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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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infernalische Dreistigkeit! Ich sollte ihn festnehmen lassen. Und dann ohne Erlaubnis mein Haus zu verlassen und hierher zu kommen, um Euch etwas vorzuspielen … was für eine Zumutung! Wo ist er? Bringt ihn sofort zu mir! Er wird ausgepeitscht und ohne Zeugnis entlassen!«
    Trevelyan wurde mit jeder Sekunde bleicher. Seine Wut war sicherlich gerechtfertigt, und doch stellte Grey fest, dass es ihm seltsam widerstrebte, Tom Byrd der Justiz zu übergeben. Der Junge musste sich darüber im Klaren gewesen sein, dass er durch seine Handlungsweise seine Stellung - und sehr wahrscheinlich auch seine Haut - opferte, aber er hatte nicht gezögert zu handeln.
    »Einen Moment bitte, Sir.« Er verbeugte sich vor Trevelyan und ging zu Thomas hinüber, der mit einem Getränketablett durch die Menge ging - und das keine Sekunde zu früh.
    »Wein, Mylord?« Thomas senkte sein Tablett.
    »Ja, wenn Ihr nichts Stärkeres habt.« Grey nahm sich irgendein Glas und leerte es auf eine Weise, die krasse Respektlosigkeit vor dem edlen Tropfen an den Tag legte, aber für seinen Geisteszustand unabdingbar war, und nahm sich dann ein weiteres. »Ist Tom Byrd im Haus?«
    »Ja, Mylord. Ich habe ihn gerade in der Küche gesehen.«
    »Ah. Nun, würdet Ihr bitte dafür sorgen, dass er dort bleibt?«
    »Ja, Mylord.«
    Nachdem er Thomas mit seinem Tablett devongeschickt hatte, kehrte Grey langsam zu Trevelyan zurück, in jeder Hand ein Glas Wein.

    »Ich bedaure«, sagte er und bot Trevelyan eines der beiden Gläser an. »Der Junge scheint verschwunden zu sein. Hatte wohl Angst, bei seiner Hochstapelei erwischt zu werden.«
    Trevelyan war nach wie vor rot vor Wut, wenn auch seine guten Manieren inzwischen die Oberhand über sein Temperament gewonnen hatten.
    »Ich muss mich entschuldigen«, sagte er steif. »Ich bedaure diese abscheuliche Situation zutiefst. Dass einer meiner Bediensteten Euch einen solchen Streich gespielt haben soll - ich finde einfach keine Entschuldigung für eine solch unverzeihliche Aufdringlichkeit.«
    »Nun, er hat mir ja keinerlei Schwierigkeiten verursacht«, sagte Grey nachsichtig, »und ist mir sogar in gewisser Weise behilflich gewesen.« Er strich sich unauffällig mit dem Daumen über das Kinn und stellte fest, dass es immer noch glatt war.
    »Das spielt keine Rolle. Er ist ab sofort aus meinen Diensten entlassen«, sagte Trevelyan, und sein Mund verhärtete sich. »Und ich bitte Euch, meine Entschuldigung für diese maßlose Aufdringlichkeit anzunehmen.«
    Grey war nicht überrascht über Trevelyans Reaktion. Er war überrascht über das, was er über Tom Byrds Verhalten erfahren hatte; der Junge musste seinen Bruder sehr lieben - und unter diesen Umständen war Grey geneigt, Mitgefühl zu empfinden. Außerdem beeindruckte ihn, mit wie viel Fantasie sich der Junge seinen Plan ausgedacht hatte - ganz zu schweigen davon, wie unerschrocken er ihn ausgeführt hatte.
    Er tat Trevelyans Entschuldigung mit einer Geste ab und lernte, das Gespräch auf ein anderes Thema lenkte.

    »Hat Euch die Musik heute Abend gefallen?«, fragte er.
    »Musik?« Trevelyans Miene war verständnislos, dann fand er seine Manieren wieder. »Ja, natürlich. Eure Mutter hat einen exquisiten Geschmack - richtet ihr das doch bitte von mir aus.«
    »Natürlich. Ehrlich gesagt bin ich etwas erstaunt, dass meine Mutter die Zeit für solche gesellschaftlichen Zerstreuungen findet«, sagte Grey freundlich und winkte dem Harfenisten zu, der wieder zu spielen begonnen hatte und jetzt die Konversation beim Abendessen untermalte. »Die Damen in meiner Verwandtschaft sind in letzter Zeit so besessen von den Hochzeitsvorbereitungen, dass ich gedacht hatte, sie würden jede andere Art von Beschäftigung von sich weisen.«
    »Oh?« Trevelyan runzelte die Stirn, in Gedanken sichtlich noch mit den Byrds beschäftigt. Dann klärte sich seine Miene auf, und er lächelte, was sein Gesicht völlig verwandelt aussehen ließ. »Oh, ja, so ist es wohl. Frauen lieben Hochzeiten sehr.«
    »Das Haus ist vom Dachboden bis zum Keller mit Brautjungfern, feinen Spitzenballen und Näherinnen angefüllt«, fuhr Grey sorglos fort und suchte Trevelyans Gesicht mit scharfem Blick nach irgendwelchen Anzeichen von Schuld oder Zurückhaltung ab. »Ich kann mich nirgendwo hinsetzen, ohne befürchten zu müssen, dass ich von einer verirrten Nadel aufgespießt werde. Aber bei Euch sieht es doch wahrscheinlich nicht anders aus, oder?«
    Trevelyan lachte, und Grey konnte sehen, dass er

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