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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mochte Huren einfach gern - nun, eigentlich alle Frauen; er war nicht wählerisch.
    Als die Puffmutter kurz darauf zurückkehrte, traf sie
Grey bei der faszinierten Betrachtung der Gemälde an. Von mythologischer Natur und mediokrer Ausführung, zeugten die Gemälde dennoch von bemerkenswerter Erfindungsgabe seitens des Künstlers. Grey riss sich von einer großformatigen Studie los, die einen Zentauren bei der amourösen Paarung mit einer äußerst willigen, jungen Frau zeigte, und kam Maggies Vorschlägen zuvor.
    »Jung«, sagte er mit fester Stimme. »Sehr jung. Aber kein Kind«, fügte er hastig hinzu. Er zog seinen Finger aus dem Glas, leckte ihn ab und verzog das Gesicht. »Und ordentlichen Wein bitte. In rauen Mengen.«
     
    Zu seiner großen Überraschung war der Wein ordentlich; ein vollmundiger, fruchtiger Rotwein, dessen Herkunft er nicht erkannte. Die Hure war jung, wie er es gewünscht hatte, jedoch ebenfalls eine Überraschung.
    »Es macht Euch doch nichts aus, dass sie Schottin ist, Herzchen?« Mags schwang die Zimmertür auf und gab den Blick auf ein schmächtiges, dunkelhaariges Mädchen frei, das auf dem Bett hockte und in ein wollenes Schultertuch gehüllt war, obwohl im Kamin ein schönes Feuer brannte. »Manche Männer fühlen sich von ihrem barbarischen Akzent abgestoßen, aber sie ist ein liebes Mädchen, unsere Nessie - sie wird staad sein, wenn Ihr das sagt.«
    Die Puffmutter stellte Dekanter und Gläser auf einen kleinen Tisch und lächelte der Hure ebenso fröhlich wie drohend zu, wofür sie einen feindselig funkelnden Blick erntete.
    »Ganz und gar nicht«, murmelte Grey und verwies die Puffmutter mit einer höflichen Verbeugung des Zimmers.
»Ich bin mir sicher, dass wir prächtig miteinander auskommen werden.«
    Er schloss die Tür und wandte sich dem Mädchen zu. Trotz seiner äußerlichen Selbstbeherrschung verspürte er ein seltsames Gefühl in der Magengrube.
    » Staad ?«, fragte er.
    »Es ist ein süddeutsches Wort für still«, sagte das Mädchen und betrachtete ihn mit Argusaugen. Sie wies mit einem Ruck ihres Kopfes zur Tür, hinter der die Puffmutter verschwunden war. »Sie ist Deutsche, obwohl man das nicht denken würde. Ihr Name ist Magda. Aber sie nennt den Türsteher Staadi - und er ist wirklich stumm. Wollt Ihr also, dass ich den Mund halte?« Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, und die Schlitzaugen, die darüber hervorlugten, erinnerten ihn an die Katze, kurz bevor sie ihn gebissen hatte.
    »Nein«, sagte er. »Ganz und gar nicht.«
    In Wirklichkeit hatte der Klang ihres Akzents einen außergewöhnlichen - und vollkommen unerwarteten - Gefühlstumult in ihm entfesselt. Eine verrückte Mischung aus Erinnerung, Erregung und Erschrecken, die nicht unbedingt angenehm war - doch er wünschte, dass sie um jeden Preis weiterredete.
    »Nessie«, sagte er, während er ihr ein Glas Wein einschenkte. »Ich habe diesen Namen schon einmal gehört - aber nicht als Bezeichnung für eine Person.«
    Ihr Blick blieb argwöhnisch, doch sie nahm den Wein an.
    »Ich bin aber eine Person, oder? Es ist kurz für Agnes.«
    »Agnes?« Er lachte, so sehr erheiterte ihn ihre bloße Gegenwart. Nicht nur ihr Akzent - dieser schlitzäugige
Blick voll mürrischen Argwohns war so unnachahmlich schottisch , dass er sich an einen anderen Ort versetzt fühlte. »Ich dachte, so nennen die Einheimischen ein legendäres Monster, das im Loch Ness leben soll.«
    Die Schlitzaugen wurden erstaunt aufgerissen.
    »Ihr habt davon gehört? Ihr seid schon einmal in Schottland gewesen?«
    »Ja.« Er trank einen großen Schluck von seinem Wein, der ihm warm und rau über die Zunge glitt. »Im Norden. Ein Ort namens Ardsmuir. Kennt Ihr ihn?«
    Offenbar tat sie das; sie kletterte aus dem Bett und wich vor ihm zurück, das Weinglas in der einen Hand so fest umklammert, dass er glaubte, sie würde es zerbrechen.
    »Hinaus mit Euch«, sagte sie.
    »Was?« Er starrte sie verständnislos an.
    »Hinaus!« Ein mageres Ärmchen schoss aus den Falten ihres Schultertuchs hervor, und ihr Finger wies zur Tür.
    »Aber -«
    »Soldaten sind eine Sache und wirklich schlimm genug - aber ich nehme keinen von Cumberlands Schlächtern, und damit genug!«
    Ihre Hand verschwand wieder unter dem Schultertuch und brachte einen kleinen, glänzenden Gegenstand zum Vorschein. Lord John erstarrte.
    »Meine liebe junge Dame«, begann er, während er langsam die Hand ausstreckte, um sein Weinglas abzustellen, ohne das Messer aus den Augen zu

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