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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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damals, er meint etwas völlig anderes.«
    »Hm… das klingt wirklich verdächtig.«
    »Ich würde gern ein paar Nachforschungen anstellen. Nur, um meine Neugier zu befriedigen. Kann ich auf deine Hilfe zählen?«
    »Ganz zu deiner Verfügung. Wo willst du anfangen?«
    »In der Klinik. Mal angenommen, Kens Schwester würde aus den Staaten eintreffen und dort auftauchen?«
    »Kens Schwester?«
    Ich blinzelte Deirdre zu.
    Sie verstand sofort. »Du meinst Eleanora Greenspan?« Ich nickte und lächelte. Es war eine Rolle, die sie einmal gespielt hatte, als wir bei Greenpeace arbeiteten und uns in eine Konferenz über genmanipulierte Nahrungsmittel hineinschwindeln mussten. Zu der Rolle gehörte, dass sie ihr Haar hochsteckte, ein Kostüm trug und einen nasalen, aristokratischen Quengelton annahm, der an Katharine Hepburn erinnerte. Und dass die Wahrheit dem Interesse der Gerechtigkeit ein wenig angepasst wurde.
    Ein Gecko auf Fliegenjagd lief ins Innere eines kugelförmigen Lampenschirms auf der Verandatreppe, und sein übergroßer Schatten fiel auf die riesigen Blätter eines nahen Baumes.
    »Das ist eine neuerliche Unterbrechung deines Urlaubs«, sagte ich, »aber ich verspreche, ich mache es wieder gut.«
    »Ach was, das wird ein Spaß. Und ich tue es nur unter der Bedingung, dass du dich gänzlich aus der Sache heraushältst. Ich fahre morgen zur Klinik nach Cancun, stelle sie zur Rede und verlange jede kleinste Information, die sie haben. Und ich rühre mich nicht vom Fleck, ehe sie mir alles gesagt haben.«
    In der Klinik würden sie feststellen, was ich bereits wusste - dass Deirdre manchmal sehr einschüchternd wirken konnte.
    Im restlichen Verlauf des Mahls entwickelten wir eine Strategie für den Umgang mit Dr. Flores. Dazu rief ich mir möglichst viel über Kens Aussehen, Gewohnheiten und über seine Krankengeschichte ins Gedächtnis, damit Deirdre die Ärztin mit wissenschaftlichen Details blenden konnte, falls sie von Eleanoras Referenzen überzeugt werden musste.

17
    Kathy Lavernes Bananen-Nuss-Brot war so gut, dass ich lange Pausen zwischen meinen Besuchen bei ihr einlegen musste, um nicht dick davon zu werden. Und ich verließ sie nie ohne ein paar Laibe für die Tiefkühltruhe. Die Bananenbäume wuchsen hinter ihrem Haus und schienen unablässig Früchte hervorzubringen.
    Ich saß unter dem Sonnendach ihrer Terrasse, vor mir eine Tasse dampfenden schwarzen Kaffees und einen Teller mit ihrem frisch gebackenen Brot. Kathy war im Haus und telefonierte mit einem Interessenten für die Ferienhäuser, die sie vermietete. Am Ende des Gartens glitzerte ein kleiner Swimmingpool in der Morgensonne. Die Wand dahinter schmückte roter Hibiskus, in dem ein blaugrün schillernder Kolibri schwebte oder hin und her sauste. Am Rand des Pools zankten sich zwei große Stärlinge lärmend um ein Stück Brot.
    Aus der Tatsache, dass es noch nicht von Ameisen verspeist worden war, folgerte ich, dass das Brot erst vor kurzem dorthin gefallen war. Ich schien nun alles mit einem detektivischen Blick für die kleinste Einzelheit zu betrachten. Ich lächelte bei dem Gedanken, wie Deirdre und ich uns in ein Detektiv-Team verwandelten.
    Sie hatte um 8.30 Uhr in der Clinica Cancun angerufen und auf einem Termin mit Frau Dr. Flores noch am selben Tag bestanden. Flores’ Sekretärin kapitulierte vor Eleanora Greenspans überlegener Feuerkraft und schob sie für zwei Uhr nachmittags in den Terminplan ein. Damit Deirdre ihrer Rolle entsprechend aussah, hatte ich mir von Kathy ein zweiteiliges Kostüm geborgt, nachdem ich sie angerufen und ihr von Kens Tod und unserem Vorhaben erzählt hatte. Als ich bei ihr vorbeischaute, um die Sachen zu holen, bekundete sie noch einmal ihre Anteilnahme an Kens Ableben und schlug vor, ich solle Alfredo auf den Tauchclub aufpassen lassen und zum Plaudern wiederkommen, wenn ich Deirdre an der Fähre abgesetzt hatte.
    Als dann das Telefon läutete, entschuldigte sie sich.
    »Das könnte ein Weilchen dauern… ein neuer Kunde. Es macht dir doch nichts aus?«
    Die Unterbrechung durch das Telefon bot mir die Gelegenheit, in relativer Einsamkeit über die Geschehnisse der letzten Tage nachzudenken. Und ich fühlte, Kathy hatte diese Pause für mich absolut eingeplant.
    Es war nicht meine erste Erfahrung mit dem Tod einer Person, die mir nahe stand. Meine Großeltern beiderseits waren verstorben, als ich noch ein Kind war. Aber als Erwachsene war mir der Verlust eines geliebten Menschen bis zu meinem

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