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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nickte.
    »Den Eindruck habe ich auch. War das Tom Byrd, den ich draußen im Flur gehört habe?«
    Grey nickte ebenfalls, doch er konnte es nicht abwarten, den Rest der Geschichte zu hören.
    »Ja. Warum in aller Welt ist O’Connell zu seiner Frau zurückgekehrt, wisst Ihr das?«
    Trevelyan wechselte einen Blick mit dem Apotheker, doch es war Trevelyan, der antwortete.
    »Wir wissen es nicht genau - aber angesichts der späteren Ereignisse vermute ich, dass er nicht gekommen war, um seine Frau zu sehen, sondern vielmehr, um ein
Versteck für die Papiere in seinem Besitz zu suchen. Ich hatte doch gesagt, dass er Verbindung zu einem unbedeutenden Spion aufgenommen hatte?«
    Das hatte Jack Byrd Harry Quarry berichtet - und damit auch Mr. Bowles -, doch als der treue Untergebene, der er war, hatte er es auch seinem Arbeitgeber gesagt. So hatte er es schon immer gemacht; zusätzlich zu seinen Aufgaben als Hausdiener hatte er den Auftrag, in Wirtshäusern Gerüchte aufzuschnappen, die sich als interessant oder wertvoll herausstellen konnten und dann je nach Trevelyans Anordnungen weiter verfolgt wurden.
    »Also handelt Ihr nicht nur mit Zinn oder indischen Gewürzen«, sagte Grey und sah Trevelyan finster an. »Hat mein Bruder gewusst, dass Ihr zusätzlich mit Informationen handelt, als er Euch um Hilfe bat?«
    »Das ist gut möglich«, erwiderte Trevelyan ausdruckslos. »Ich habe Hals Aufmerksamkeit schon öfter auf kleinere Angelegenheiten von Interesse lenken können - und er hat das Gleiche auch schon für mich getan.«
    Es war zwar nicht gerade eine Überraschung für Grey, dass Männer von Bedeutung Staatsangelegenheiten vor allem im Interesse ihres persönlichen Wohlergehens betrachteten, doch er war noch nie so unsanft mit dieser Tatsache konfrontiert worden. Aber Hal konnte doch unmöglich die Hand bei einer Erpressung im Spiel gehabt haben… Er würgte den Gedanken ab und widmete sich hartnäckig erneut dem vorliegenden Problem.
    »Also, O’Connell hat diesem unbedeutenden Intriganten Avancen gemacht, und Ihr habt davon erfahren. Und dann?«
    O’Connell war nicht damit herausgerückt, was für Informationen
er besaß; nur, dass er etwas hatte, was den richtigen Partnern Geld wert sein könnte.
    »Das stimmt mit den Vermutungen der Armee überein«, sagte Grey. »O’Connell war ja kein professioneller Spion; er war sich nur der Wichtigkeit der gestohlenen Listen bewusst, und so hat er die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Eventuell kannte er ja jemanden in Frankreich, an den er sie verkaufen wollte - doch dann wurde das Regiment heimgeschickt, bevor er Gelegenheit hatte, seinen Käufer zu kontaktieren.«
    »Genau.« Trevelyan nickte voll Ungeduld über die Unterbrechung. »Ich wusste natürlich, um was für Material es sich handelte. Aber ich war der Meinung, dass es von größerem Nutzen sein könnte, die möglichen Interessenten herauszufinden, als die Information einfach zurückzuholen.«
    »Natürlich ist es Euch nicht in den Sinn gekommen, diese Überlegungen Harry Quarry oder sonst jemandem mitzuteilen, der mit dem Regiment zu tun hatte«, meinte Grey höflich.
    Trevelyans Nasenlöcher weiteten sich.
    »Quarry - diesem ungehobelten Klotz? Nein. Hal hätte ich es wohl erzählt - aber er war ja nicht da. Es schien mir das Beste zu sein, die Dinge selbst zu steuern.«
    Wie passend, dachte Grey zynisch. Ganz gleich, ob das Wohlergehen der halben britischen Armee von besagten Dingen abhing; natürlich, ein Kaufmann konnte das am besten beurteilen!
    Doch an Trevelyans nächsten Worten wurde offensichtlich, dass es ihm um mehr gegangen war als um Geld oder militärische Dispositionen.

    »Ich hatte von Maria erfahren, dass ihr Mann mit Geheimnissen handelte«, sagte er und blickte hinter sich auf das Bett. »Ich hatte vor, O’Connell und sein Material als Köder zu benutzen, um Mayrhofer zu einer kriminellen Handlung zu verleiten. Sobald er als Spion entlarvt war …«
    »Würde er entweder verbannt oder exekutiert, was Euch viel mehr Freiheit in Bezug auf seine Frau verschafft hätte. Einiges mehr.«
    Trevelyan fixierte ihn scharf, beschloss jedoch, nicht auf seinen Tonfall einzugehen.
    »Einiges«, sagte er nicht minder ironisch als Grey. »Es war allerdings eine delikate Angelegenheit, alles so zu arrangieren, dass O’Connell und Mayrhofer zusammengebracht werden konnten. O’Connell war ein argwöhnischer Schuft; er hatte lange damit gewartet, die Fühler nach einem Käufer auszustrecken, und er begegnete

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