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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mayrhofer mit einem solchen Fund tun würde; zu wem er gehen würde, meine ich.«
    »Hmm«, brummte Grey skeptisch. Er betrachtete
seinen Brandy argwöhnisch, doch er enthielt kein Sediment. Er trank einen vorsichtigen Schluck und stellte fest, dass er ihm angenehm auf der Zunge brannte und die muffigen Gerüche nach Meer, Krankheit und Sickergrube auslöschte. Er fühlte sich sofort viel besser.
    Trevelyan hatte seine Perücke weggelassen. Er trug das Haar kurz geschnitten; es lag flach an und hatte einen unauffälligen Braunton, doch es veränderte seine Erscheinung vollkommen. Manche Männer - Quarry zum Beispiel - waren, wer sie waren, ganz gleich, wie sie sich herausgeputzt hatten, doch Trevelyan nicht. Ordentlich mit seiner Perücke angetan, war er ein eleganter Herr; in Hemdsärmeln und barköpfig, den blutbefleckten Verband um den Arm, hätte er ein Bukanier sein können, der den Untergang eines Beuteschiffes plante, das schmale Gesicht leuchtend vor Entschlossenheit.
    »Also habe ich Jack Byrd auf O’Connell angesetzt, wie Hal es erbeten hatte - aber der Kerl hat nichts Besonderes getan! Ist einfach nur seinem Alltag nachgegangen und hat seine Zeit ansonsten mit Schnaps und Huren verbracht, bevor er zu dieser kleinen Näherin heimgegangen ist, mit der er sich eingelassen hatte.«
    »Hmm«, sagte Grey erneut, während er absolut erfolglos versuchte, sich Iphigenia Stokes in irgendeiner Hinsicht als klein vorzustellen.
    »Ich habe Byrd gesagt, er sollte versuchen, die Stokes herumzubekommen - zu sehen, ob man sie nicht dazu bringen konnte, O’Connell zum Handeln zu bewegen - aber sie ist unserem Jack gegenüber überraschend unempfänglich gewesen«, erzählte Trevelyan und schürzte die Lippen.

    »Möglicherweise hat sie Tim O’Connell ja tatsächlich geliebt«, merkte Grey trocken an. Trevelyan reagierte, indem er die Augenbrauen hochzog und ungläubig schnaubte. Liebe war offenbar ausschließlich der Oberklasse vorbehalten.
    »Jedenfalls -«, Trevelyan tat derartige Überlegungen mit einer Handbewegung ab, »- hat Jack schließlich berichtet, dass O’Connell in einem Wirtshaus die Bekanntschaft eines Mannes gemacht hatte, der zwar selbst nicht wichtig war, von dem aber bekannt war, dass er vage Verbindungen zu einigen Sympathisanten der Franzosen unterhielt.«
    »Wem bekannt?«, unterbrach Grey. »Doch wohl nicht Euch.«
    Trevelyan warf ihm einen raschen Blick zu, wachsam, aber interessiert.
    »Nein, nicht mir. Kennt Ihr zufällig einen Mann, der sich Bowles nennt?«
    »Ja, das tue ich. Woher zum Teufel kennt Ihr ihn?«
    Trevelyan lächelte schwach.
    »Regierung und Handel arbeiten Hand in Hand, John, und was Auswirkungen auf das eine hat, hat auch Auswirkungen auf das andere. Mr. Bowles und ich haben schon seit einigen Jahren eine Abmachung bezüglich des Austauschs kleinerer Auskünfte.«
    Er wäre mit seiner Geschichte fortgefahren, doch Grey kam blitzartig eine Einsicht.
    »Eine Abmachung, sagt Ihr. Diese Abmachung - hatte sie vielleicht etwas mit einem Etablissement namens ›Lavender House‹ zu tun?«
    Trevelyan starrte ihn spöttisch an.

    »Das ist sehr klug beobachtet, John«, sagte er und zog eine belustigte Miene. »Dickie Caswell hat mir gesagt, dass Ihr viel intelligenter wärt, als Ihr ausseht - nicht dass Ihr irgendwie den Eindruck machen würdet, dass es Euch an Verstand mangelt«, fügte er hastig hinzu, als er Greys beleidigten Gesichtsausdruck registrierte, »sondern nur, dass Dickie sich gern von männlicher Schönheit beeindrucken lässt und daher zur Blindheit gegenüber anderen Qualitäten eines Mannes neigt, wenn dieser im Besitz derartiger Schönheit ist. Doch ich beschäftige ihn ja schließlich nicht, um solche Unterscheidungen zu treffen, sondern nur, um mir Dinge zu berichten, die möglicherweise von Interesse sind.«
    »Ach du lieber Himmel.« Grey spürte, wie ihn der Schwindel erneut zu überwältigen drohte, und sah sich gezwungen, ein paar Sekunden die Augen zu schließen. Dinge, die möglicherweise von Interesse sind . Die bloße Tatsache, dass ein Mann das »Lavender House« besucht hatte - ganz zu schweigen davon, was er möglicherweise dort getan hatte -, war in jedem Fall »von Interesse«. Dieses Wissen ermöglichte es Mr. Bowles - oder seinen Agenten -, Druck auf diese Männer auszuüben. Und die Drohung, bloßgestellt zu werden, zwang sie dann zu tun, was auch immer man von ihnen verlangte. Wie viele Männer hielt die Spinne in ihrem Erpressernetz

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