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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Grübchen, das nur dann zum Vorschein kam, wenn etwas sie zutiefst amüsierte, zwinkerte auf ihrer Wange. »Ich hatte ein bildschönes Kleid.«

12
    Inse-binse-Spinne, wie lang dein Faden ist
    Unglücklicherweise blieb ihm keine Zeit mehr für einen Besuch bei Fraser & Cie, denn er war ja mit Quarry verabredet, den er wie angekündigt vor der Kirche St.-Martin-in-the-Fields antraf.
    »Gehen wir zu einer Hochzeit oder einer Beerdigung?«, fragte er, als er aus der Kutsche stieg.
    »Muss wohl eine Hochzeit sein - wie ich sehe, habt Ihr ein Geschenk dabei. Oder ist das für mich?« Quarry wies kopfnickend auf das Buch unter Greys Arm.
    »Ihr könnt es haben, wenn Ihr wollt.« Grey trennte sich erleichtert von der Präsentationsausgabe von Fanny Hill ; er war gezwungen gewesen, das Buch mit aus dem Haus zu nehmen, da Olivia sich im Flur auf ihn gestürzt und ihn dann zum Eingang begleitet hatte, wobei sie ihm mit weiteren Spitzenmustern vor der Nase herumgefuchtelt und ihn nach seiner Meinung gefragt hatte.
    Quarry öffnete das Buch, kniff die Augen zu, dann sah er mit lüsternem Blick zu Grey auf.
    »Aber Johnny. Ich wusste ja gar nicht, dass Ihr so empfindet!«

    »Was?« Als er Quarrys Grinsen sah, riss er das Buch wieder an sich und entdeckte erst jetzt, dass es eine Widmung auf der Titelseite hatte. Die Gräfin hatte davon offenbar auch nichts gewusst - zumindest hoffte er das.
    Es war ein recht eindeutiger Vers von Catull, der mit der Initiale »J« signiert war.
    »Schade, dass ich nicht Benedicta heiße«, meinte Quarry. »Sieht ja nach einem sehr interessanten Bändchen aus!«
    Grey, der die Zähne zusammenbiss und im Geiste hastig eine Liste von Bekannten seiner Mutter durchging, deren Namen mit »J« anfing, riss die Titelseite vorsichtig aus dem Buch, steckte sie in seine Tasche und gab Quarry das Buch entschlossen zurück.
    »Zu wem gehen wir?«, erkundigte er sich. Wie verlangt war er in seiner ältesten Uniform gekommen und zupfte kritisch an einem Faden herum, der sich von seiner Manschette löste. Tom Byrd war ein exzellenter Barbier, doch ansonsten ließen seine Kammerdienerkünste etwas zu wünschen übrig.
    »Irgendjemand«, sagte Quarry vage und betrachtete eine der Illustrationen. »Weiß nicht, wie er heißt. Richard hat mich auf ihn angesetzt; sagt, er wisse alles über die Angelegenheit in Calais; könnte hilfreich sein.« Richard war Lord Joffrey, Quarrys älterer Halbbruder, der großen politischen Einfluss hatte. Er hatte zwar nicht direkt mit der Armee oder der Marine zu tun, doch er kannte alle wichtigen Persönlichkeiten, die etwas damit zu tun hatten, und war im Allgemeinen über jeden Skandal, der sich zusammenbraute, Wochen vor seinem öffentlichen Ausbruch informiert.

    »Dann ist es jemand aus Regierungskreisen?«, fragte Grey, weil sie gerade in die Whitehall Street einbogen, an der fast nur Regierungsgebäude standen.
    Quarry schloss das Buch und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
    »Weiß ich nicht genau.«
    Grey gab das Fragen auf, hoffte jedoch, dass die Angelegenheit nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Er hatte einen frustrierenden Tag hinter sich; hatte den Morgen mit fruchtlosen Ermittlungen verbracht und die Mittagszeit mit der Anprobe eines Anzuges, von dem er sich zunehmend sicher war, dass er ihn nie zu der Hochzeit tragen würde, für die er gedacht war. Im Großen und Ganzen war ihm nach einer herzhaften Mahlzeit und einem ordentlichen Schluck zumute - nicht nach Gesprächen mit namenlosen Personen in nicht existenten Positionen.
    Doch er war Soldat und erkannte die Pflicht, wenn sie rief.
    Abgesehen von den Überresten des Palastes und dem großen Bankettsaal, die aus einem vergangenen Jahrhundert stammten, war die Whitehall Street architektonisch unauffällig. Diese Bauwerke waren jedoch genauso wenig ihr Ziel wie die etwas gammeligen Gebäude in ihrer Nähe, in denen die minderen Regierungsämter untergebracht waren. Zu Greys Überraschung trat Quarry stattdessen durch die Tür des »Golden Cross«, eines baufälligen Wirtshauses gegenüber von St.-Martin-in-the-Fields.
    Quarry ging voraus in den Schankraum, bestellte beim Wirt zwei Biere und setzte sich auf eine Bank. Er benahm sich ganz so, als sei er hier Stammgast - und es befanden
sich in der Tat diverse Militärangehörige unter den Gästen, obwohl die meisten von ihnen Marineoffiziere niederen Ranges waren. Quarry trieb die Maskerade noch weiter, indem er Grey in ein lautes, scherzhaftes

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