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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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noch?«
    »Ich glaube, ich höre eine Schallplatte mit einem Sprung«, sagte Pryce.
     
    Rom, 17.00 Uhr
    Julian Guiderone, mit einem dunklen Seidenanzug aus der Via Condotti bekleidet, ging das Kopfsteinpflaster der Via Due Macelli hinunter, dann die spanische Treppe hinauf und auf den Eingangsbaldachin des Hassler-Villa-Medici-Hotels zu. Ebenso, wie er das auf dem Al Barrani Boulevard in Kairo getan hatte, blieb er kurz stehen und zündete sich eine Zigarette an, während sein Blick zu den berühmten Steintreppen hinüberwanderte, die Byron verherrlicht hatte. Er stand reglos da und wartete darauf, daß irgendwo ein Mann oder eine Frau herauskam und sich umsah. Aber da war niemand, er konnte weitergehen.
    Guiderone trat unter den dunkelroten Baldachin; die automatischen Glastüren öffneten sich, und er betrat die prunkvolle mit Marmor ausgelegte Halle und ging sofort nach links auf die schimmernden Messingtüren der Aufzüge zu. Er merkte sehr wohl, daß mehrere Hotelgäste, die ebenfalls warteten, ihm Blicke zuwarfen. Aber das kümmerte ihn nicht; er war es gewöhnt, Aufmerksamkeit zu erwecken, und wußte sehr wohl, daß er, wenn er das wollte, eine natürliche Autorität ausstrahlte,
eine Art Überlegenheit, die seinen Zügen, seiner Erziehung, seiner Größe und der Kunst seines Schneiders zuzuschreiben war. So war es immer, und das wußte und begrüßte er.
    Die Lifttüren öffneten sich; er trat als letzter ein und drückte den Knopf für das fünfte Stockwerk. Nach zwei Zwischenstopps war er dort, trat in den mit dicken Teppichen ausgelegten Flur und studierte die Messingplatte, die ihm den Weg zu der Suite wies, die er suchte. Sie befand sich am hinteren Ende des Korridors auf der rechten Seite, auf dem Türknopf klebte ein kleiner blauer Punkt. Guiderone klopfte viermal an die Tür, mit einer Pause von jeweils einer Sekunde zwischen dem Klopfen; ein Klicken war zu hören, und er trat ein.
    Der Raum war groß und prunkvoll, die Wände mit Pastellszenen des antiken Roms geschmückt, weiche Veloursfarben, vorzugsweise Gold, Weiß, Rot und Blau. Da war ein Wagenrennen im Kolosseum zu bestaunen, daneben Springbrunnen und an einer anderen Wand berühmte Statuen, die die Hände Michelangelos und seiner Zeitgenossen geformt hatten. In der Mitte des Raums standen vier Reihen von jeweils vier Stühlen, alle einem Rednerpult zugewandt, alle besetzt und ausschließlich von Männern. Es waren Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Nationalität von Anfang dreißig bis hinein in die Sechzig. Sie stammten aus ganz Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada.
    Jeder einzelne war in irgendeiner Weise der Welt des Journalismus verbunden. Einige waren bekannte Reporter, andere angesehene Redakteure; einige waren Finanzberater, der Rest gehörte den Aufsichtsräten verschiedener größerer Zeitungen an.
    Und jeder einzelne war – in der einen oder anderen Form – vom Sohn des Hirtenjungen, dem obersten Anführer der Matarese abhängig.
    Julian Guiderone ging langsam und bedächtig auf das Rednerpult zu, während Stille im Raum eintrat. Er lächelte wohlwollend und begann:
    »Mir ist bewußt, daß einige von Ihnen gegen ihren Willen hier sind, nicht, weil Sie das wünschen oder sich dazu verpflichtet fühlen, sondern weil sie unter Druck stehen. Ich hoffe
aufrichtig, daß ich Sie umstimmen kann und Sie das Fortschrittliche an unseren Zielsetzungen erkennen werden. Ich bin kein Ungeheuer, Gentlemen. Ich bin vielmehr ein Mann, der mit ungeheuerem Reichtum gesegnet ist, und ich kann Ihnen versichern, daß ich es bei weitem vorziehen würde, mich meinen weitgespannten Interessen zu widmen, meinen Investitionen, meinen Pferden, meinen Sportclubs, meinen Hotels – als mich zu unser aller Nutzen sozusagen an die Spitze einer wirtschaftlichen Revolution zu setzen. Aber das kann ich nicht … Lassen Sie mich eine rhetorische Frage stellen. Wer anders als ein Mann mit unbeschränkten Mitteln, ein Mann, der niemandem Rechenschaft schuldig ist, der keinerlei Verantwortung gegenüber irgendwelchen Sonderinteressen hat, kann objektiv die finanzielle Krankheit erkennen, die überall in unseren zivilisierten Nationen grassiert? Ich behaupte, das kann nur ein solcher Mann, weil er nichts zu gewinnen hat. Umgekehrt könnte er sehr viel verlieren. Aber selbst das wäre auf lange Sicht belanglos… Was ich bin, Gentlemen, ist ein völlig neutraler, freier Unparteiischer, ein Schiedsrichter, wenn Sie so wollen. Aber um diese

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