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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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serviert waren, bevor er den Versuch unternahm, Widerspruch gegen Quarrys Ankündigung einzulegen, dass er, Grey, von Stund an seiner anderen Dienstpflichten enthoben sei, um die Ermittlungen bezüglich der Tätigkeiten und des Todes von Sergeant Timothy O’Connell zu leiten.
    »Warum ich? Die Sache ist doch mit Sicherheit ernst genug, um den ranghöchsten Offizier auf den Plan zu rufen - das seid Ihr, Harry«, sagte er, »oder möglicherweise auch Bernard.«
    Quarry, der den Mund voller Aalpastete hatte, hatte für einen glückseligen Moment die Augen geschlossen. Er kaute genüsslich, schluckte, dann öffnete er widerstrebend die Augen.

    »Bernard - haha! Sehr witzig.« Er strich sich die Krümel von der Brust. »Was mich angeht… normalerweise wäre es wohl meine Sache. Es ist aber so - ich war auch in Calais, als die Listen gestohlen wurden. Ich könnte es selbst gewesen sein. Natürlich war ich es nicht, aber möglich wäre es.«
    »Aber Euch würde doch bestimmt kein vernünftiger Mensch verdächtigen, Harry.«
    »Ihr haltet das Kriegsministerium also für vernünftig?« Quarry zog zynisch die Augenbrauen hoch und hob seinen Löffel.
    »Verstehe. Aber trotzdem …«
    »Crenshaw hatte Heimaturlaub«, führte Quarry den Namen eines anderen Hauptmanns an. »Hätte in England sein sollen, aber wer kann sagen, ob er nicht heimlich nach Calais zurückgefahren ist?«
    »Und Hauptmann Wilmot? Ihr könnt doch nicht alle Urlaub gehabt haben!«
    »Oh, Wilmot war im Feldlager, wo er hingehörte, über jeden Verdacht erhaben. Aber er hatte letzte Woche in seinem Club eine Art Anfall. Apoplexie, sagt der Quacksalber. Kann nicht laufen, kann nicht sprechen, kann keine Leichen begutachten.« Quarry zeigte kurz mit dem Löffel auf Greys Brust. »Tja. Euch hat’s erwischt.«
    Grey öffnete den Mund, um weiterzudiskutieren, doch da ihm kein gutes Argument mehr einfiel, schob er stattdessen ein Stück Pastete hinein und kaute mürrisch darauf herum.
    Mit der üblichen Ironie des Schicksals befreite ihn der Skandal, der ihn in Ungnaden nach Ardsmuir verschlagen hatte, jetzt von jedem Verdacht, da er der einzige einsatzfähige,
ranghohe Offizier des Regiments war, der unmöglich etwas mit dem Verschwinden der Listen aus Calais zu tun haben konnte. Harry war ein Genie, wenn es darum ging, unangenehme Aufgaben zu vermeiden, aber in der gegenwärtigen Situation musste Grey zugeben, dass Harry nicht allein daran schuld war.
    Wie immer war das Wirtshaus voller Menschen, doch sie hatten eine Bank in einer abgelegenen Ecke gefunden, und ihre Uniformen hielten die anderen Gäste auf Sicherheitsabstand. Das Klappern der Löffel und Pastetenformen, das Rumpeln und Schaben des Bänkerückens und der Lärm der Gespräche, der von den Balken der niedrigen Decke abprallte, lieferte ihnen mehr als genug Deckung für eine Unterhaltung unter vier Augen. Dennoch beugte sich Grey dichter zu Quarry hinüber und senkte die Stimme.
    »Weiß der Gentleman aus Cornwall, von dem wir vorhin gesprochen haben, dass sein Dienstbote nicht zu finden ist?«, fragte Grey umsichtig.
    Quarry nickte, während er sich mit großem Eifer über seine Aalpastete hermachte. Er hustete, um einen Pastetenkrümel aus seiner Kehle zu lösen, dann trank er einen großen Schluck Bier.
    »O ja. Wir dachten, der besagte Dienstbote hätte vielleicht angesichts dessen, was dem Sergeant zugestoßen ist, Angst bekommen - in welchem Fall es seine natürliche Reaktion gewesen wäre… zu seinem Arbeitgeber zurückzuschleichen.« Quarry sah Grey mit gerunzelter Stirn an, um anzuzeigen, dass er die Notwendigkeit zur Diskretion schon verstand - hielt ihn Grey etwa für begriffsstutzig?
    »Habe Stubbs losgeschickt, um nach ihm zu fragen - keine Spur von ihm. Trevelyan ist bestürzt.«

    Grey nickte, und das Gespräch wurde vorübergehend unterbrochen, weil sich beide Männer auf ihre Mahlzeit konzentrierten. Grey schabte gerade mit einem Stück Brot durch seine leere Pastetenform, um sich nur ja keinen Tropfen der herzhaften Brühe entgehen zu lassen, als Quarry, der zwei Pasteten und drei große Humpen Bier verdrückt hatte, gemütlich rülpste und beschloss, zum geselligen Teil überzugehen.
    »Wo wir gerade von Gentlemen aus Cornwall sprechen, was habt Ihr in Bezug auf Euren Schwager in spe unternommen? Habt Ihr den Bordellausflug schon arrangiert?«
    »Er sagt, er geht nicht ins Bordell«, erwiderte Grey mürrisch, weil er sich nur ungern an das Thema der Hochzeit seiner Cousine

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