Das Maya-Ritual
missverstanden, was sie taten. Wenn er begriffen hätte, was los war, hätten wir nicht bis zu diesem Augenblick warten müssen, um herauszufinden, was mit der Zivilisation der Maya geschehen ist.«
Sanchez sah mich erstaunt an. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Die Opfer von Amhakimil, die der Mönch Diaz beobachtet hat, wussten, dass sie bereits infiziert waren, sie versuchten also nicht, sich zu heilen oder vor Ansteckung zu schützen. Sie begingen Selbstmord.«
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SPANNUNGEN ZWISCHEN USA UND MEXIKO ENTSCHÄRFT
Die Vereinigten Staaten haben die Garantieerklärung Mexikos akzeptiert, nach der im Staat Yukatan kein waffenfähiger biologischer Kampfstoff als Reaktion auf die jüngsten Spannungen zwischen den beiden Ländern von den Streitkräften getestet worden sei. Jedoch wurde die Besorgnis geäußert, dass toxisches Material in die Hände ethnischer Terroristen gefallen und dass dies die Quelle eines Seuchenausbruchs im Ferienort Cancun gewesen sei und nicht Cholera, wie ursprünglich vom Gouverneur des Staates Quintana Roo behauptet. Der Anschlag hatte mehr als dreihundert Menschen, größtenteils Touristen, das Leben gekostet und wurde von der internationalen Gemeinschaft verurteilt. Der Gouverneur des Staates wurde außerdem von der mexikanischen Regierung dafür kritisiert, dass er die wahre Ursache des Ausbruchs verschleiert und die Leichen der Opfer hastig hatte beseitigen lassen, bevor eine angemessene Untersuchung über das Wesen der tödlichen Krankheit in die Wege geleitet werden konnte. Die USA haben des Weiteren akzeptiert, dass die brutale Enthauptung von acht amerikanischen Studenten in Chichen Itza das Werk von Terroristen gewesen sei und dass es keine Verbindung der Täter zu den mexikanischen Streitkräften gebe. Sie haben außerdem eine gründliche Untersuchung der Umstände versprochen, die vor kurzem bei einer Protestveranstaltung zum Tod von vier mexikanischen Studenten auf amerikanischem Boden führten…
»Scheint ja in vollem Gang zu sein«, sagte ich zu Sanchez und gab ihm den Leitartikel des folgenden Tages aus dem Miami Herald Online, den ich mir ausgedruckt hatte. Wir waren im Taxi unterwegs zu meiner Lieblingstaqueria in San Miguel.
»Was ist in vollem Gang?«
»Der Tanz auf dem diplomatischen Parkett, der Sie so fasziniert.«
Er lächelte selbstgefällig. »Er ist umso lohnender, wenn man selbst einer der Choreografen ist.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Die US-Nachrichtendienste und unsere neue Bundespolizei haben auf Bitte unserer jeweiligen Präsidenten eng bei dieser Sache zusammengearbeitet. Das gemeinsame Ziel war, die Hitzköpfe im Militär auf beiden Seiten im Zaum zu halten und zu verhindern, dass die Terroristen die Beziehungen zwischen unseren Ländern destabilisieren.«
»Und der Ausbruch von Amhakimil - wie sind Sie in diese Sache hineingeraten?«
»Ihre Regierung hat eine fast krankhafte Angst davor, die USA könnten Ziel eines Anschlags mit biologischen Waffen werden, deshalb zahlen sie gut für Informationen, die ihnen erlauben, jede Gefahr im Vorhinein zu entdecken. Es war die CIA, von der der Hinweis kam, dass eine Splittergruppe der Cruzob versuchte, einen Erreger aus dem Tiefenwasser von Yukatan nutzbar zu machen.«
»Dann haben die Vereinigten Staaten letzten Endes sich selbst beschützt?«
»Natürlich. Und obwohl die meisten Leute eine hochansteckende Krankheit für die ideale Biowaffe halten, machen sich die Sicherheitskräfte eher Sorgen wegen einer möglichen Entwicklung von biologischen Kampfstoffen, mit denen man die Zielbevölkerung auslöschen kann, ohne den Angreifer selbst einer Gefahr auszusetzen. Das ist das ideale Mittel für Terroristen. Die andere Schwierigkeit für die Umstürzler ist die Verbreitung einer biologischen Waffe - wie erreicht man ein Maximum an Wirksamkeit? Und auch in dieser Hinsicht kommt ein durch Wasser übertragener Kampfstoff ihren Bedürfnissen entgegen. Er kann auf ein Ziel gerichtet werden, das klein ist wie ein Haus oder so groß wie eine ganze Stadt.«
»Und vermutlich gibt es auch einen Drohfaktor dabei.«
»Auf jeden Fall. Wenn die Wirkung erst einmal demonstriert wurde - wie jetzt bei Amhax -, kann man eine Stadt damit erpressen.«
»Aber die Cruzob wollten nur Touristen vertreiben.«
»Zunächst ja. Danach würden sie wahrscheinlich einen unabhängigen Staat fordern. Deshalb hielten wir Dr. de Valdivia für den idealen Kandidaten, um uns bei unseren Ermittlungen zu helfen. Er kannte die Cruzob
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