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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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auf. »Oh, mein Gott! Deirdre ist nach Cancun gefahren!«
    »Mit der Fähre? Kein Grund zur Sorge. Das war auf dem Highway 180. Sie dürfte kaum in der Nähe gewesen sein.«
    »Wahrscheinlich nicht. Du lieber Himmel! Was weißt du sonst über die Sache - wurden sie wegen Lösegeld entführt?«
    »Davon sind sie in den Nachrichten ausgegangen, aber bis jetzt gibt es keine Lösegeldforderung und auch sonst kein Wort von der Bande, die den Bus gestürmt hat. Nach Aussage von Zeugen waren sie wie Paramilitärs gekleidet.« Das hatte in Mexiko oder Zentralamerika allerdings wenig zu bedeuten, wo sich Kidnapperbanden häufig als Freiheitskämpfer maskierten.
    »Woher kamen die Studenten?«
    »University of Houston. Anscheinend ist die Basketballmannschaft mit ein paar Anhängern zu einer kurzen Demonstrationstour an Colleges in Mérida und Valladolid herübergekommen. Sie waren gerade auf einem Tagesausflug nach Cancun, danach wollten sie zurückfliegen.«
    Mein Handy läutete, und ich griff sofort danach.
    »Hallo, ich bin’s«, sagte Deirdre. »Ich komme gerade nach Cancun hinein -«
    »Hast du von der Entführung dort gehört?«
    »Entführung? Nein, ich bin noch im Bus. Soll ich aussteigen?«
    »Nein, schon gut. Ich war nur beunruhigt, als ich es gehört habe. Aber wahrscheinlich handelt es sich um einen einzelnen Zwischenfall:«
    »Ich werde die Augen offen halten. Außerdem wollte ich dich etwas fragen…«
    »Schieß los.«
    »Ich wollte nur wissen, ob die Fähren zur vollen oder zur halben Stunde zurückfahren.«
    Im Umfeld all der ernsten Dinge, über die ich die ganze Zeit nachgedacht hatte, war diese Frage so trivial, dass ich lächeln musste.
    »Zur vollen in beide Richtungen«, entgegnete ich.
    »Komm gesund und munter wieder.«
    »Das werde ich, keine Angst.«
    Ich legte das Telefon weg, während Kathy den Tisch abräumte.
    »Diese Entführung wird die Spannungen noch verstärken, nicht?«, sagte sie.
    »Ich fürchte, ja«, antwortete ich. »Und das ist wahrscheinlich sogar beabsichtigt.« Die politischen Auswirkungen, die ein Anschlag auf einen Bus mit amerikanischen Studenten haben musste, waren beängstigend.
    Rufus kam von seiner Jagd auf die Vögel zurück, setzte sich schwer hechelnd vor mich und blickte zu mir herauf.
    »Aber schau dich an, Rufus«, sagte ich, »dir ist es völlig egal, was passiert. Und vielleicht hast du Recht.« Ich steckte ihm ein Stück Bananenbrot zu, als Kathy nicht hinsah.
    Als ich im Pick-up zum Tauchclub zurückfuhr, schaltete ich einen lokalen Radiosender wegen Neuigkeiten von der Entführung ein. Die Dinge hatten sich vermeintlich positiv entwickelt, indem die Mehrzahl der Entführten, darunter der Trainer, wieder aufgetaucht waren: auf einem Dschungelpfad ein Stück abseits des Highways 180 , nachdem die Bande sie freigelassen hatte. Weiter festgehalten blieben die fünf Spieler der Basketballmannschaft und drei Ersatzspieler. Die Kommentatoren folgerten daraus, dass sich die Bande auf Preisverhandlungen für das ganze Team - die »Pumas«, wie sie hießen - vorbereitete, vielleicht mit dem College direkt. Ich interpretierte es jedoch anders. Vier mexikanische Studenten waren an der Grenze erschossen worden. Acht amerikanische Studenten befanden sich nun in Gefangenschaft. Wie du mir, so ich dir, und der Einsatz hatte sich verdoppelt.
    Zwei Stunden später läutete im Laden das Telefon, als ich gerade einem Kunden bei der Auswahl eines neuen Tauchanzugs half.
    »Deirdre für Sie«, sagte Alfredo, der soeben von einem Ausflug mit einer Gruppe Taucher zurückgekommen war. Ich entschuldigte mich und bat Alfredo, sich um den Mann zu kümmern, der vorhatte, zum ersten Mal in einem von Cozumels Zenoten zu tauchen.
    »Hallo, Jessica. Ich war gerade bei Dr. Flores, dem Ekel.«
    »Und?«
    »Soweit ich feststellen kann, sagt sie die Wahrheit.«
    »Ach ja?«
    »Ich erklär dir alles, wenn ich zurück bin. Mit der Fünf-Uhr-Fähre, wenn alles gut geht. Holst du mich ab?«
    »Klar. Ich bin da, wenn du ankommst.«
    Ich legte das Telefon auf die Theke und empfand… war es Enttäuschung? Nach einigem Nachdenken erkannte ich, dass es Erleichterung war. Eine Last fiel von mir ab. Und dafür war ich Deirdre dankbar.

18
    Ich war mit ein paar Kunden beschäftigt, deshalb bat ich Alfredo, Deirdre mit dem Nissan Pick-up von der Fähre abzuholen.
    Als sie etwa eine halbe Stunde später zurückkamen, war ich gerade im Eingang des Ladens und holte ein selbst stehendes Schild herein, das eine

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