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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Schiff hinausflog, das nicht an der Blockade von Cancun beteiligt gewesen war, sondern nicht weit entfernt routinemäßigen Dienst im Golf versah. Dabei geriet die Marine ständig in Auseinandersetzungen mit Drogenschmugglern und Schleppern, die zwischen Mexiko und Florida pendelten. Die Marineoffiziere hatten angenommen, das voll Wasser gelaufene Boot sei zur Beförderung von Drogen eingesetzt gewesen, bis sie entdeckten, dass es auf die Beschreibung eines als gestohlen gemeldeten Fahrzeugs passte.
    Von dem Augenblick an, da wir das Schiff betraten, war unverkennbar, dass sich die Armada de Mexico höchst kooperativ gegenüber der neuen Bundesbehörde verhielt, vielleicht, weil sie von allen Sicherheitskräften die größte Erfahrung mit gemeinsamen Aktionen von USA und Mexiko im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel besaß.
    Sanchez hatte einen Kilometer vom Tauchclub entfernt im Hotel Presidente übernachtet, ein Name, der seinem gehobenen Rang sehr entsprach, wie er sich mehrmals anzudeuten bemühte, was ich jedoch hartnäckig ignorierte.
    Im Morgengrauen waren wir per Taxi zum Flughafen von Cozumel hinausgefahren. Unterwegs bemühte ich mich, Sanchez möglichst viel über Dermot O’Kelly zu erzählen. Ich wusste allerdings nicht sehr viel mehr, als dass er und Deirdre Zwillinge waren, beide in der Familientradition als politische Aktivisten tätig, er dabei radikaler als sie. Dass nach vielen Antiglobalisierungsprotesten der Besuch der Zapatisten in Mexico City zu einem Wendepunkt in seinem Leben führte und dass er sich in Miami niedergelassen hatte, wo er mit seiner amerikanischen Ehefrau eine Agentur für Ökotourismus betrieb.
    »Wie konnten er und seine Schwester es sich leisten, zu den Demonstrationen gegen die Globalisierung rund um die Welt zu reisen? Sie dürften wohl kaum einer regelmäßigen Arbeit nachgegangen sein.«
    »Das Familienunternehmen«, erwiderte ich. »O’Kelly’s ist ein florierendes Pub in einem Wohnvorort Dublins, dessen Bevölkerung rasch wächst. Beide haben ab und an dort gearbeitet, aber eigentlich ist es ihre Mutter, die den Laden führt - und sich um ihre Enkelin Bonnie kümmert, wenn Deirdre weg ist.«
    »Und wann waren Sie zuletzt dort?«
    »Zu Weihnachten, vor neun Monaten.«
    »Und damals waren beide zu Hause?«
    »Deirdre ja. Dermot sah ich nur einmal - beim Weihnachtsessen.« Im Rückblick fand ich es jetzt ein bisschen merkwürdig, dass die beiden Geschwister, die sich so nahe standen, während meines ganzen Aufenthalts nur bei einer einzigen Gelegenheit zusammengekommen waren.
    Sanchez öffnete einen schmalen Koffer, den er bei sich trug und den ich für ein Laptop gehalten hatte. Stattdessen entnahm er ihm einen Telefonhörer und machte einen Anruf. »Ein Satellitentelefon«, erklärte er. »Sollte jeder Agent haben.« Dann sprach er kurz auf Spanisch mit jemandem, fragte, wie es gehe, und wünschte viel Glück.
    »Einer Ihrer Leute, die an diesem Fall arbeiten?«, fragte ich, als er aufgelegt hatte.
    Sanchez lächelte. »Nein. Das war Magnolia. Ich habe sie nur geweckt, weil sie zur Schule muss.«
    Als ich über die Decks des Kriegsschiffes ging, eskortiert von zwei Offizieren in Uniformen von reinstem Weiß bis hinab zu den Schuhsohlen, musste ich lächeln bei dem Gedanken daran, wann ich das letzte Mal in der Nähe eines solchen Schiffes gewesen war. Tatsächlich hatte der Name der Korvette sofort ein Lämpchen aufleuchten lassen.
    »Pst«, suchte ich Sanchez’ Gehör, während wir Seite an Seite hinter den beiden Männern hermarschierten. Er neigte den Kopf, sodass ich ihm ins Ohr flüstern konnte.
    »Meinen Sie, ich soll ihnen erzählen, dass sie bei unserer letzten Begegnung hinter mir her waren?«
    Sanchez schob seine Sonnenbrille nach unten, sodass ich seine leicht hervortretenden braunen Augen sehen konnte.
    »Wann war das?«, fragte er besorgt.
    »Vor ein paar Jahren. Ich fuhr damals auf der Rainbow Warrior. Sie haben uns quer durch den ganzen Golf von Mexiko verfolgt.«
    Sanchez schluckte. »Ich würde es lieber nicht tun«, sagte er.
    Ich lächelte in mich hinein, froh, dass ich wenigstens einmal sein selbstzufriedenes Gehabe angekratzt hatte.
    Das Zodiac-Schlauchboot - vollkommen weiß bis auf einen schwarzen Streifen entlang des Schwimmkörpers - lehnte an einem grau gestrichenen Schott in der Nähe der Winde, mit dem man es an Bord geholt hatte. Der V- förmige Fiberglasrumpf schien heil geblieben zu sein, wenngleich dem Schlauch ein wenig Luft

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