Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
stieß die Tür auf und blieb stehen, studierte den Raum, der vor ihm lag. Vier Männer, alle in Beduinengewändern, waren um einen Tisch versammelt, jeder mit einem Wüstenschleier, der sonst gegen Sandstürme schützte und hier die Identität seines Träger verbergen sollte. Julian brauchte so etwas nicht. Er wollte, daß alle das Gesicht des Sohns des Hirtenjungen kannten, denn wenn einer von ihnen ungehorsam war, würde dieses Gesicht ihn solange verfolgen, bis er seinen letzten Atemzug tat.
    »Guten Morgen, Gentlemen, oder ist jetzt Nachmittag?« sagte er, trat ein und setzte sich auf den Stuhl, der der Tür am nächsten stand. »Ich hoffe, Sie alle haben sich vergewissert, daß unser Treffpunkt sicher ist.«
    »Der Raum ist mit Ausnahme unserer Stühle und dieses Tisches völlig leer«, erwiderte der Araber, der Guiderone gegenübersaß und dessen Goldbrokatschmuck auf seiner Ghotra ihn als Scheich auswies. »Die Wände sind von unseren Untergebenen untersucht worden. Sie haben uns gemeldet, daß sie frei von irgendwelchen Lauschgeräten sind.«

    »Und was ist mit Ihnen? Mit uns? Unsere Gewänder können viele Dinge verbergen, nicht wahr?«
    »Die alten Gesetze der Wüste gelten auch heute noch«, sagte ein anderer links von Julian. »Die Strafe für einen Verräter ist immer noch Enthauptung mit dem Dolch. Und das ist qualvoll langsam. Keiner von uns würde davor zurückschrecken, einen anderen hinzurichten, und das weiß jeder von uns.«
    »Ein klares Wort. Lassen Sie uns also beginnen. Da nichts schriftlich festgehalten werden darf, wird jeder von Ihnen als Anführer seiner Gruppe mir mündlich Bericht erstatten, habe ich recht?«
    »Das haben Sie«, antwortete ein dritter Konferenzteilnehmer am anderen Ende des Tisches. »Die Berichte werden sich möglicherweise wiederholen, weil jeder im wesentlichen dieselbe Information liefert…«
    »Dann wäre es im Interesse der Kürze vielleicht geboten«, fiel ihm der letzte Mann ins Wort, der Julian auf der rechten Seite schräg gegenüber saß, »zumal schließlich auf den Kopf eines jeden von uns ein Preis ausgesetzt ist und keiner Wert darauf legt, länger als unbedingt nötig hierzubleiben, daß zunächst die allgemeinen Daten beigebracht werden und jeder die für seinen geographischen Bereich wichtigen Details hinzufügt.«
    »Eine ausgezeichnete Idee«, pflichtete der Sohn des Hirtenjungen ihm bei, »aber erlauben Sie mir, daß ich Ihnen ein Kompliment mache: Sie alle sprechen meine Sprache wesentlich besser als die meisten meiner Landsleute.«
    »Sie sind eine polyglotte Gesellschaft äußerst mangelhaft ausgebildeter Menschen«, sagte der Araber am Ende des Tisches. »Wir sind anders, völlig anders. Ich beispielsweise habe eine Professur für Internationales Privatrecht in Cambridge.«
    »Und ich bin Arzt an der Universität von Chicago und habe in Stanford als Assistenzarzt gearbeitet und später praktiziert – wie viele andere Muslime«, fügte der Mann zur Rechten Julians hinzu.
    »Ich habe in Heidelberg promoviert und dann einige Jahre einen Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte an einer deutschen
Universität bekleidet«, bemerkte der Mann, der vorher seine Ungeduld bekundet hatte, mit leiser Stimme.
    »Meine akademischen Leistungen sind nicht so beeindruckend«, sagte der vierte Delegierte, »dafür liegt meine Stärke vielleicht im Pragmatischen. Ich bin Elektroingenieur und habe an größeren Projekten für Regierungsstellen und Privatunternehmen teilgenommen. Ich sehne mich nach dem Tag, an dem ich zurückkehren und in meiner Heimat bauen kann.«
    »Faszinierend«, murmelte Guiderone und ließ den Blick über die dunklen Augen der vier Araber wandern. »Sie sind die Elite des Nahen Ostens, und doch nennt man Sie Terroristen.«
    »Andere ziehen den Begriff Freiheitskämpfer vor, was wesentlich korrekter wäre«, verbesserte ihn der Scheich. »Die Hagana und die Sterngruppe hatten einfach mehr Fürsprecher im Westen als wir, und wir tun weiterhin das, was wir tun, weil diejenigen, die unsere Verbündeten sein sollten, ständig mit unseren gemeinsamen Feinden irgendwelche Übereinkünfte treffen. Es ist widerwärtig.«
    »Wenn wir einmal zugeschlagen haben, werden sie es sich zweimal überlegen, in solche Verhandlungen einzutreten«, sagte der Ungeduldige. »Warum kommen wir also jetzt nicht zur Sache?«
    »Ausgezeichnet«, stimmte der Sohn des Hirtenjungen zu, »und da es Sie so danach drängt, sollten Sie vielleicht mit den allgemeinen

Weitere Kostenlose Bücher