Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman
Trevelyan, und sein Gesicht hellte sich bei der Erinnerung auf. »Sie hat gelacht und gesagt, ›Na dann, Gott steh mir bei!‹. Es hat sie von einer
Minute zur nächsten verwandelt. Und wenn ich La Dolorosa geliebt hatte, dann war ich … hingerissen … von La Allegretta. Ich hätte alles getan, um zu verhindern, dass der Schmerz in ihre Augen zurückkehrte.« Er blickte erneut zu der Frau in dem Bett hinüber, und seine Fäuste ballten sich unbewusst. »Ich hätte alles getan, um sie zu bekommen.«
Sie war Katholikin und verheiratet; es hatte mehrere Monate gedauert, bis sie seinem Drängen nachgegeben hatte - doch er war ein Mann, der es gewöhnt war zu bekommen, was er wollte. Und ihr Ehemann -
»Reinhardt Mayrhofer war ein Perverser«, sagte Trevelyan, und sein schmales Gesicht verhärtete sich. »Ein Frauenheld und Schlimmeres.«
Und so hatte ihre Affäre begonnen.
»Das war, bevor Ihr Euch mit meiner Cousine verlobt habt?«, fragte Grey mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.
Trevelyan blinzelte und machte einen etwas überraschten Eindruck.
»Ja. Hätte ich irgendwelche Hoffnung gehabt, Maria dazu bewegen zu können, dass sie Mayrhofer verließ, dann wäre ich die Verlobung natürlich nie eingegangen. Doch sie war nicht umzustimmen; sie liebte mich, konnte es jedoch nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, ihren Mann zu verlassen. Und da das so war …« Er zuckte mit den Achseln.
Da das so war, hatte er nichts Anrüchiges darin gesehen, Olivia zu heiraten, damit sein eigenes Vermögen zu vergrößern und den Grundstein seiner zukünftigen Dynastie mit einer Frau von bester Herkunft zu legen - während
er seine leidenschaftliche Affäre mit Maria Mayrhofer weiterführte.
»Macht nicht so ein tadelndes Gesicht, John«, sagte Trevelyan, und sein breiter Mund kräuselte sich ein wenig. »Ich wäre Olivia ein guter Ehemann gewesen. Sie wäre vollkommen glücklich und zufrieden gewesen.«
Das stimmte zweifelsohne; Grey kannte mindestens ein Dutzend Paare, bei denen sich der Mann eine Geliebte hielt, mit oder ohne Wissen seiner Frau. Und selbst seine eigene Mutter hatte gesagt …
»Ich gehe davon aus, dass Reinhardt Mayrhofer nicht so entgegenkommend war?«
Trevelyan stieß ein kurzes Lachen aus.
»Wir waren mehr als diskret. Obwohl es ihn wahrscheinlich nicht gekümmert hätte - hätte er nicht Kapital daraus schlagen wollen.«
»Also«, versuchte Grey zu raten, »hat er die Wahrheit herausgefunden und versucht, Euch zu erpressen?«
»So einfach ist es nicht im Entferntesten gewesen.«
Vielmehr hatte Trevelyan von seiner Geliebten einiges über die Interessen und Tätigkeiten ihres Mannes erfahren - und da dieses Wissen sein Interesse weckte, hatte er sich darangemacht, mehr zu erfahren.
»Er war kein schlechter Intrigant, Mayrhofer«, sagte Trevelyan und drehte den Becher sanft in seinen Händen, als wollte er das Bouquet des Brandys freisetzen. »Er bewegte sich in der ganzen Gesellschaft und hatte einen guten Riecher für Informationen, die für sich selbst betrachtet wenig Bedeutung hatten, sich jedoch zu etwas Wichtigem zusammensetzen ließen - und entweder verkauft werden konnten oder, wenn sie von militärischer
Bedeutung waren, an die Österreicher weitergegeben werden konnten.«
»Natürlich ist Euch nicht in den Sinn gekommen, dies gegenüber einem Vertreter der Autoritäten zu erwähnen? Schließlich ist es Hochverrat.«
Trevelyan holte tief Luft und atmete die Würze seines Brandys ein.
»Oh, ich dachte mir, ich könnte ihn einfach ein Weilchen beobachten«, sagte er ausdruckslos. »Herausfinden, was genau er vorhatte.«
»Herausfinden, ob er etwas tun würde, was Euch von Nutzen sein konnte, meint Ihr.«
Trevelyan spitzte die Lippen und schüttelte langsam den Kopf über seinem Brandy.
»Ihr habt eine ausgesprochen argwöhnische Denkweise, John - hat man Euch das schon einmal gesagt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. »Als Hal also mit seinem Verdacht bezüglich Eures Sergeanten O’Connell ankam, drängte sich die Frage auf, ob ich hier möglicherweise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte, versteht Ihr?«
Hal hatte die angebotenen Dienste Jack Byrds sofort angenommen, und Trevelyan hatte diesem Bediensteten seines Vertrauens die Aufgabe gestellt, den Sergeant zu beschatten. Falls O’Connell die Papiere aus Calais hatte, ließ es sich eventuell arrangieren, dass Reinhardt Mayrhofer davon Wind bekam.
»Es schien mir erstrebenswert herauszufinden, was
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