den U.S. News and World Report und diese Finanzblätter gekauft? Sie wissen doch, daß mich dieses Zeug nicht interessiert.«
» Penthouse , den National Enquirer oder irgendwelche Comichefte gab es nicht, aber das war auch nicht der Grund, weshalb ich in
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