Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
Vom Netzwerk:
aus dem Sturzflug hoch. Cristof schlug heftig mit den Flügeln rückwärts, um die Landung vorzubereiten. Seine Stiefel zielten auf das Geländer des Querstegs, der zur Plattform führte und auf dem Alister jetzt stand. Der beobachtete seinen fliegenden Bruder, als könnte er den eigenen Augen nicht trauen, er schien unfähig, sich zu rühren.
    Krachend landete einer von Cristofs schweren Stiefeln oben auf dem Geländer. Einen Moment lang hing der Erhabene schwankend in der Luft.
    Taya schwang sich über ihn hinweg.
    Alister streckte seine Hand aus, packte den Bruder beim Kiel vor der Brust und zog ihn hinunter auf den sicheren Laufsteg.
    Kaum stand Cristof mit beiden Beinen auf halbwegs festem Boden, als er auch schon den rechten Arm aus der Flügelhalterung riss und Alisters Kinn einen kräftigen Fausthieb verpasste, bei dem Alisters Kopf weit nach hinten flog.
    Taya sah sich um – wo waren die Liktoren? Da – sie rannten auf den Zugang zu Alisters Steg zu, wollten dem Erhabenen zu Hilfe eilen. Taya flog einen weiten Kreis, verlor den Luftstrom, auf dem sie gerade ritt, drehte sich um und zielte ebenfalls genau auf den Zugang des Stegs.
    Ihr Timing war fast perfekt: Zeitgleich mit den beiden Schützen langte sie bei der Stegmündung an. Die Liktoren duckten sich, warfen instinktiv die Arme hoch, um ihre Köpfe zu schützen. Taya erwischte einen der Gewehrläufe mit der Vorderkante ihres linken Flügels.
    Der Zusammenprall war so heftig, dass er ihrem Besitzer die Waffe aus den Händen riss, die in den Abgrund fiel. Gleichzeitig verlor Taya das Gleichgewicht. Taumelnd drehte sie sich in der Luft, bemühte sich verzweifelt, sich wieder in eine aufrechte Position zu bringen. Schwindelerregend schnell kam die Große Maschine näher.
    Jetzt gab es nur noch eins: Wild mit den Flügeln rückwärts schlagend – mindestens ebenso wild wie Cristof kurz zuvor – riss Taya die Füße aus dem Schwanzteil, zog die Beine an und zielte mit den Füßen nach vorn. Ein harter Stoß fuhr durch ihren Leib, als die dicken Stiefelsohlen auf eines der gigantischen Zahnräder trafen. Der linke Fuß glitt an einer dicken Schicht Maschinenöl ab, der rechte aber fand Halt. Taya konnte sich abstoßen – weg von der Maschine, weg von den riesengroßen Zähnen, die ruhelos mahlten, ineinandergriffen. In letzter Sekunde gelang es ihr, die Füße in Sicherheit zu bringen, ehe sie zwischen die Zahnräder geraten konnten. Der Schweiß rann ihr jetzt in Strömen an den Rändern der Schutzbrille entlang.
    Keuchend kämpfte sie sich wieder nach oben.
    Auf dem Quersteg hielt Cristof inzwischen seine Luftpistole auf den Bruder gerichtet. Nur hatte er im Übereifer, den Mann dingfest zu machen, wohl vergessen, die Flügel über dem Kopf einrasten zu lassen, um sie aus dem Weg zu haben. Prompt hatte sich einer der Flügel im Eisengeländer des Stegs verfangen.
    Eine Situation, die die Liktoren zu nutzen wussten. Der, dem Taya im Vorbeischießen die Waffe aus der Hand geschlagen hatte, hielt ein Messer in der einen Hand, während er mit der anderen an Cristofs festsitzendem Flügel zerrte. Er schien den Erhabenen ablenken zu wollen und wartete auf eine Gelegenheit, die Klinge zum Einsatz zu bringen. Der andere drückte sich weit nach hinten gelehnt ans rückwärtige Geländer und versuchte, seine Waffe so auszurichten, dass er auf Cristof anlegen konnte, ohne dabei Alister zu gefährden. Taya fluchte. Warum hatte sie nicht gleich beide entwaffnet?
    Unter ihr kündigte geräuschvolles Zischen eine weitere heiße Wolke an. Der Herrin sei Dank! Taya gelang es, den Aufwind zu nutzen und auf den Steg zuzuhalten, und zwar indem sie zunächst darüber hinwegflog, um dann in einem Winkel von fünfundvierzig Grad zur Landung anzusetzen.
    Wohl sah der Schütze die Füße noch, die auf seinen Brustkorb zielten, aber nicht mehr rechtzeitig. Da er ohnehin schon weit über das Geländer gebeugt dastand, reichte der Aufprall, um ihn, die Waffe fest in beiden Händen, schreiend in die Tiefe zu befördern.
    Wild rückwärts mit den Flügeln schlagend, nutzte Taya den Schwung des Tritts, um mit beiden Füßen auf dem Geländer zu landen. Heftiger Schmerz zuckte durch das verletzte Bein. Eilig reckte sie den Hals, um herauszufinden, ob noch eine Chance bestand, den Stürzenden zu retten. Sie hatte doch auf keinen Fall ...
    „Pass auf!“
    Kaum hatte sie Cristofs Stimme gehört, da spürte sie auch schon die Hände, die ihre Flügel nach unten rissen. Taya taumelte. Sie

Weitere Kostenlose Bücher