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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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stechenden Krämpfen weiter unten wich, die so heftig waren, dass er dann und wann für einige Augenblicke das Bewusstsein verlor, nur um dann wieder von einer Flut schwefliger Galle geweckt zu werden, die mit solcher Gewalt aufstieg, dass seine Kehle allein nicht genug Raum für ihren Austritt bot und sie ihm als brennender Speier aus den Nasenlöchern schoss.
    Diesen Anfällen folgte reichhaltiger Speichelfluss, der ihm zunächst willkommen war, weil er das schweflige Erbrochene verdünnte, dann jedoch zur Quelle des Schreckens wurde, weil er ihn zu ertränken drohte. Einmal war er sich dumpf bewusst, dass er mit dem Kopf über der Sofakante hing und sabberte wie ein tollwütiger Hund, bevor ihn jemand hochzog und versuchte, ihm eine Flüssigkeit einzuflößen. Sie war kühl und klebrig, und als sie seinen Gaumen berührte, revoltierte sein Inneres erneut. Schließlich breitete sich das stickige Parfum des Mohns wie ein Verband über seine wunden Nasenschleimhäute; er saugte schwach an dem Löffel in seinem Mund und stürzte erleichtert in die flammendurchzogene Dunkelheit.
    Er erwachte unvorstellbare Zeit später aus der Orientierungslosigkeit
der Opiumvisionen und stellte fest, dass eine der Monsterfratzen aus seinen Träumen immer noch zugegen war und sich über ihn beugte - ein bleiches Antlitz mit vorquellenden Augen und Lippen von der Farbe roher Leber. Eine feuchtkalte Hand machte sich an seiner Intimsphäre zu schaffen.
    »Leidet Ihr an einer chronischen Geschlechtskrankheit, Mylord?«, erkundigte sich die Fratze. Ein Daumen piekste ihn vertraulich in den Hodensack.
    »Absolut nicht«, sagte Grey, wobei er sich kerzengerade hinsetzte und sich den Hemdschoß schützend zwischen die Beine presste. Das Blut strömte ihm aus dem Kopf, und er schwankte alarmierend. Er packte die Kante eines Tischchens neben dem Bett, um sich aufrecht zu halten, und bemerkte erst jetzt, dass die furchtbare Fratze nicht nur klamme Hände hatte, sondern auch eine übergroße Perücke und einen schrumpeligen Körper, der in schäbiges Schwarz gekleidet war und nach Medikamenten stank.
    »Man hat mich vergiftet. Was seid Ihr für ein infamer Quacksalber, dass Ihr einen Aufruhr der inneren Organe nicht von der Syph unterscheiden könnt, zum Kuckuck?«, wollte er wissen.
    »Vergiftet?« Der Arzt machte ein etwas verwundertes Gesicht. »Wollt Ihr damit sagen, dass ihr nicht absichtlich eine Überdosis der Substanz genommen habt?«
    »Welcher Substanz?«
    »Nun, Quecksilbersulfid natürlich. Es wird zur Behandlung der Syphilis verwendet. Das Resultat der Magenspülung … was habt Ihr vor, Sir? Ihr dürft Euch nicht anstrengen, Sir, wirklich, das dürft Ihr nicht!«

    Grey hatte die Beine aus dem Bett gestreckt und versuchte aufzustehen, wurde jedoch sofort von einer erneuten Woge der Übelkeit überwältigt. Der Arzt packte ihn am Arm, genauso sehr, um ihn am Umfallen zu hindern, wie um seine Flucht zu verhindern.
    »Aber, aber, Sir, legt Euch einfach hin … ja, ja, so ist’s richtig, genau. Ihr seid sehr knapp davongekommen, Sir; Ihr dürft Eure Gesundheit nicht aufs Spiel setzen, indem Ihr hastige -«
    »Von Namtzen!« Grey widersetzte sich den Händen, die ihn wieder in das Bett schoben, und rief nach Beistand. Seine Kehle fühlte sich an, als hätte man sie mit einer großen Holzraspel bearbeitet. »Von Namtzen, wo in Gottes Namen seid Ihr?«
    »Ich bin hier, Major.« Eine große Hand legte sich von der anderen Seite her fest auf seine Schulter, und als er sich umdrehte, sah er das gut aussehende Gesicht des Hannoveraners mit gerunzelter Stirn auf sich herabblicken.
    »Ihr seid vergiftet worden, sagt Ihr? Wer würde denn so etwas tun?«
    »Ein Mann namens Trevelyan, Ich muss gehen. Würdet Ihr mir meine Kleider besorgen?«
    »Aber Mylord …!«
    »Aber Major, Ihr seid -«
    Grey packte von Namtzens Handgelenk. Seine Hand zitterte, doch er brachte alle Kraft auf, die er hatte.
    »Ich muss gehen, und zwar sofort«, sagte er heiser. »Die Pflicht verlangt es von mir.«
    Die Miene des Hannoveraners veränderte sich augenblicklich, und er nickte und erhob sich.
    »Nun gut. Dann gehe ich mit Euch.«

    Diese Absichtserklärung hatte Greys magere Kraftreserven komplett erschöpft, doch zum Glück nahm von Namtzen die Dinge in die Hand, indem er den Arzt nach Hause schickte, seine Kutsche bereitstellen ließ und Tom Byrd herbeirief, der sofort Greys Uniform holte - die zum Glück gereinigt worden war - und ihm hineinhalf.
    »Ich bin sehr

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