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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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von Namtzen zu ermuntern, und er begann mit einer Exegese des soldatischen Charakters und tat seine unverhüllte Meinung über die Tugenden des Militärs verschiedener Nationen kund. Zwar waren die Bemerkungen des Hauptmanns scheinbar an Grey gerichtet und ab und zu mit einem eingeworfenen »Meint Ihr nicht auch, Major?« gewürzt, doch seine Stimme war resonant genug, um jegliche Konversation im näheren Umfeld zu ersticken. In der Folge war er bald von einer Ansammlung aufmerksamer Zuhörer umringt. Grey konnte sich zu seiner Erleichterung unauffällig zurückziehen.
    Diese Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer; als er ein Glas Wein von einem Tablett nahm, das man ihm hinhielt, stellte er fest, dass er erneut direkt neben Joseph Trevelyan stand und diesmal mit dem Mann allein war, da sich sowohl Lady Mumford als auch Olivia unglücklicherweise zur Essenstafel zurückgezogen hatten.
    »Die Engländer?«, deklamierte von Namtzen gerade als Antwort auf eine Frage von Mrs. Haseltine. »Fragt einen Franzosen, was er von der englischen Armee hält, und er wird Euch sagen, dass der englische Soldat zwei linke Hände hat und ein ungehobelter Klotz ist.«
    Grey traf Trevelyans Blick mit unerwartetem Mitgefühl, und die beiden Männer waren sich auf der Stelle einig, was ihre unausgesprochene Meinung von dem Hannoveraner anging.

    »Man könnte auch einen englischen Soldaten fragen, was er von den Franzosen hält«, murmelte Trevelyan Grey ins Ohr. »Aber ich bezweifle, dass die Antwort das Richtige für einen Salon wäre.«
    Grey lachte überrascht. Das war ein taktischer Fehler, weil es von Namtzens Aufmerksamkeit erneut auf ihn lenkte.
    »Jedoch«, fügte von Namtzen hinzu und nickte Grey über die Köpfe der Menge hinweg wohlwollend zu, »was man auch immer sonst über sie sagen kann, die Engländer sind… ohne Ausnahme tollkühn.«
    Grey hob höflich sein Glas in von Namtzens Richtung, ohne seine Mutter zu beachten, die hochrot angelaufen war, weil sie ihre Gefühle kaum noch unterdrücken konnte.
    Er wandte sich halb von dem Schwaben und der Gräfin ab, womit er dann Trevelyan direkt gegenüberstand; unter den gegebenen Umständen eine peinliche Position. Da er einen Vorwand für ein Gespräch brauchte, dankte er Trevelyan dafür, dass er so großzügig gewesen war und ihm Byrd geschickt hatte.
    »Byrd?«, sagte Trevelyan überrascht. »Jack Byrd? Ihr habt ihn gesehen?«
    »Nein.« Jetzt war Grey verblüfft. »Ich habe Tom Byrd gemeint. Auch einer Eurer Hausdiener - wobei er sagt, dass er Jacks Bruder ist.«
    »Tom Byrd?« Trevelyan runzelte erstaunt die Stirn. »Natürlich ist er Jacks Bruder - aber er ist kein Hausdiener. Außerdem… habe ich ihn nirgendwo hingeschickt. Wollt Ihr mir etwa sagen, dass er sich Euch aufgedrängt und behauptet hat, ich hätte ihn geschickt?«

    »Er hat gesagt, Oberst Quarry habe Euch eine Nachricht geschickt und Euch von den… jüngsten Ereignissen in Kenntnis zu setzen«, sagte Grey, um Zeit zu schinden, und erwiderte das Kopfnicken eines vorübergehenden Bekannten. »Und daraufhin hättet Ihr ihn zu mir geschickt, um mir bei meinen Ermittlungen behilflich zu sein.«
    Trevelyan sagte etwas, wovon Grey annahm, dass es ein Fluch im Dialekt seiner Heimat Cornwall war, und seine hageren Wangen wurden unter dem Gesichtspuder rot. Er sah sich um, dann zog er Grey zur Seite und senkte seine Stimme.
    »Harry Quarry hat mir eine Mitteilung geschickt - aber ich habe nichts zu Byrd gesagt. Tom Byrd ist der Junge, der bei uns die Schuhe putzt, zum Kuckuck! Ihn würde ich wohl kaum ins Vertrauen ziehen.«
    »Ich verstehe.« Grey rieb sich mit dem Fingerknöchel über die Oberlippe und unterdrückte sein unwillkürliches Lächeln bei der Erinnerung daran, wie sich Tom Byrd zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte, als er behauptete, ein Hausdiener zu sein. »Ich schätze, dann hat er irgendwie selbst davon Kenntnis bekommen, dass ich mit… gewissen Ermittlungen betraut bin. Zweifellos sorgt er sich um das Wohlergehen seines Bruders«, fügte er hinzu, als er an das bleiche Gesicht und die Bedrückung des jungen Mannes dachte, als sie das Gefängnis von Clapham verlassen hatten.
    »Das tut er ohne Zweifel«, sagte Trevelyan, für den dies eindeutig kein mildernder Umstand war. »Aber das ist wohl kaum eine Entschuldigung. Ein solches Benehmen ist einfach unglaublich. Selbst Kenntnis bekommen - Gott, er ist in mein Privatbüro eingedrungen und hat
meine Korrespondenz gelesen - welch

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