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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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auf der Plattform schien Alister etwas entdeckt zu haben: Er sprang hektisch auf und streckte die Hand aus, als wollte er etwas oder jemanden aufhalten.
    Was konnte das sein? Taya verrenkte den Hals: Seitlich über ihr stand ein Liktor auf dem Laufsteg und hielt sein Luftgewehr auf sie gerichtet.
    Herrin! Geschickt wich Taya zur Seite hin aus, schoss hoch und nach rechts, um den Steg zwischen sich und die Waffe zu bringen.
    Da war es auch schon, das hohe, metallene Pfeifen der Stahlnadeln. Taya hatte keine Ahnung, wo sie hintrafen, vielleicht steckten sie jetzt in einem der gewaltigen, mahlenden Zahnräder, die wie riesige bewegliche Klippen hinter ihr aufragten – jedenfalls nicht in ihr oder ihren Flügeln.
    Dafür hätte ein querverlaufendes Kabel sie um ein Haar erwischt. Erst in letzter Sekunde sah sie es und konnte gerade noch darunter hinwegtauchen. Schweißtropfen rannen ihr von der Stirn, während sie mit ansehen musste, wie der Liktor, der auf sie geschossen hatte, den Lauf seines Gewehrs nach unten richtete, um nachzuladen.
    Er war nicht der einzige Bewaffnete hier oben. Aus den Augenwinkeln nahm Taya nun auch einen zweiten Liktor wahr, der den Laufsteg entlangrannte, wobei er versuchte, vor ihr zu bleiben. Auch er trug ein Gewehr, lief aber zu schnell, um anlegen zu können.
    „Hört auf zu schießen!“, schrie sie wütend. „Ich bin nicht euer Feind!“
    Aber stimmte das? Was, wenn diese Liktoren den Zerrissenen Karten angehörten? Was, wenn sie für Alister arbeiteten? Oder – bei diesem Gedanken tat ihr Herz einen Sprung – oder Alister war hier gar nicht der Schurke, war möglicherweise unschuldig. War es ihm gelungen, dem sicheren Tod zu entgehen? War er hier, um die Große Maschine zu retten?
    Von unten kam noch ein Schwall warmer Luft. Taya breitete die Flügel aus, nutzte den Aufwind, um sich weit nach oben tragen zu lassen, über den Laufsteg hinweg, fort von der Ebene, auf der sich die Schützen befanden.
    Alister hatte den Kopf in den Nacken geworfen und starrte nach oben, schirmte mit der Hand die Augen gegen den grellen Glanz der Lichter ab, schien aber nicht Taya zu beobachten, sondern irgend etwas, das hinter ihr vorging.
    Taya ließ sich leicht zur Seite kippen, um nachzusehen.
    „Oh nein!“
    Cristof. Dem Anschein nach hatte er sie rufen hören, denn er kam ihr zu Hilfe geeilt. Eine dunkle, geflügelte Gestalt, die sich mutig in den leeren Raum zwischen Berg und Maschine gestürzt hatte. Er fiel schnell, die geflügelten Arme voll ausgebreitet, aber mit aufgestellten Federn, an deren Metallkanten laut pfeifend die Luft vorbeischoss.
    Blitzschnell schätzte Taya den Winkel ab, in dem sie auf ihn treffen musste, wollte sie seinen Fall aufhalten. Cristof trug reichlich Ondium mit sich, mehr als ein kräftiger Stoß im Vorüberfliegen war nicht nötig, um ihn Richtung Laufsteg zu befördern. Aber sie musste ihn erwischen, ohne dass sich ihre Flügel verhakten. Ein gut trainierter Ikarier, der wusste, worum es ging, konnte, solange er noch bei Bewusstsein war, ein solches Rettungsmanöver unterstützen, indem er die Flügel hoch über dem Kopf einrasten ließ. Aber ein verängstigter Anfänger, wie Cristof einer war, erwischte in einer solchen Situation oft die Flügel seines Retters mit den eigenen.
    Dann schien sich Cristof zu fangen. Ungeschickt versuchte er sich an den Flügelschlägen, die Taya ihm beigebracht hatte. Klappernd schlossen sich die Flugfedern, er fiel schon langsamer. Mit angehaltenem Atem sah Taya zu, wie er sich durch die Lektionen des Morgens hangelte und dabei den Laufsteg mit den Liktoren und Alister ansteuerte.
    Herrin, der Mann flog! Frei und allein! Natürlich flog er schlecht, aber die Ausgleichsgewichte aus Ondium ließen ihm genügend Spielraum für Fehler, sorgten dafür, dass er sich auf jeden Fall in der Luft hielt.
    Taya kippte die Flügel, wollte den letzten Rest des bereits abebbenden Aufwinds noch nutzen.
    Da sah sie, wie der zweite Liktor das Gewehr anlegte.
    „Cristof!“ Mit einem gellenden Schrei ließ sie sich fallen, streckte sich zur Seite aus, versuchte, die ganze Länge ihrer Metallflügel zwischen den Schützen und ihren Flugschüler zu bringen. Das Manöver funktionierte, allerdings beschwerte sich ihr verletztes Bein heftig über die Verrenkungen, die dafür nötig waren. Mit offenem Mund starrte der Liktor sie an, als sie an ihm vorbeischoss. Seine Kugeln trafen ins Leere, prallten von den Wänden und von Zahnrädern ab.
    Taya zog sich

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