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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Hände an den Hosenbeinen ab.
    „Was, wenn er nun auf ein Zahnrad fällt? Die Luftströme hier sind unberechenbar und überall.“
    Unsicher geworden warf Alister einen Blick in die Tiefe, ehe er resolut den Kopf schüttelte.
    „Nein, Cristof passiert schon nichts, und wenn du ihn jetzt rettest, dann würdet ihr euch doch nur beide bemüßigt sehen, mich zu stören, und ich müsste dir wehtun.“
    „Er hat Höhenangst!“
    „Das weiß ich.“ Der Erhabene warf ihr einen vielsagenden Blick zu, die grünlichen Augen weit aufgerissen. „Deswegen war ich auch so baff, als er heruntergesprungen kam, um dich zu retten. Oder kam er geflogen, um mir einen Kinnhaken zu versetzen? Schwer zu sagen, bei meinem Bruder. Cristof lässt sich nur ungern in die Karten schauen.“
    „Da ist er ja nicht der einzige“, sagte Taya verbittert. Wie weit war es bis zum Boden? Der Fall würde langsam vonstatten gehen, dank des Ondiums, das Cristof im Gürtel trug. Aber ob das für jemanden, der unter Höhenangst litt, ein Segen war? Oder eher ein Fluch? „Was tut Ihr hier überhaupt?“, fragte sie Alister.
    „Nichts, was der Stadt schaden würde, das kann ich dir versichern.“ Der Erhabene streckte die Hand aus. „Tut mir leid, Schwanenkönigin. Dass ich dir und meiner Familie Schmerz zugefügt habe, bedauere ich zutiefst.“
    Ohne der ausgestreckten Hand Beachtung zu schenken, schob Taya die Arme in die Flügel, woraufhin in Alisters Augen sofort ein wachsamer Blick aufflammte. Aber Taya hatte erkannt, dass es im Augenblick keine Möglichkeit gab, ihm zu entkommen. So stellte sie lediglich die Flügel auf, ließ sie einrasten und zog die Arme aus der Halterung. Sie würde eine bessere Gelegenheit abwarten.
    Ihre Wade fühlte sich ungefähr so an, als sei ihr jemand mit dem heißen Bügeleisen darüber gefahren. Wenn jetzt nur nicht die Muskeln zu steif wurden – die brauchte sie, um an Alister vorbeizukommen.
    „Was ist mit Pins Familie?“, fragte sie, um ihr Gegenüber abzulenken. „Was ist mit dem Schmerz, den Ihr ihrer Familie zugefügt habt? Bereut Ihr den auch? Pins Tochter hat ihre Leiche gefunden. Ihr habt die Frau doch umgebracht, oder?“
    Alister zog eine Grimasse.
    „Pins war eine Kriminelle. Ich habe nur getan, was die Liktoren früher oder später auch getan hätten.“
    „Was sagt Ihr da? Das ist ja ekelhaft.“ Taya wich zurück. „Ich habe Euch gemocht. Ich hatte sogar daran gedacht, mit Euch zu schlafen!“
    „Wirklich? Wie ehrenvoll!“ Lachend rückte Alister näher heran. „Ich mag dich immer noch, Taya. Du verblüffst und erstaunst mich immer wieder. Es hat mir den Atem verschlagen, als ich dich heranrauschen sah wie einen Silbervogel. Du stehst für alles, was an Ondinium schön und richtig ist.“
    „Ach ja?“ Taya richtete sich auf. „Wenn es soviel Schönes und Richtiges gibt in unserem Land, warum versucht Ihr dann, es zu zerstören?“
    „Ich zerstöre es nicht, ich bringe es nur in Ordnung.“ Alister streckte die Hand aus und streichelte Tayas Wange. „Es wäre schön, wenn Cristof und du niemandem sagen würdet, dass ich hier war. Ich würde Euch gern dazu überreden. Wenn ihr mir helft, erfährt niemand von dem, was sich hier zugetragen hat, und unsere Stadt steht besser da als zuvor. Ich bin nicht hier, um Schaden anzurichten. Ich bringe nur ein paar Programme auf einen neueren Stand, damit unser Leben etwas sicherer und vorausschaubarer wird.“
    Taya wandte den Kopf ab. „Das mechanische Herz? Damit wolltet Ihr die Sicherheitsvorkehrungen umgehen, nicht wahr? Als Heiratsvermittlungsprogramm war es nie gedacht.“
    „Eigentlich kann es beides. Dazu brauche ich nur ein paar Lochkartensätze auszutauschen.“
    „Ein schönes Heiratsprogramm! Es hat behauptet, Kyle und Lars passten zusammen.“
    Alister lachte. Er schien entzückt.
    „Dann haben sie es ohne mich laufen lassen? Fabelhaft! Lars ’ Gesicht hätte ich ja zu gern gesehen. Das mit Kyle hatte ich mir schon gedacht, aber ...“
    Taya versetzte ihm einen kräftigen Stoß vor die Brust. Alister musste einen Schritt zurückweichen.
    „Sie haben es Euch zu Ehren laufen lassen!“, fuhr sie ihn mit blitzenden Augen an. „Sie haben eine Totenwache für Euch abgehalten!“
    „Das war nett von ihnen.“ Ihr Wutanfall schien ihn wenig zu beeindrucken. „Hör zu, mein Schwan: Wir können doch alle wieder Freunde sein. Man wird mich heute nacht aufspüren – ich wurde unverletzt aus der Gondel geschleudert und landete weitab vom

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