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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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und genoss bei manchen von ihnen noch immer Respekt.«
    »Und er kannte die Geschichte von Amhakimil.«
    »Er war ebenfalls hoch angesehen bei Studenten, die sein Buch gelesen hatten - wie Ihr Alfredo.« Sanchez setzte wieder seine überlegene Miene auf.
    »Wussten Sie, dass…? Ja, Sie wussten es. Sie wussten, dass Alfredo in Chichen Itza mit ihm gesprochen hatte.«
    Sanchez lächelte. »Alfredo hat nur seine Bewunderung für den großen Mann zum Ausdruck gebracht. Der gute Doktor hat ihn zwar nach Informationen über Aktivitäten von Studenten oder der Cruzob ausgequetscht, aber er hatte kein Glück.«
    »Dann ging Dr. de Valdivia also herum und stellte Fragen. Das hat ihn bestimmt in Gefahr gebracht.«
    »Das Risiko war größer, als er oder ich wussten. Es ist jetzt klar ersichtlich, dass Kan Ek einen persönlichen Rachefeldzug gegen ihn führte. Und die Entdeckung, dass der Doktor für uns arbeitete, lieferte ihm den Vorwand, den er brauchte.«
    »Er war zweifellos sehr verbittert, was seinen Vater anging. Aber mir schien, dass er durchaus Zuneigung zu seiner Mutter empfand. Lebt sie noch?«
    »Bei Kan Eks Streit mit Bartolomé kamen Informationen über sie ans Licht. Offenbar starb sie im Inneren von Quintana Roo an einer Niereninfektion, etwa um die Zeit, als Cancun gebaut wurde. Eine Spritze mit Streptomycin hätte sie retten können. In Kan Eks Vorstellung war der Vater, der ihn verlassen hatte, auch für die beiden anderen Ereignisse in seinem Leben verantwortlich, die ihn zutiefst verbitterten.«
    »Ein gewaltiger Groll, der sich da gegen einen Elternteil richtete.«
    »Haben Sie selbst ähnliche Erfahrungen gemacht?«, fragte Sanchez teilnahmsvoll.
    Ich musste es auf eine Weise gesagt haben, die meine Gefühle verriet. »Wer? Ich? Na ja… nicht direkt. Mein Vater und ich verstehen uns nicht sehr gut, das ist alles.«
    »Aber das ist normal, oder?«
    »Wieso sagen Sie das?«
    »Kleine Mädchen vergöttern ihre Väter. Erwachsene Frauen werden die beste Freundin ihrer Mutter.«
    Ich lächelte. »Sie klingen, als wüssten Sie ein bisschen Bescheid darüber.«
    »Ich habe eine Tochter. Sie ist sechseinhalb.« Er strahlte übers ganze Gesicht, als er von ihr sprach.
    »Das halbe Jahr ist wichtig. Wie heißt sie?«
    »Magnolia.«
    »Hübscher Name. Sind Sie verheiratet?«
    »Geschieden.«
    »Mein Rat als Tochter lautet: Was immer sie Ihrer Meinung nach tun soll, wenn sie ein Teenager ist - verlangen Sie das Gegenteil. Sie wird sich allem widersetzen, was Sie sagen, selbst wenn sie dafür etwas tun muss, das sie hasst.«
    »War das bei Ihnen so?«
    »Es war weniger so, dass ich alles ablehnen wollte, wofür er stand, als dass er mich gewissermaßen in diese Position hineingedrängt hat. Als Biologin stehe ich hinter der Evolutionstheorie. Aber jedes Mal, wenn ich einen Fernsehsprecher sagen höre: ›Wie alles Leben auf Erden gehen auch wir Menschen auf Bakterien zurück‹, sträubt sich etwas in mir - ich wünschte mir, es hätte einen Eingriff von außen gegeben, als wir auf diese Welt kamen. Und wenn ich einen Artikel über Archäologie sehe, in dem bewiesen wird, dass es eine große Überschwemmung gab, in der Noahs Arche hätte treiben können, freue ich mich irgendwie, genauso, wenn sich irgendein Übergangsfossil vom Dinosaurier zum Vogel als Fälschung herausstellt.«
    »Mir scheint, Sie sollten ihm genau sagen, was Sie denken und fühlen, so, wie Sie es mir gerade erzählt haben.«
    Ich konnte ihm nicht widersprechen.
    »Denn vergessen Sie nicht«, fügte er an. »Hasse die Sünde, aber liebe den Sünder.«
    »Sehr tiefsinnig.«
    Er deutete mit dem Daumen über die Schulter und lachte. »Das stand auf einem Plakat an der Kirche, an der wir gerade vorbeigefahren sind.«
    »Sie Hochstapler!«, rief ich in gespielter Empörung.
    Das Taxi hielt halb auf dem Gehsteig vor der Taqueria. Sanchez bezahlte den Fahrer, und wir stiegen aus. Ein großer Berg Fleisch drehte sich brutzelnd an einem Spieß vor einer tosenden Gasflamme.
    »Das kann ich empfehlen«, sagte ich im Vorbeigehen. Dann suchten wir uns einen Tisch, der möglichst weit von der Hitze entfernt war, die der Gasbrenner erzeugte. »Oder aber das chuleta fresca.« Das war ein gebratenes Schweinesteak, in Würfel geschnitten und in einem Weizenmehl-Taco serviert.
    Wir setzten uns und bestellten zwei Cola. Die kurze Speisekarte war auf eine Tafel hinter der Theke geschrieben. Die Taqueria war auch für ihren Straßenverkauf beliebt.
    Sanchez schaute

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