Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
Kopf nach unten schwang und beinahe gegen die Wand geschmettert hätte.
Schlechte Idee. Ganz schlechte Idee.
Sobald der Schwanz am Rathausdach war, ließ ich los.
Ich schlug mit dem Rücken auf. Die Luft wich zischend aus meiner Lunge. Ich keuchte und hustete, als ich mich umdrehte, kaum schnell genug, um nichts abzubekommen, wenn ich mich übergab. Dann spuckte ich, bis der Säuregeschmack nachließ.
Über mir schmierte mein Drache Blut über die Tempelwand, immer noch zuckend, während Laser seine ausgestreckten Flügel durchstachen. Er stieß im Fallen ein letztes ohrenbetäubendes Brüllen aus, und das Rathaus erzitterte, als er aufschlug und vom Dach herunterhing.
Er hatte mir gerade einen anderen Weg zum Boden ermöglicht.
Ich schob den Rucksack wieder auf den Rücken. Die Schulter brannte, doch der stechende Schmerz ließ nach. Was immer
ausgerenkt gewesen war, musste bei meiner Landung wieder zurückgesprungen sein.
Während ich dem sterbenden Drachen jetzt für drei Dinge zu danken hatte, lief ich dorthin, wo sein Schwanz und seine Hinterbeine auf die Südseite des Daches hingen. Ich konnte nicht erkennen, ob der Schwanz bis ganz zum Boden reichte. Trotzdem musste ich mich beeilen, bevor er ganz hinunterglitt. Da überall Eis war, würde die Bestie nicht lange so liegen bleiben.
Zweimal rutschte ich auf dem Dach aus und zerkratzte mir die Handflächen, als ich mich wieder fing, aber ich erreichte die Hinterbeine des Drachen, als der Körper zu zittern begann. In der Hoffnung, dass er tot sei, kletterte ich seine Krallen und sein Bein hinauf und dann von der Seite auf den Rücken. Die Schuppen waren scharf und kalt, nass vom Hagel. Aber er war eine Eidechse – wenn auch eine riesengroße, die an die Tundra angepasst war – und kaltblütig, daher sollten kalte Schuppen normal sein. Vielleicht.
Ich stieg auf seinen Rücken und benutzte die Schuppen wie eine Leiter über den Rand des Gebäudes. Der Körper zuckte krampfhaft, als ich neben den ausgestreckten Flügeln auf halbem Wege nach unten war. Der Drache geriet ins Rutschen. Ich hielt mich noch fester, aber als der Drache immer weiter rutschte, sprang ich auf den Flügel und schlitterte den Rest des Weges hinab und holperte und stolperte über Knochen unter den dünnen, glatten Schuppen.
Wind fuhr mir ins Gesicht und die Ärmel hinauf, als ich hinuntersauste. Schließlich wurde meine Bahn an den Flügelspitzen flacher. Mein Schwung warf mich in dem Moment zu Boden, als der Drache hinter mir herunterkrachte.
Jemand, der vorbeirannte, starrte mich an und fluchte, dann warf er einen Laser in meine Richtung, als er nach Norden
weiterlief. Meine Hände waren zu kalt und steif, um die Waffe zu fangen, doch ich hob sie vom Boden auf und orientierte mich dann, wo ich mich in Bezug zu Sams Fenster befand. Nicht weit. Ich kletterte über den Kadaver des Drachen. Das Gebäude und die Bestie schufen eine schmale Schlucht, die vor Wind und Lärm geschützt war.
Ich fand das Gefängnisfenster mühelos, und sie hatten es nicht geschlossen. »Sam?« Ich kniete mich hin und spähte in den dunklen Raum.
Leer.
Ich sank zurück und stützte die Stirn gegen einen eisernen Gitterstab, während ich versuchte, mir auszumalen, was geschehen sein konnte. Es war möglich, dass er geflohen war, aber er konnte sich kaum merken, wie man ein Datenlesegerät benutzte. Seelenscanner außer Kraft zu setzen überstieg seine Fähigkeiten. Orrin war auch im Gefängnis gewesen, doch er war ein ebenso hoffnungsloser Fall wie Sam. Stef hätte es tun können, aber man brauchte wahrscheinlich Werkzeuge, die sie nicht hatte.
Die andere Möglichkeit war, dass Li meine Abwesenheit bemerkt und gewusst hatte, wo sie mich finden würde. Sie hätte nicht gezögert, Sam zu töten.
Dann würde ich ihn rächen. Li würde zurückkommen, und wie Meuric würde sie für den Rest ihres Lebens Jagd auf mich machen, aber zumindest würde sie den gleichen seelenzerreißenden Schmerz erleiden wie Sam.
Mein Magen krampfte sich zusammen. Wann war mir Töten so gleichgültig geworden? Mein Messer war noch nass von Meurics Blut, und ich dachte bereits daran, was ich meiner Mutter antun würde? Ich wollte mich erneut übergeben, aber es war nichts mehr in mir übrig.
Heulen und Stöhnen riss mich aus meinen Gedanken.
Hohe Schatten schwebten um die Überreste des Drachen und versengten seine Schuppen. Ich zog die Nase kraus bei dem Gestank und rannte weg von den Sylphen. Sie waren noch nicht an mir
Weitere Kostenlose Bücher