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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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schauderte, als ich an meine Reaktion auf den Chakmool in Chichen Itza dachte.
    »Es war ein verrückter Anblick, wie sie da unten standen und überall Fische um sie herumschwammen«, sagte Deirdre. »Woher diese Tradition wohl kommt?«
    »Es gibt auch eine Christusstatue auf dem Meeresgrund bei Key Largo.«
    Deirdre fuhr zusammen, als hätte ihr jemand einen Eiswürfel in den Kragen gesteckt.
    »In Florida«, fügte ich hinzu.
    »Oh ja, natürlich… Tut mir Leid, gerade ist jemand über mein Grab gelaufen.« Sie bemerkte meinen verwirrten Gesichtsausdruck. »Das sagt man bei mir zu Hause, wenn einen ohne Grund ein Schauder überfällt.«
    »Wie unheimlich. Jedenfalls ist die Statue in Florida, soviel ich weiß, die Kopie von einer, die sich bei Genua in Italien befand. Vielleicht geht der Brauch auf die Römer zurück… Statuen im Meer zu versenken, meine ich.«
    »Mhm.« Deirdre hatte das Interesse an dem Thema verloren.
    Mir fiel noch etwas ein, das mit Florida zu tun hatte.
    »Übrigens habe ich im Miami Herald eine Notiz gelesen, die dich interessieren dürfte. Über Goldberg. Anscheinend hat er eine Fernsehsendung über eine Sonnenwendveranstaltung auf einer jungsteinzeitlichen Grabstätte bei Dublin gemacht.«
    »Newgrange, oder?«
    »Genau.«
    »Stand drin, wann das war?«
    »Nein, nur dass es sich um eine Veranstaltung zur Sonnenwende handelte.«
    »Hm… Wahrscheinlich Sommersonnenwende. Die aufgehende Sonne erleuchtet die Kammer im Innern. Fruchtbarkeitszeug. Kann mich allerdings nicht erinnern, dass Goldberg je dort war.«
    »Vielleicht bist du zu der Zeit gerade in Prag auf das M von McDonald’s geklettert«, scherzte ich.
    »Die Sache war gar nicht lustig«, erwiderte sie knapp.
    »Denn nach dem, was sie ’99 mit den Demonstranten in Seattle gemacht hatten, wussten wir, dass es von nun an kein Honigschlecken mehr sein würde. Die andere Seite langte hart zu, wir aber auch.«
    Die O’Kellys hatten ihre Familientradition in Sachen Radikalismus von einem Großvater geerbt, der beim Osteraufstand von 1916 gekämpft hatte. Zu ihrer lebenden Verwandtschaft zählte ein Onkel, der Priester und ein früher Verfechter der Befreiungstheologie war und ein Jahr lang in Pinochets Chile im Gefängnis gesessen hatte. Von dort war er nach Kolumbien gegangen, wo er von Aktivisten beider Seiten häufig bedroht und geschlagen wurde, bevor er nach Irland heimkehrte und sich zur Ruhe setzte. Und ein Cousin der beiden war ein ehemaliger Kommandant der IRA, der eine große Rolle bei der Unterstützung des Karfreitagsabkommens für Nordirland durch die IRA gespielt hatte. Dieser Hintergrund, zusammen mit einer Erziehung, die ihr gestattete, ihren Launen nachzugeben, ohne hart für ihr Auskommen arbeiten zu müssen, begründeten Deirdres gelegentlich wirre Ideologie.
    Unser Hauptgang wurde serviert, während sie ein wenig abschweifte und von ihren Beobachtungen bei den Busfahrten von und nach Cancun erzählte, wobei sie sich über die Diskrepanz zwischen dem Lebensstil ausließ, der sich eine Spielwiese wie Cancun leisten konnte, und den Lebensbedingungen der Menschen, deren billige Arbeit ihn erst ermöglichte. Zu meiner Erleichterung schien sie Manfred vergessen zu haben.
    »… wie das Dienstmädchen, von dem du mir erzählt hast, wie hieß es gleich noch? Maria. Können sich ihre Enkelkinder nur auf dasselbe Leben freuen?« Deirdre sah mich eindringlich an, und ich begriff, dass ich den vorausgegangenen Teil ihrer Tirade überhört hatte. Ich musste sie ohnehin davon abbringen, ein Paar am Nachbartisch schaute uns bereits komisch an.
    »Ich glaube, da wird etwas vertuscht«, sagte ich.
    »Was? Du meinst die Sache mit deinem Freund Ken?« Ihre vorherige Frage war offenbar rein rhetorisch gewesen, denn sie schwenkte rasch auf das neue Thema ein. »Weil die Beisetzung so ruck, zuck stattfand?«
    »Nicht nur das. Sie lassen auch alles so normal aussehen. Die Klinik, das Anwaltsbüro. Es ist wie eine Fassade. Wie das San Miguel, das die Kreuzfahrtpassagiere zu sehen bekommen.«
    »Aber was könnte dahinter stecken?«
    »Vielleicht hat er sich beim Tauchen in Chichen Itza mit etwas angesteckt, und sie wollen nicht, dass es publik wird.«
    »Du meinst eine Art Verseuchung? Aber du warst auch drin.«
    »Er hatte ein Problem mit seiner Taucherbrille. Das heißt, seine Augen waren dem Wasser direkt ausgesetzt, meine nicht. Aber das ist noch nicht alles. Dr. de Valdivia erkundigte sich hinterher nach unserem Befinden. Ich dachte

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