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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dieser Wein scheint etwas mit einer… vertraulichen Angelegenheit zu tun zu haben. Mehr kann ich, fürchte ich, nicht sagen.« Er zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    Von Namtzen sah ihn scharf an, nickte aber und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Papier vor ihm zu.
    »Wein, sagt Ihr? Nun, das ist seltsam.«
    »Was ist seltsam?«
    Der Hauptmann tippte mit seinem langen, makellosen Finger auf das Papier.
    »Dieser Name - Hungersbach. Es ist der Familienname eines alten Adelshauses; zu Egkh und Hungersbach. Nur sind es gar keine Deutschen; es sind Österreicher.«
    »Österreicher?« Grey spürte, wie sein Herz einen Satz machte, und beugte sich vor, als wollte er sich vergewissern, dass dieser Name auf dem Papier stand. »Seid Ihr sicher?«
    Von Namtzen machte ein amüsiertes Gesicht.
    »Natürlich. Ihr Anwesen in der Nähe von Graz ist berühmt für seine Weine; das ist der Grund, warum ich sage,
es ist seltsam, dass Ihr mir diesen Namen bringt und sagt, dass es um Wein geht. Der beste Wein aus St. Georgen - so heißt das Schloss dort, St. Georgen - ist berühmt. Sie machen einen sehr guten Rotwein - eine Farbe wie frisches Blut.«
    Grey spürte ein seltsames Rauschen in den Ohren, als wiche ihm selbst plötzlich das Blut aus dem Kopf, und er legte eine Hand auf den Tisch, um sich zu stützen.
    »Sagt es mir nicht«, sagte er, und seine Lippen fühlten sich ein wenig taub an. »Der Name des Weins ist ›Schilcher‹?«
    »Ja, genau. Woher habt Ihr das nur gewusst?«
    Grey machte eine kleine Handbewegung, um anzuzeigen, dass es keine Rolle spielte. Es schien eine Anzahl Mücken im Zimmer zu sein, obwohl sie ihm bis jetzt nicht aufgefallen waren; sie schwärmten im Licht des Fensters umher, tanzende schwarze Flecke.
    »Diese - die Familie Hungersbach - dann befinden sich einige von ihnen in London?«
    »Ja. Baron Joseph zu Egkh und Hungersbach ist das Familienoberhaupt, doch sein Erbe ist ein entfernter Vetter namens Reinhardt Mayrhofer - er unterhält ein ziemlich großes Haus am Mecklenburgh Square. Ich bin ein paarmal dort gewesen - obwohl angesichts der derzeitigen Lage …« Er zog eine Schulter hoch, um anzuzeigen, wie delikat die diplomatische Lage war.
    »Und dieser … Reinhardt. Er - ist er klein? Dunkelhäutig, mit langem … gelockten … H-haar?« Die Mücken waren plötzlich mehr geworden, und sie leuchteten jetzt, eine beinahe feste Masse flackernder Lichter vor seinen Augen.

    »Woher wusstet Ihr - Major! Ist Euch nicht gut?« Er ließ das Papier fallen, packte Grey am Arm und führte ihn eilig zum Sofa. »Setzt Euch bitte. Ich lasse Wasser und Brandy holen. Wilhelm, schnell!« Ein Bediensteter tauchte kurz in der Tür auf und verschwand dann auf von Namtzens drängende Geste hin augenblicklich.
    »Mir fehlt nicht - nicht das Geringste«, protestierte Grey. »Wirklich, es gibt … nicht … den … geringsten … G-grund -« Doch der Schwabe legte ihm seine große Hand fest auf die Brust und drückte ihn flach auf das Sofa. Er bückte sich schnell, ergriff Greys Stiefel und hob seine Füße ebenfalls hoch, während er unablässig auf Deutsch nach unverständlichen Dingen rief.
    »Ich - wirklich, Sir, Ihr müsst -« Und doch spürte er, wie grauer Nebel vor seinen Augen aufstieg, und in seinem Kopf drehte sich alles, sodass er seine Gedanken nur mühselig ordnen konnte. Er konnte Blut in seinem Mund schmecken, wie seltsam … es vermischte sich mit dem Geruch von Schweineblut, und er spürte, wie es ihm hochkam.
    »Mylord, Mylord!« Tom Byrds Stimme hallte durch den Nebel, schrill vor Panik. »Was habt ihr mit ihm gemacht, ihr verfluchten Hunnen?«
    Ein Gewirr tieferer Stimmen umgab ihn und sprach Worte, die davonschlüpften, bevor er ihre Bedeutung erfassen konnte; ein Krampf schüttelte ihn und verdrehte ihm mit solch brutaler Gewalt die Eingeweide, dass sich seine Knie an seine Brust hoben und vergeblich versuchten, ihn zu unterdrücken.
    »O je«, sagte von Namtzens Stimme dicht neben ihm im Tonfall leichter Bestürzung. »Nun, es war sowieso
kein besonders schönes Sofa, nicht wahr? He, Junge - zwei Häuser weiter wohnt ein Arzt; lauft zu ihm und holt ihn rasch, ja?«
     
    Danach nahmen die Ereignisse ein albtraumhaftes Wesen an, und es wurde sehr laut. Monsterfratzen blickten ihn durch einen perlmuttfarbenen Nebel an, und Worte wie »Emesis« und »Eiklar« schossen an seinen Ohren vorbei wie pfeilschnelle Fische. Er spürte ein furchtbares Brennen in Mund und Kehle, das in Abständen

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