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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ist, Sir«, sagte Grey und funkelte ihn feindselig an. Zu seiner Verärgerung lachte Trevelyan, obwohl er es mit einem Blick auf die Frau im Bett sofort unterdrückte.
    »Das hatte ich ganz vergessen«, sagte er, und immer noch verzog ihm ein Lächeln den Mundwinkel. »Ich entschuldige mich, John. Auch wenn Euch das nicht überzeugt«, fügte er hinzu, »aber ich hatte nicht vor, Euch umzubringen - ich wollte Euch nur aufhalten.«
    »Vielleicht hattet Ihr es nicht vor«, sagte Grey kalt, »aber ich vermute, es hätte Euch nicht gestört, wenn Ihr mich umgebracht hättet.«
    »Nein, das hätte es nicht«, stimmte Trevelyan ihm unverblümt zu. »Ich brauchte Zeit - und ich konnte mich trotz unserer Abmachung nicht darauf verlassen, dass Ihr nichts unternehmen würdet. Ihr hättet sicher in der Öffentlichkeit nichts gesagt - aber wenn Ihr Eurer Mutter davon erzählt hättet, hätte es bis zum Abend ganz London gewusst. Und ich durfte mich nicht aufhalten lassen.«
    »Warum solltet Ihr Euch auch über meinen Tod Gedanken machen?«, fragte Grey, denn die Wut über seine eigene Dummheit machte ihn unvorsichtig. »Was ist schließlich einer mehr?«
    Trevelyan hatte einen Schrank geöffnet und griff hinein. Bei diesen Worten hielt er inne und wandte Grey sein verwundertes Gesicht zu.
    »Einer mehr? Ich habe niemanden umgebracht, John.
Und ich bin froh, dass ich Euch nicht umgebracht habe - das hätte mir Leid getan.«
    Er wandte sich wieder dem Schrank zu und holte eine Flasche und ein Paar Zinnbecher heraus.
    »Ihr nehmt doch Brandy? Ich habe zwar Wein, aber er hat sich noch nicht gesetzt.«
    Obwohl er wütend und auch argwöhnisch war, ertappte sich Grey dabei, dass er mit einem Kopfnicken annahm, als Trevelyan den bernsteinfarbenen Alkohol einschenkte. Trevelyan setzte sich, trank einen Schluck aus seinem Becher und behielt die aromatische Flüssigkeit im Mund, die Augen genussvoll halb geschlossen. Einen Moment später schluckte er und blickte zu Grey auf, der stehen geblieben war und auf ihn hinuntersah.
    Mit einem kleinen Achselzucken streckte er die Hand aus und öffnete eine Schublade des Schreibtischs. Er holte eine dünne Rolle aus schmutzigem Papier heraus und schob sie über den Tisch auf Grey zu.
    »Setzt Euch doch, John«, sagte er. »Ihr seht ein wenig blass aus, wenn Ihr verzeiht, dass ich das sage.«
    Grey, der sich irgendwie verlegen fühlte und sowohl auf dieses Gefühl als auch auf seine weichen Knie fluchte, ließ sich auf dem angebotenen Hocker nieder und ergriff die Papierrolle.
    Es waren sechs Bögen groben Papiers, das sehr abgenutzt war. Sie waren aus einem Tagebuch oder Notizbuch gerissen und auf beiden Seiten eng beschriftet. Das Papier war zunächst zusammengefaltet und dann irgendwann auseinander gefaltet und fest zusammengerollt worden; er musste es mit beiden Händen glätten, um es zu lesen, doch er konnte auf den ersten Blick sehen, was es war.

    Er blickte auf und sah, dass Trevelyan ihn mit einem schwach melancholischen Lächeln beobachtete.
    »Ist es das, wonach Ihr gesucht habt?«, fragte er.
    »Das wisst Ihr ganz genau.« Grey ließ die Papiere los, die sich wieder zu einem Zylinder zusammenrollten. »Woher habt Ihr sie.«
    »Von Mr. O’Connell natürlich.«
    Der kleine Papierzylinder rollte mit den Schiffsbewegungen sanft hin und her, und das wolkenverhangene Licht der Heckfenster kam ihm mit einem Mal sehr hell vor.
    Trevelyan saß da und nippte an seinem Becher. Er schien Grey nicht weiter zu beachten und in seine eigenen Gedanken vertieft zu sein.
    »Ihr habt angeboten - Ihr würdet mir sagen, was immer ich wissen will«, sagte Grey und griff ebenfalls nach seinem Becher.
    Trevelyan schloss kurz die Augen, dann nickte er und öffnete sie wieder, um Grey anzusehen.
    »Natürlich«, sagte er schlicht. »Es gibt keinen Grund, warum ich es nicht tun sollte - jetzt nicht mehr.«
    »Ihr habt gesagt, Ihr habt niemanden umgebracht«, begann Grey vorsichtig.
    »Noch nicht.« Trevelyan warf einen Blick auf die Frau in dem Bett. »Es bleibt abzuwarten, ob ich meine Frau umgebracht habe.«
    » Eure Frau?«, platzte Grey heraus.
    Trevelyan nickte, und Grey erhaschte einen Eindruck des heftigen, aus fünf Jahrhunderten der Piraterie in Cornwall geborenen Stolzes, der normalerweise hinter der höflichen Fassade des Kaufmannsprinzen verborgen lag.

    »Meine Frau. Wir sind letzten Dienstagabend getraut worden - durch einen irischen Priester, den Mr. Scanlon mitgebracht hatte.«
    Grey drehte sich

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