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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gefangen?
    »Caswell arbeitet also in Eurem Auftrag?«, fragte er. Er öffnete die Augen und schluckte den metallischen Geschmack in seiner Kehle hinunter. »Dann seid Ihr der Besitzer des ›Lavender House‹?«
    »Und des Bordells an der Meacham Street«, sagte Trevelyan und die Belustigung in seiner Miene nahm noch zu.
»Eine große Hilfe im Geschäftsleben. Ihr wisst ja gar nicht, John, was manchen Männern entschlüpft, wenn Alkohol oder Lust sie im Griff haben.«
    »Ach nein?«, sagte Grey. Er trank einen sparsamen Schluck Brandy. »Dann überrascht es mich aber, dass Caswell mir gegenüber so freigiebig mit Auskünften gewesen ist, was Euer eigenes Tun angeht. Er ist es gewesen, der mich informiert hat, dass Ihr dort eine Frau besucht.«
    »Hat er das?« Trevelyan sah wenig entzückt darüber aus. »Davon hat er mir gar nichts gesagt.« Er lehnte sich ein wenig zurück und runzelte die Stirn. Dann lachte er kurz auf und schüttelte den Kopf.
    »Nun, es ist so, wie meine Großmutter oft zu mir gesagt hat. ›Leg dich mit den Schweinen schlafen, und du stehst dreckig auf.‹ Es hätte Dickie mit Sicherheit wunderbar gepasst, mich festnehmen und einkerkern oder exekutieren zu lassen - und er hat wohl gedacht, die Gelegenheit sei endlich da. Er geht davon aus, dass das ›Lavender House‹ an ihn übergeht, sollte mir irgendetwas zustoßen; ich glaube, es ist allein diese Annahme, die ihn so lange am Leben gehalten hat.«
    »Er geht davon aus? Ist es denn nicht so?«
    Trevelyan zuckte desinteressiert mit den Achseln.
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.« Er erhob sich unruhig und trat erneut an das Bett. Grey sah, dass er es nicht lassen konnte, sie zu berühren; seine Finger hoben eine feuchte Haarsträhne von ihrer Wange und strichen sie ihr hinter das Ohr. Sie regte sich im Schlaf; ihre Augenlider flatterten, und Trevelyan nahm ihre Hand und kniete sich hin, um ihr etwas zuzumurmeln, während er mit dem Daumen ihre Fingerknöchel streichelte.

    Grey sah, dass auch Scanlon ihn beobachtete. Der Apotheker hatte angefangen, einen Trank über einer Spirituslampe zu brauen; bitter riechender Dampf begann, aus dem Topf aufzusteigen und sich an den Fenstern niederzuschlagen. Als er wieder zum Bett blickte, sah er durch die Fenster, dass England weit zurückgefallen war; das Land war nur noch als flache Erhebung jenseits der brodelnden See zu sehen.
    »Und Ihr, Mr. Scanlon«, sagte Grey, der sich jetzt erhob und vorsichtig auf den Apotheker zuging, den Becher in der Hand. »Wie seid Ihr in diese Affäre verwickelt?«
    Der Ire warf ihm einen ironischen Blick zu.
    »Ach, ist die Liebe nicht umwerfend?«
    »Das kann man wohl sagen. Ich nehme an, Ihr bezieht Euch auf die gegenwärtige Mrs. Scanlon?«
    »Francie, aye.« Es leuchtete warm in den Augen des Iren, als er den Namen seiner Frau aussprach. »Wir haben uns zusammengetan, sie und ich, nachdem ihr verfluchter Mann sich davongemacht hatte. Es war mir egal, dass wir nicht heiraten konnten, obwohl ich es gern getan hätte. Aber dann kommt der Schweinehund zurück!«
    Bei diesem Gedanken ballten sich die reinlichen Hände des Apothekers zu Fäusten.
    »Hat gewartet, bis ich nicht da war, der Mistkerl. Da komme ich von einem Krankenbesuch nach Hause, und was finde ich? Meine Francie auf dem Boden in ihrem eigenen Blut, das hübsche Gesicht eingeschlagen -« Er hielt abrupt inne und zitterte bei der Erinnerung an seine Wut.
    »Ein Mann stand über sie gebeugt; ich dachte, er wär’s gewesen, und bin auf ihn los. Ich hätte ihn bestimmt
umgebracht, wäre Francie nicht so weit bei Bewusstsein gewesen, dass sie mir zuflüstern konnte, nicht er wär’s gewesen, sondern Tim O’Connell, der sie verprügelt hatte.«
    Der Mann, den er angetroffen hatte, war Jack Byrd, der O’Connell zu der Apotheke gefolgt war. Als er die gewaltsame Auseinandersetzung und die Schreie einer Frau gehört hatte, war er die Treppe hinauf geeilt und hatte O’Connell überrascht und vertrieben.
    »Der Gute, er war gerade rechtzeitig zur Stelle, um ihr das Leben zu retten«, sagte Scanlon und bekreuzigte sich. »Und ich habe zu ihm gesagt, dass ich dafür mit all meinem Besitz in seiner Schuld stehe, doch er wollte keine Belohnung dafür.«
    Bei diesen Worten fuhr Grey zu Trevelyan herum, der sich von der Seite seiner Frau erhoben hatte und wieder zu ihnen getreten war.
    »Ein sehr nützlicher Mensch, dieser Jack Byrd«, sagte Grey. »Das scheint in der Familie zu liegen.«
    Trevelyan

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